Die neue Datingshow «Ready For Love» verknüpft den «Bachelor» mit Elementen aus «The Voice» sowie «X-Factor» und bringt sich damit selbst zum Scheitern.
„I’ve always loves Dating Shows. But let’s be honest, they don’t work too well at matching people. That’s why I want to make it different.“ Mit diesen ambitionierten Worten eröffnete die Schauspielerin Eva Longoria ihre neue US-Show
«Ready For Love», bei der sie als ausführende Produzentin fungiert. Ihrer Ansprache folgte ein minutenlanger Trailer, in dem die wichtigsten Ereignisse der nachfolgenden Staffel vorweggenommen und offenbart wurde, dass sie mit einem Heiratsantrag enden wird. Das Versprechen, mithilfe der Show die wahre Liebe finden zu können, thronte daher von Beginn an über der zweistündigen Premiere und wurde in ihr mit aller Vehemenz betont. Dabei halfen auch die unzähligen romantischen Bilder von Sonnenuntergängen, von Picknicken in freier Natur, von A cappella-Lovesongs im Schein des Lagerfeuers und von in Sand gemalten Herzen genauso wie die Aussagen aller Beteiligten, die stets betonten, dass am Ende nicht Geld, Ruhm oder Karriere zählen, sondern nur die Möglichkeit, sein Leben mit einem besonderen Menschen teilen zu können. In diesem Zusammenhang wurde auch das Wort „Fairy Tale“ auffallend häufig benutzt.
Um nun dieses mutige Versprechen bezüglich des Findens der großen Liebe einlösen zu können, entwickelten die Produzenten ein merkwürdiges System, das zu all dieser ausgestellten Romantik nur wenig passt. Im Zentrum der Reihe stehen drei männliche Junggesellen, die aus einer Gruppe von Bewerberinnen im Laufe der Show ihre jeweilige Traumfrau herausfiltern sollen. Dies geschieht wie bei vergleichbaren Sendungen (wie etwa «The Bachelor») durch Gruppen- und Einzeldates, bei denen auf gegenseitige Tuchfühlung gegangen wird, bevor am Ende jeder Ausgabe einige Damen aus dem Rennen fliegen. Bevor es zu diesen kommt, müssen die Kandidatinnen jedoch noch durch die sogenannten „Blind Selections“ hindurch, bei der sich die Macher offenbar von «The Voice» haben inspirieren lassen. Nicht umsonst wird «Ready For Love» auch direkt im Anschluss an die erfolgreiche Musikshow ausgestrahlt. Wie es der Name vermuten lässt, bekommt der jeweilige Traummann seine Kandidatinnen nämlich zunächst nicht zu sehen, sondern diese in Vierergruppen hinter einer Wand vorgestellt, unter denen er pro Gruppe eine Bewerberin ungesehen aus dem Rennen um sein Herz herauswählen muss. Auch wenn diese Aktion augenscheinlich auf den Erfolg der „Blind Auditions“ von «The Voice» aufsattelt, werden dabei nostalgische Erinnerungen an «Herzblatt» und «Sommer sucht Sprosse» geweckt.
Dieses Auswählen der letztendlichen Kandidatinnen, ohne sie vorher gesehen zu haben, lässt sich mit der gewünschten, romantischen Grundstimmung der Show noch gut vereinbaren, denn schließlich werden diese (scheinbar) nur aufgrund ihres Charakters und nicht ihres Aussehens erwählt. Das entscheidende und fatale Element des Formats stellen eher die sogenannten „Matchmaker“ dar, die hauptberuflich Partnervermittlungsagenturen führen und daher als Liebesexperten verkauft werden. Ihnen oblag es nämlich (angeblich) zuvor aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung aus den Tausenden Bewerberinnen pro Mann und Matchmaker jeweils die geeignetsten Bewerberinnen für die Blind Selections zu finden. Dabei übernehmen sie jedoch nicht nur die reine Auswahl, sondern geben den Damen zudem fortwährend Instruktionen, wie sie sich gegenüber dem vermeintlichen Traumprinzen zu verhalten und darzustellen haben. Dies gilt nicht nur für die Blind Selections, sondern insbesondere für ihr Auftreten bei den späteren romantischen Dates. In Einspielern werden sie daher gezeigt, wie sie den Frauen Blicke, Gesprächsthemen und andere Verhaltensweisen empfehlen und bestimmtes Benehmen sogar verbieten.
Nachdem die Dates durchgeführt und gemeinsam angesehen wurden, werden diese von den Matchmakern ausgewertet und die Bewerberinnen mit ihrem jeweiligen Fehlverhalten, also dem Nichtbefolgen der vorherigen Anweisungen, konfrontiert. Doch damit nicht genug, am Ende nominieren die drei Matchmaker drei Frauen, die besonders versagt, also ihre Befehle am wenigsten verfolgt haben. Aus dieser Auswahl muss anschließend der Traummann, um den es eigentlich geht, eine Bewerberin abwählen und heim schicken. Die Matchmaker fungieren hier also nicht nur als Liebesboten, die eventuell passende Menschen zusammenführen, sondern vielmehr als Jury und Coaches wie man es aus «X-Factor» und «The Voice» kennt und drillen ihre Kandidatinnen so wie es Tyra Banks mit ihren angehenden Topmodels tut. Zum Versprechen von großer Romantik und wahrer Liebe will dieses Verfahren absolut nicht passen. Vor allem dann nicht, wenn in den Verlauf der stimmungsvollen und harmonischen Dates Bilder vom Coaching der Kandidatinnen geschnitten werden, in denen ihnen empfohlen wird, sich genau so zu verhalten, wie sie es letztlich tun.
Um dies nicht falsch zu verstehen, das Enttäuschende daran ist nicht, dass der Ablauf hochgradig inszeniert und wahrscheinlich vollständig gestellt ist. Es ist auch nicht die Tatsache, dass bei Dates (ob nun im oder abseits des Fernsehens) taktiert wird oder, dass TV-Kandidatinnen berechnend agieren. Das störende an der Show ist, dass sich dieses Element mit den fortwährenden Darstellungen von schicksalhaften Momenten, märchenhaften Augenblicken, tiefgreifender Seelenverwandtschaft und dem wiederholt aufgegriffenem Motiv der Liebe auf den ersten Blick beißt und die mühevoll erzwungene Atmosphäre zerstört. Es ist unverständlich, dass den Machern diese enorme Diskrepanz innerhalb des Konzepts nicht selbst aufgefallen ist.
Zwar ist das ganze Prozedere wunderschön anzusehen, denn die Bilder sind hochwertig und toll inszeniert sowie die gesamte Show mit passender, nie zu aufdringlicher, Stimmungsmusik untermalt, wodurch sie trotz Studioatmosphäre eher wie ein langer, kitschiger Liebesfilm anmutet, doch der ausgetragene, komplizierte und allzu berechnende Modus tritt all diese Bemühungen mit Füßen. Offenbar wollten sich die Macher nicht nur auf den Erfolg von Datingshows wie «Der Bachelor» verlassen, sondern eben auch den Hype um «The Voice», «X-Factor» und «America’s Next Topmodel» nutzen. Dadurch wirkt das Ergebnis jedoch wenig stimmig, stark erzwungen und macht sich selbst unglaubwürdig.