Die ESC-Woche 2013
In einem „Wochenschau“-Spezial wird auch in diesem Jahr wieder auf kuriose, witzige und zentrale Begebenheiten aus sieben Tagen «Eurovision Song Contest» geblickt.
SONNTAG - 12. Mai
App jetzt mit Second Screen
Zugegeben: Das Wortspiel im Titel ist schon peinlich. Die Idee dahinter aber keineswegs, denn was der NDR Sonntag zum Start der ESC-Woche mitteilte, war löblich-modern. Die europäischen Rundfunkanstalten bieten dieses Jahr erstmals eine offizielle App zum ESC an. Zunächst nur auf Englisch, Deutsch, Schwedisch und Holländisch, in den nächsten Jahren dann auch in weiteren Sprachen. Moment mal: Müssten nicht die Idiome der „Big 5“ alle von Beginn an...? Na ja, dafür kann man über die App appstimmen und ganzjährig Infos beziehen. Während der Shows ist sie auch als Second Screen zu gebrauchen. Alles kostenlos. App dafür!
MONTAG - 13. Mai
Nationalgerichte der Siegerländer
Weil das leibliche Wohl wichtig ist, brachte bookatable.de, Europas größter Restaurantführer im Internet, Montag eine Liste heraus, die übersichtlich und pointiert darstellte, in welchem der ESC-Siegerländer aus den letzten zehn Jahren es welches Nationalgericht am häufigsten zu essen gibt. Überflüssig, denn dass es sich z.B. in der Ukraine um Kartoplyanyky, in Finnland um Karjalanpiirakka oder in der Türkei um Kuru Fasulye handelt, ist doch wohl bekannt. Dass es in Deutschland hingegen um Bratwurst mit Sauerkraut geht, überrascht ebenso wie der Fakt, dass wir irgendwann mal in den letzten Jahren zu den ESC-Siegern gehört haben sollen.
DIENSTAG - 14. Mai
Halbfinale eins
Aufgefallen ist im ersten Halbfinale am Dienstag nicht allzu viel. Beim Beitrag aus Zypern konnte man sich zwar die Frage stellen, wieso eigentlich Céline Dion für den Inselstaat gesungen hat und beim Schnelldurchlauf gab die Einblendung „Deutschland ist heute leider nicht stimmberechtigt“ Rätsel auf. Leider? Bei den schwachen Nummern hätte eher „zum Glück“ da stehen müssen. Sonst war aber nichts von Belang auszumachen. Es gab nur noch einen kleinen Lerneffekt: Belgien hat doch tatsächlich eine eigene «The Voice»-Version: «The Voice Belgique». Da hat ein Italiener gewonnen, doch den ESC-Sieg erreichte der „leider nicht“.
MITTWOCH - 15. Mai
Freude über Funken
Mittwoch hatten Cascada ihren zweiten Probedurchlauf in der Malmö Arena. Dabei glänzten sie nicht nur mit ihrem Lied, sondern auch mit viel Pyrotechnik. Rote Blitze schossen aus dem Boden, Fontänen tropften von der Decke und die meisten Beobachter waren begeistert. So jauchzte NDR 2-Moderator Thomas Mohr: „Endlich mal Pyro bei einem deutschen Auftritt!“ Andere Reporter lobten noch vor Ort: „Nicht so minimalistisch wie sonst bei deutschen Beiträgen!“ Dabei war es doch gerade dieser Minimalismus, der Lena mit der Zuspitzung auf ihre eigene Zauberhaftigkeit zum Sieg verhalf. Natalie Horler ist da fast schon eine Anti-Lena.
DONNERSTAG - 16. Mai
Halbfinale zwei
Beim zweiten Halbfinale am Donnerstag fiel schon mehr auf als beim ersten. Zunächst muss festgehalten werden, dass es sich um einen dieser seltenen Momente handelte, in denen bei Phoenix mal kein Newsticker zu sehen ist. Bleibt man beim Thema Einblendungen, fielen die ausgebliebenen Abstimmnummern für Rumänien auf. Wie schon beim ersten Halbfinale ganz schön eigensinnig, diese Einblendungstechniker- und Tippsen. Dann kann konstatiert werden, dass La Brass Banda trotz Aus im deutschen Vorentscheid beim ESC dabei sind: Die singen einfach für Griechenland. Grinsekatzen kommen aus Malta und Zierde-Opas aus der Schweiz.
FREITAG - 17. Mai
Wenn der Fedder tippt...
... wundert sich die Feder. Die schreibende, boulevardeske Journalisten-Feder, um genauer zu sein. Die hatte schließlich in den Tagen bis Freitag strikt versucht, der Öffentlichkeit einzureden, welch große Chancen doch Cascada hätten. Dann schreibt Jan Feddersen, ESC-Experte vom NDR, in seinem Blog plötzlich, dass es doch ganz klar wäre, dass Dänemark gewinnt: „Die Flöte zu Beginn, die Trommeln, die Fähigkeit der Chanteuse, das Kameraauge so zu treffen, dass es wie ein schmachtender Hilferuf aussieht – das alles ist handwerklich sehr, sehr gut gemacht.“ So, so! Schon wieder Skandinavien? Ist das etwa der neue Ostblock?
SAMSTAG - 18. Mai
Die Stimme war´s!
Nein, verdient ist der hintere 21. Platz für Cascada natürlich nicht, aber dennoch: Ihr Auftritt war eben auch nicht so gut, wie es Urban, Schöneberger und Co. nachher meinten. Natalie Hörlers Gesang war nicht vernünftig zu hören. Die Tontechnik spielte nicht mit und Hörlers Stimme ging in der Musik zu sehr unter. Immerhin schafften Cascada es aber, Deutschland die ersten Punkte aus Israel seit wer weiß wie vielen Jahren zu beschaffen. Und dann gleich fünf! Die höchste Bewertung für Germany 2013. Den Sieger Dänemark machte hingegen die Wettmafia. Mal wieder. Verdienter wäre aus meiner Sicht der erste Platz für Belgien gewesen.
Irgendwie werden Spezialausgaben zu irgendwas fast immer traditionell schlecht. Beim ESC macht das aber nichts, denn der ist ja selbst jedes Mal traditionell schlecht. Davon lebt er halt. Bei der „Wochenschau“ verhält es sich nicht viel anders. Insofern passen diese beiden Institutionen der leichten Unterhaltung bestens zusammen, weshalb Sie, liebe Leser, auch in diesem Jahr wieder so eine Spezialausgabe meiner Kolumne zum Gesangswettbewerb lesen mussten. Damit die allerdings nicht gleich genauso schlecht wird wie er, habe ich immerhin zwei Dinge ausgeklammert, bei denen Unsicherheit herrschte: Kannte man das Motto des ESC 2013 „We are one“ nicht schon aus einem deutschen TV-Zusammenhang? Und kannte man diesen Bass-Ton, der in der Malmö Arena vor jedem Auftritt eingespielt wurde, nicht schon als ersten Ton eines vormaligen Siegerliedes? Nicht? Na, dann habe ich mich wohl getäuscht. Keine Täuschung ist es hingegen, wenn Sie nächsten Sonntag den Eindruck haben, wieder eine ganz normale „Wochenschau“ zu lesen. Bis dahin hoffe ich, Sie mit der nun zu Ende gehenden Sonderausgabe nach dem enttäuschenden deutschen Auftreten wenigstens etwas erheitert und Sie Ihrer „Teardrops“ entledigt zu haben...