Studie kritisiert US-Alterskontrolle für Filme

Das US-System zur Alterskontrolle von Filmen hat in den vergangenen zehn Jahren auch in Jugendfilmen immer mehr explizite Sex- und Gewalt-Szenen toleriert. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Harvard School of Public Health, die 1.906 Filme zwischen 1992 und 2003 untersucht hat. Demnach sinkt die Toleranzgrenze für explizite Sex- und Gewalt-Szenen immer mehr. Filme, die noch vor zehn Jahren mit einer Altersbeschränkung belegt worden wären, werden vom zuständigen Verband, der Motion Picture Association of America (MPAA), heute oft jugendfrei gegeben.

"Die MPAA scheint zunehmend mehr extreme Inhalte in allen festgelegten Alterskategorien zu tolerieren", so die Studie. Neben der MPAA wurden jedoch auch die Ergebnisse zweier unabhängiger Bewertungsinstitutionen, Kids-in-Mind and Screen It!, in den vergangenen zehn Jahren untersucht. Der Inhalt von Filmen mit der gleichen Alterbewertung könne sehr variieren, so ein Ergebnis. Zudem rückt die Toleranzgrenze immer weiter nach unten. So wäre beispielsweise der Disney-Film «Piraten der Karibik» vor zehn Jahren an der oberen Grenze des PG-13-Ratings gewesen (entspricht frei ab 13 Jahren), also knapp bei einem R-Rating (ab 17 Jahren). 2003 lag die Bewertung des Films jedoch an der unteren Grenze des PG-13-Ratings, also knapp bei Jugendfrei.

Die Studienautoren Kimberly Thompson und Fumie Yokota fordern eindeutige Richtlinien zur Bewertung von Filmen und eine Ausweitung der Bewertung auf alle Unterhaltungsinhalte in Medien. Dies könne allerdings nicht nur eine Institution bewältigen. Weiters führt die Studie an, dass 95 Prozent aller untersuchten Filme sich ausschließlich auf Sex und Gewalt beschränken. Die Verwendung von Zigaretten, Alkohol und Drogen werde kaum bewertet. Ein MPAA-Sprecher meinte zu der Studie laut New York Times, dass sich die Bewertungskriterien zur akzeptablen Darstellung von Sex und Gewalt in der US-Gesellschaft permanent ändern. Es sei daher nicht verwunderlich, dass dies auch bei Film-Ratings so sei. (pte)
14.07.2004 15:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/6393