Griechenland schließt Staatsrundfunk ERT

Über Nacht hat das Krisenland ohne jede Vorwarnung seinen Staatsrundfunk abgeschaltet. Zahlreiche Journalisten legen am Mittwoch deshalb ihre Arbeit nieder.

Das Euro-Sorgenkind Griechenland hat aus Sparzwängen kurzerhand seinen Staatsrundfunk ERT geschlossen. Dies gab Regierungssprecher Simos Kedikoglou überraschend in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch bekannt: „Es kann keine heiligen Kühe geben, die nicht geschlachtet werden können, wenn überall gespart wird.“ Die ERT beschäftige nach Ansicht der Regierung zu viele Menschen als nötig und stelle somit eine „ungeheure Geldverschwendung“ dar. Damit verliert Griechenland auf einen Schlag drei landesweit ausgestrahlte TV-Programme sowie 19 regionale Radiosender.

Knapp 2700 Menschen stehen dadurch plötzlich ohne Job da. Zwar wird den Mitarbeitern eine Abfindung versprochen. Doch das kann die allgemeine Empörung über die Geschehnisse in Griechenland nur bedingt mildern. In der Nacht hatten sich viele Menschen vor der ERT-Zentrale in Athen versammelt um gegen die Pläne zu demonstrieren, zwischenzeitlich stellten auch mehrere Privatsender ihre Sendungen ein.

Es sei jedoch eine neue TV- und Radio-Institution geplant, kündigte der Sprecher an. In den nächsten Monaten soll hierfür aber erstmal ein geeignetes Konzept erarbeitet werden, das vorsieht, beim künftigen Staatsrundfunk nur noch 1000 Mitarbeiter zu beschäftigen. Doch an die Umsetzung dieser Pläne glauben derzeit nur die Wenigsten in Griechenland. Für den heutigen Tag sind daher zahlreiche Proteste geplant. Alle Journalisten des Landes streiken, morgen werden zudem keine Zeitungen erscheinen.
12.06.2013 10:25 Uhr  •  Daniel Sallhoff Kurz-URL: qmde.de/64294