Am Montagmittag stellt der FC Bayern seinen neuen Cheftrainer Pep Guardiola vor – es haben sich ähnlich viele Journalisten akkreditiert wie vor einem Champions League-Finale. Über den ausgebrochenen Wahnsinn...
Über Christian Ortlepp
Als Chefreporter des Vorabendmagazins «Bundesliga Aktuell» schätzt Christian Ortlepp für Sport 1 seit Jahren das Geschehen der Bundesliga ein - ist dafür nahezu täglich auch beim FC Bayern München vor Ort. Aber das ist nicht sein einziges Aufgabengebiet: Für den Bayerischen Fußballverband (BFV) moderiert er ein eigenes Internet-Format, das sich komplett mit dem Amateur-Fußball beschäftigt. Herr Ortlepp, wie sehr freuen Sie sich auf die Vorstellung von Pep Guardiola und den Trainingsauftakt?
Ein Trainingsauftakt beim FC Bayern München ist ja immer spannend. Es ist wieder die Rückkehr zum täglichen Irrsinn. Man muss ja wissen, dass das, was jeden Tag an der Säbener Straße passiert, ohnehin schon Wahnsinn ist. Natürlich: Wer über den FC Bayern München berichten darf, ist privilegiert – das darf man nie vergessen. Aber am Montag bei der Vorstellung von Pep Guardiola wird der Irrsinn ganz sicher seinen Höhepunkt erreichen. Ich habe damals auch schon die Vorstellung von Otto Rehhagel erlebt – damals gab es aber noch nix online, keine E-Mail, keinen Paid-Content. Rehhagel wurde in einer Turnhalle vorgestellt, die rappelvoll war. Teilweise waren sogar Fans gekommen. Später gab es große Präsentationen von Klinsmann und van Gaal. Aber bei Pep Guardiola wird es wohl noch einen Tick mehr werden als damals bei Rehhagel. Das wird eine ganz neue Dimension.
Die Rehhagel-Präsentation war für die damalige Zeit schon das Non-Plus-Ultra…
Da wurde vor 5000 Menschen mit Megafonen gesprochen. Der Vorstand trug „Otto, find ich gut“-Mützen. Aber Pep Guardiola ist schon ein Trainer höchster Güteklasse, er hat die Champions League gewonnen, hat Spieler zum Weltformat geformt. Da werden zahlreiche spanische Kollegen in München sein. Die Engländer werden vor Ort sein, weil sie natürlich traurig sind, dass er nicht in die Premiere League gegangen ist.
Sie erwarten also, dass am Montag und am Mittwoch beim Trainingsauftakt sämtliche Rekorde was die Berichterstattung angeht, gebrochen werden?
Das wird alles gebrochen. Der Presseraum in der Allianz Arena wird knallvoll sein. Ich wette, dass dort noch nie so viele Kameras standen, nie so viele schreibende Kollegen vor Ort waren. Ab Mittwoch gibt es die Trainings vor je 25.000 Menschen in der Allianz Arena. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Andrang riesig sein wird.
Wie wird Sport1 in der kommenden Woche berichten?
Guardiola wird am Montag um 12.00 Uhr vorgestellt. High Noon in München. Wir senden von 11.30 bis 14.30 Uhr live. Am Tag des ersten Trainings, am Mittwoch, machen wir einige Stunden Sondersendung ab 16.45 Uhr. Ich erinnere mich noch an das erste van-Gaal-Training, das uns Rekordquoten bescherte. Das begann nämlich mit über einer Stunde Verspätung und wir mussten darüber reden, wie grün der Rasen in München ist (lacht). Diesmal finden die Trainings aber in der Allianz Arena statt, es wird nach den Einheiten Möglichkeiten geben in der Mixed-Zone Interviews zu führen. Also alles eine neue Dimension. Aber ich sage ehrlich: Ich bin total heiß drauf.
Wie wird Guardiola mit der Presse umgehen? Erwartet uns ein offener Bayern-Trainer wie einst Hitzfeld oder doch eher ein verschlossener wie van Gaal?
Also ich weiß, dass er gut deutschen sprechen wird. Er hat jeden Tag vier Stunden lang diese Sprache gelernt. Deshalb bin ich recht sicher, dass er Spieler wie Ribery in Sachen Sprache ins Abseits stellen wird. Die Zusammenarbeit mit den Medien wird sich einspielen müssen, so wie es auch bei van Gaal der Fall war. Er wird auf jeden Fall freitags bei der großen Pressekonferenz immer Rede und Antwort stehen. Einzelinterviews hat er in Barcelona nie gegeben – ob er bei den Bayern also vor und nach dem Spiel im Fernsehen auftritt, wird sich zeigen müssen. Ich bin überzeugt, dass der FC Bayern München mit Sammer und Guardiola das beste Duo hat, das man aktuell haben kann. Das sind junge Leute, unsere Generation.
Wie lange wird der Pep-Hype nun anhalten?
Das wird ein Dauerthema, das uns die ganze Zeit tragen und beschäftigen wird. Da wird jetzt alles rauf und runter gespielt. Da kommt nach der Vorstellung recht bald der erste Auftritt in der Provinz, dann wird es ein Trainingslager in Trentino geben, das wahrscheinlich so viele Journalisten begleiten wie nie zuvor. Dann kommt der Telekom-Cup, der DFL-Super-Cup, DFB-Pokal, Ende August das Spiel gegen Chelsea im UEFA Super Cup…
Welche Schlagzeile werden wir im Mai 2014 über Pep Guardiola hören?
Bei den Triple-Bayern 2014 herrscht jetzt Glatzenpflicht (lacht). Ich denke, es müsste viel passieren, wenn die Bayern nicht die Meisterschaft und den Pokal holen. Und ganz ehrlich: Ich glaube, sie machen’s auch in der Champions League noch einmal.
Vielen Dank für das Gespräch.