Trotz des starken Jahres für das Bezahlfernsehen in den Staaten ging dessen Erfolg in der Rivalität zwischeneinander unter – Neuland für HBO.
HBO kann einem schon leidtun – zumindest wenn man von den jährlichen Gewinnen in Milliardenhöhe einmal absieht und von Superstars, die beim Home Box Office einsteigen, um ihre persönlichen Lieblingsprojekte zu verwirklichen oder sich bestehenden Kassenschlagern des Kanals anschließen. Der 1972 gegründete Sender mit Sitz in New York City hat auf den ersten Blick eine ziemlich erfolgreiche Saison hinter sich. Die Ratings von
«Game of Thrones» explodierten. Staffel für Staffel überbot das Fantasyepos seine eigenen Rekorde und Müdigkeit ist keine festzustellen beim Publikum: Ein Rating von 2,9 (bei einem Pay-TV-Sender!) beim Staffelfinale sprechen für sich, genauso wie eine durchschnittliche Zuseherschaft von 13,6 Millionen Menschen (unter Berücksichtigung aller Wiederholungen und Bestellungen). Auch
«Girls» läuft immer erfolgreicher und die Spielfilme des Senders, wie zum Beispiel
«Behind the Candelabra», haben zu ungewohnt hoher Aufmerksamkeit geführt.
Nicht zuletzt die genannten Programmierungen haben HBO dabei geholfen die meisten Emmy-Nominierungen der letzten Dekade einzuheimsen (108!). Zudem agiert HBO immer wohlwollender was seine Medienpräsenz angeht. Früher wurden wertende Presseberichte oder Rezensionen noch größtenteils heruntergespielt, mittlerweile betont der Pay-TV-Riese selbige in einem ungewohnten Ausmaß.
Und trotzdem kam bei der HBO-Präsentation anlässlich der „TV Critics Association“-Tour einmal mehr das unvermeidbare und gleichermaßen leidige Thema „Netflix“ auf, über das aufstrebende On-Demand-Angebot, das zwar erst so richtig seit 2012 auf dem Serienmarkt mitmischt, sich aber mit großen Schritten dem Giganten HBO nähert, durch Qualitätsserien wie der beliebten Comedy
«Arrested Development» und
«House of Cards».
Netflix ist längst nicht das erste Angebot, das auf den Pfaden des Home Box Office wandelt und versucht sich mit diesem zu messen, jedoch hat Netflix diesen Wettbewerb auf ein neues Level gebracht. Auch Kabelsender Showtime, schon im Geschäft seit 1976, konnte mit dem letztjährigen Durchbruch von
«Homeland » bei den Emmys in ähnlichem Maße auf sich aufmerksam machen und HBO ärgern. Und das war noch nicht alles: Eine Hand voll normaler Networks sowie Bezahlsendern versuchte bereits in der Vergangenheit sich durch ausgezeichnete Formate gegenüber HBO zu etablieren.
„Wir befinden uns bereits die ganze Geschichte unseres Networks in einem Konkurrenzkampf“, sagte der HBO CEO Richard Plepler der Presse, und betonte, dass Konkurrenz schließlich das Geschäft belebe. An anderer Stelle bezeichnete HBO Programm-Chef Michael Lombardo Netflix‘ Entscheidung noch nicht ihre Sendetermine preiszugeben als „seltsam“, nicht ohne anzumerken, dass einfaches Tagesgeschäft und kurzweiliger Erfolg wohl kaum eine geeigneter Messwert für den Erfolg eines Pay-TV-Senders sei.
Das Gefühl von HBO dieser Tage bezüglich seiner Neustarts, die es nicht schafften so richtig einzuschlagen, wird wohl ungefähr den Emotionen der anderen Networks entsprechen als HBO selbst begann die Aufmerksamkeit weg von selbigen Sendern und mehr auf sich selbst zu ziehen. Der Tenor ist der gleiche, in beiden Fällen kam die erfolgreichere der Parteien mit dem Argument daher: „Hey, die haben eine oder zwei Shows gemacht und ihr fangt schon an deren Angebot mit unserem zu vergleichen?“
HBO kommt immer mehr in Bedrängnis, ist aber trotzdem noch das Maß aller Dinge im Bezahlfernsehen. Trotzdem macht der Sender langsam die Erfahrung wie es ist, nicht immer unangefochtener erster Rang zu sein. Was König Joffrey in «Game of Thrones» schon treffend bemerkte, kennt HBO mittlerweile auch zu gut: „Schwer ist der Kopf, welcher die Krone trägt.“