Die Kritiker: «Beef Buddies»

Eine Sendung, zwei Meinungen: Die Quotenmeter-Redakteure Antje Wessels und Sidney Schering werfen einen Blick auf das neue ZDFneo-Format «Beef Buddies» und kommen zu zwei ganz unterschiedlichen Ansichten.

Inhalt:
Wenn die "Beef Buddies" Frank Buchholz, Chakall und Tarik Rose gemeinsam aufbrechen, wollen sie ein echtes Männerabenteuer erleben und ihrer Leidenschaft nachgehen: dem Kochen. In zehn Folgen «Beef Buddies» zeigen sie dem Zuschauer, dass es für ein gutes Essen keine Profiküche braucht. Auf ihrer kulinarischen Abenteuerreise quer durch Deutschland arbeiten die drei befreundeten Profi-Köche mit dem, was die jeweilige Region um sie herum bietet. Eines darf dabei aber niemals fehlen: das Fleisch. Eine Vorliebe, die die drei Freunde vereint. Unterstützung erhalten sie von ortskundigen Einheimischen, die Frank, Chakall und Tarik mit hilfreichen Tricks und lokalen Spezialitäten versorgen. So werden dem Zuschauer neben frischen Ideen für neue Gerichte außerdem nützliche Tricks und Handgriffe vermittelt.

Kritik:

Zweitmeinung von Sidney Schering

Kochsendungen sind zwar appetitanregend, aber auch ungeheuerlich eintönig. Schon deswegen ist es zu begrüßen, wenn ein neues Kochformat aus dem ewig gleichen „Ich labere mir hier hinter der Studioküche einen Ast ab und das Publikum lacht heiter, wenn ich einen Witz reiße“-Schema ausbricht. Wenn sich dieses Format dann noch selbstbewusst gegen den „Fleisch ist böse, weil, ihh, ungesund“-Trend stemmt, dann hat es sich ebenfalls einige Pluspunkte verdient. Die «Beef Buddies» überbetonen zu Beginn ihres Alpen-Ausflugs ihre Machohaftigkeit, gerade wenn es ums Reiten ungestümer Pferde geht, doch nachdem sie ihre erste Zwischenmahlzeit eingenommen haben, sind sie schon zahmer, kumpelhafter und werden recht sympathisch. Die grobe Weise, wie die «Beef Buddies» ihre Speisen zubereiten, mag neben den mit Fingerspitzengefühl arbeitenden Fernsehkochen albern wirken – doch sie ist authentisch und sicherlich näher am Zielpublikum des Formats. Ein Trip in die Region, von der die Speisen der aktuellen Folge inspiriert sind, gepaart mit nettem Geplänkel und guten Kochideen, für deren genauen Zutatenlisten der Zuschauer halt auf die Webpräsenz der Sendung gehen muss – keine Revolution der Kochshow, aber recht lecker für zwischendurch.
Wertung: 60%
Das Genre der Kochshows erreicht nach seinem Höhepunkt die Talsohle einfach nicht mehr. Die Quoten sämtlicher aktueller Sendungen, die sich mit der schmackhaften Zubereitung von mehr oder weniger gesunden Lebensmitteln befassen, sind von ihrem Höhenflug partout nicht runterzuholen. Da ist es klar, dass sich die Fernsehmacher unbedingt etwas einfallen lassen müssen, um ihr Format aus dem Wust an Konkurrenz hervorstechen zu lassen. Sei es mit Promis, angesagten Star-Köchen, die im Falle von Steffen Henssler neuerdings auch zum Comedian mutieren, oder mit der einfachsten Lösung, die da lautet: Innovation.

Mit Letzterem wollten offenbar Sven Görhardt und Jonas Kozinowski punkten, die den ehemaligen TVLab-Kandidaten «Beef Brothers» für Produzent Endemol realisierten. Das „Food-Adventure“, wie die Macher es betiteln, musste sich zunächst einer nicht nachvollziehbaren Namensänderung in die «Beef Buddies» unterziehen, bevor ihm das ZDF eine erste Staffel mit zehn Folgen bei ZDFneo spendierte. Ein Blick auf die Vita der beiden Fernsehschaffenden offenbart bereits die Ausrichtung des Formats. Nicht umsonst gehörten du den Projekten, die Görhardt und Kozinowski auf die Bildschirme brachten, unter anderem Formate wie «Großstadtcowboys» und «Fit for Fun TV» sowie «Helden der Kreisklasse». In die Reihe derart maskulin ausgerichteter Sendungen reiht sich nun auch «Beef Buddies» ein, das sich in den Presseunterlagen vollmundig selbst mit „Kochen für Kerle“ betitelt.

In den jeweils 45-minütigen Folgen begleitet das TV-Team eine Männer-Combo, bestehend aus Frank Buchholz, Tarik Rose und Eduardo Andrés „Chakall“ Lopez. Sie alle drei sind Sterne-Köche, die es zu ihrer Spezialität erklärt haben, nicht in einem drögen Fernsehstudio, geschweige denn überhaupt an einem Herd in einer Küche zu stehen, sondern die es nach draußen zieht. Dort, in der freien Natur, lässt es sich schließlich viel besser fachsimpeln, rumalbern – und natürlich kochen. Doch vor allem Letzteres gerät während der Dreiviertelstunde Sendezeit gänzlich zur Nebensache, wenn die drei Alltagshelden die Sendezeit nutzen, um ihre Männlichkeit zur Schau zu stellen, unlustige Scherze von sich geben und damit jegliche Sympathiewerte vermissen lassen. Das geht zwar nicht auf Kosten der Authentizität, immerhin spricht per se nichts gegen mit Improvisation gefüllte Sendezeit und gescripted ist hier ganz sicher nichts. Dennoch kann sich «Beef Buddies» nie für ein Genre entscheiden.

An sich ist das Format jedoch eine Mischung aus halbherziger Reisedoku und Kochsendung, bei der vor allem letzteres mehr schlecht als recht dargeboten wird. Zwar kann das Publikum den drei Protagonisten immer mal wieder beim Outdoor-Cooking zusehen und darüber schmunzeln, mit welch unkonventionellen Methoden diese oder jene deftige Speise zubereitet wird. Da man jedoch darauf verzichtet, für die Aktionen einen Sinn zu schaffen und die Koch-Eskapaden lieber konzeptlos mitten in die „Handlung“ zwängt, macht das ganze Format kaum einen Sinn. Weder gibt man den Zuschauern die Möglichkeit oder Tipps zum Nachkochen, indem man die Rezepte offenlegt, noch ist das Ganze derart spektakulär, dass man meinen könnte, das Kochen geschehe einfach um der Show oder Effekte wegen. Mehr noch: Der Fokus des Essens nimmt der Sendung, die als kurzweiliger Streifzug durch die jeweilige Region stimmiger hätte ausfallen können, ihren Rhythmus und legt das Augenmerk auf etwas, was die Sendung überhaupt nicht gebraucht hätte.

So kommt es, dass man so etwas wie einen Charme, den eine Sendung versprühen sollte, vergeblich sucht, woran auch die reichlich um Sympathie bemühten Hauptdarsteller nichts richten können. Wenngleich unter den dreien die Chemie stimmt und es in Ansätzen auch zu netten Momentaufnahmen kommt, ist das Dreierteam viel zu sehr mit Poserei beschäftigt. Lediglich wenn es ans Kochen geht oder man die Darsteller für kurze Zeit im Einzelgespräch zu sehen bekommt, scheinen sie gewillt, ihr aufgesetztes Macho-Gehabe für den Moment zu vergessen.

Fazit: Innovation kann man «Beef Buddies» nicht absprechen. Immerhin findet man derzeit kein einziges Format im Fernsehen, das sich „Food Adventure“ schimpft. Ordentlich produziert ist es auch und zudem kann man der Sendung eine frische Authentizität nicht absprechen. Einen Mehrwert bietet «Beef Buddies» damit jedoch noch lange nicht. Dafür ist die etwas andere Kochshow zu konzeptlos sowie deren Protagonisten zu wenig sympathieträchtig. Es findet sich schlicht kein Grund, weshalb der Finger ab sofort jeden Donnerstag um 21:00 Uhr ZDFneo auf der Fernbedienung suchen sollte.

Die «Beef Buddies» sind ab dem 01. August um 21:00 Uhr jeden Donnerstag bei ZDFneo zu sehen.
31.07.2013 10:00 Uhr  •  Antje Wessels Kurz-URL: qmde.de/65204