Simon Gosejohann spricht mit Quotenmeter.de über das TVlab-Format «Diese Kaminskis» und darüber, ob ZDFneo als Karrieresprungbrett taugt.
Herr Gosejohann, zunächst eine naive Frage: Wie wird man eigentlich Showpate für ein TVLab-Format?
Mehr über «Diese Kaminskis»
Die Doku-Sitcom «Diese Kaminskis – Wir legen Sie tiefer» berichtet von den Halbbrüdern Michael, Bernd und Marco Kaminski, die ein heruntergewirtschaftetes Bestattungsinstitut übernehmen. Dort erhoffen sie sich den großen Reibach, erfahren allerdings rasch, dass das Geschäft mit den Toten viel komplizierter ist als man denkt. Das Format läuft am Samstag ab 21.45 Uhr bei ZDFneo. Gosejohann ist zudem am Montagabend mit einem Projekt namens «antisocial Network» bei ProSieben zu sehen - die Sendung startet um 22.15 Uhr. Man fühlt sich dem, der für das Format brennt, verbunden. In diesem Fall war das Sven Nagel. Er klang so begeistert und fragte mich, ob ich Patenschaft übernehmen möchte. Seine Kurzformulierung ,Die Ludolfs Six Feet Under’ gefiel mir natürlich.
Das von Ihnen vorgestellte Format «Diese Kaminskis» wird als „Doku-Sitcom“ bezeichnet. Was darf man sich darunter vorstellen?
Doku ist der Stil. Ich wundere mich selbst darüber. Wirft der Kameramann ein dokumentarisches Auge auf das Geschehen, glaub ich es irgendwie... mehr. Verankert man überdrehte Situationen in der Realität, kann das die Fallhöhe erweitern. Sitcom trifft zu für die Länge, die festen Charaktere und die hohe Gag-Frequenz.
Wie wichtig ist es, im heutigen, von Dokusoaps überbevölkerten Fernsehprogramm komödiantisch-satirisch mit diesem Genre umzugehen?
Die Sehgewohnheiten ändern sich rasend und so auch die Bildsprache. Darauf muss man reagieren. In Sketch-Shows kann man Stilistiken für eine kurze Dauer extrem ausspielen. Wenn man den Stil für ein eigenes Format sucht, bedarf es mehr Mut und Weitsicht. Es ist essentiell, den richtigen Stil zu finden und es war hier die richtige Entscheidung, sich dabei der Dokusoaps zu bedienen.
«Diese Kaminskis» ist der neuste Eintrag in das langsam wachsende Genre der Bestatter-Comedy. Was bietet diese Serie, was Fans von «Six Feet Under» oder «Sterben für Anfänger» noch nicht kennen?
Es ist etwas kurzweiliger, temporeicher, ja... lebendiger (lacht). Das ist kein Widerspruch.
Beim TVLab wird das Publikum zum Programmdirektor. Taugt dies Ihrer Meinung nach nur als jährliches Experiment oder ist dies ein Konzept, das in Zukunft noch bedeutsamer wird?
Es kann nur ein jährliches Konzept sein, das kann sich sonst kein Mensch leisten. Die Teams, Künstler und Produzenten gehen für TV-Piloten immer in Vorleistung und so rosig sind die Aussichten ja auch nicht.
Welches der TVLab-Formate, das mit Ihrem „Patenkind“ ins Wettrennen geht, könnte Ihrem Schützling beim Voting gefährlich werden?
«Diese Kaminskis» stehen inhaltlich für sich. Die Entscheidung liegt beim Zuschauer und nicht selten bei dem organisierten Zuschauer – den Communitys. Aber damit habe ich mich noch nicht befasst, wer von den Teilnehmern bereits eine Fanbase aufgebaut hat. Ich bin stolz auf «Diese Kaminskis» und habe Spaß daran.
Sie selbst starteten damals ja bei Viva durch und waren damit wahrlich nicht alleine. Mittlerweile scheint dieser Sender aber seine Relevanz als Karrieresprungbrett verloren zu haben. Denken Sie, dass ZDFneo diese Lücke schließen kann?
Fragt sich nur Karrieresprungbrett wohin? Damals wurde mehr in Deutsche Comedy-Inhalte investiert und ausprobiert. Ich finde, es ist zu leicht, zu sagen, die Öffentlich-Rechtlichen müssten dies oder das tun. Das ZDF muss mit ZDFneo in seinem Interesse handeln. Sie müssen für ihr Programm ausprobieren und nicht Talente für das deutsche Fernsehen aufbauen. Das ist allerdings auch zwingend notwendig. Eine weitere Abspielstation für Krimis darf neo nicht werden.