Wolfram Kons startet ab Montag mit dem neuen Morgen-Magazin in den Tag und verrät erste Details zum neuen Sonntagsmagazin, das im Herbst folgt.
Marathon-Mann Wolfram Kons
Der Haupt-Moderator der RTL-Frühmagazine und Gesamtleiter der RTL-Charity moderierte bereits 1991 das damalige RTL-Frühmagazin «Guten Morgen Deutschland». Der 49-Jährige lebt mit seiner Familie in Neuss. Zweieinhalb Stunden «Guten Morgen Deutschland». Wolfram Kons, ist das Ihre Kampfansage an die bisherigen Frühstücksfernsehen-Formate?
Kampf ist ein sehr brutaler Begriff. Und es ist doch nur Fernsehen. Wir sehen das hier eher sportlich. RTL war der erste Sender, der Frühstücks-TV in Deutschland gemacht hat. Dann haben wir Teile des Spielfeldes Anderen überlassen. Aber jetzt spielen wir wieder mit - und wollen überall, wo wir spielen, wie immer bei RTL, sehr gerne oben mitspielen - wie der FC Bayern oder der BVB.
Welche Veränderungen planen Sie für dieses neue Morgen-Magazin?
Wir wollen das Tempo und die Informationsdichte beibehalten. Was ich mir auch gut vorstellen kann ist, dass wir uns im neuen Morgen ein bisschen mehr Zeit für die Gäste lassen. Das tut mir oft ein bisschen weh. Wir haben oft Gäste, die wir im wahrsten Sinne des Wortes sehr schnell abfrühstücken. Wenn wir da ein bisschen mehr Luft haben, ist das gut. Umgekehrt wollen wir nicht – wie Andere das auch machen – acht, neun Minuten Talks machen. Dafür hast Du morgens keine Zeit, wenn ich sehe, wie lange die Verweildauer der Zuschauer morgens ist. Dann kann ich nicht die Hälfte der Zeit mit einem Thema bespielen.
Inwieweit schauen Sie auf Ihre Mitbewerber?
Ich bin jemand, der nie geglaubt hat, ich mache jeden Tag die beste Sendung der Welt. Ich habe tatsächlich in meinem Studio einen zusätzlichen Quadro-Monitor, auf dem ich alle anderen Programme sehen kann: ARD bzw. ZDF, Sat. 1, n-tv und unser Programm. Da sehe ich, welche Themen morgens in Deutschland gesetzt werden. Ton habe ich da natürlich nicht, wobei der morgens ganz wichtig ist: Wenn Du keine angenehme Stimme hast, kannst Du kein Frühstücksfernsehen machen. Wir machen ja Radio mit Bildern.
Sie müssen sich vom Sendungstitel «Punkt 6» trennen, der von den Zuschauern ja gelernt ist…
Ich fand «Guten Morgen Deutschland» immer den besten Namen (lacht). Eine absolute Top-Marke. Und wissen Sie, wie das erste Frühstücksfernsehen in Deutschland hieß?
«Guten Morgen Deutschland»…
So - und jetzt ist der alte Champion «Guten Morgen Deutschland» endlich wieder da! Und übrigens beginne ich jeden Morgen meine Sendung mit den Worten: Guten Morgen Deutschland um Punkt 6.
Promi-Expertin Vanessa Blumhagen wechselte zu Sat.1 ins direkte Gegenprogramm. Bettina Freifrau von Schimmelmann übernimmt und bringt neben einem eigenen Adelsnamen jede Menge Society-Erfahrung mit. Welchen Stellenwert hat der Boulevard-Journalismus für eine erfolgreiche Sendung?
Wir alle freuen uns hier total auf Bettina. Sie kommt mit jahrelanger Hollywood-Erfahrung und einem einzigartigen Adressbuch zu uns. Von Gottschalk bis Clooney - sie kommt an alle ran. Schon bei den ersten Proben war uns allen klar: Hier machen wir nochmal einen ganz großen Schritt nach vorne in der Qualität und Tiefe des Gesellschaftsjournalismus. Klatsch mit Niveau und ganz viel Spaß und echtem Interesse an den Menschen, über die wir da berichten. Da wird uns Bettina sehr bereichern. Wir sind sehr froh, dass die Freifrau frei war.(lacht)
Bisher gab es morgens einen Greenscreen-Hintergrund, der für die Zuschauer stimmungsvoll, für Sie selbst im Studio aber eher kalt ist, oder?
Im Studio selbst sitzt Du in einer riesigen grünen Kulisse mit ganz wenigen realen Elementen. Da muss man schon ein bisschen Fantasie mitbringen. Im Real-Set ist das sicher etwas relaxter. Aber es kommt am Ende nur darauf an, was wir dem Zuschauer morgens servieren. Und da ist unser Angebot zum Frühstück sicher im Mix von Info und Entertainment nicht schlecht. (lacht)
Laut aktueller Studie gehören Fernsehmoderatoren neben Bankern und Politikern zu den Berufen mit dem wenigsten Ansehen. Warum schneiden die TV-Macher so schlecht ab?
Ist das so? Jetzt ruinieren Sie mir aber die gute Laune. (lacht) Ich persönlich bin bisher selten beschimpft worden, was ich für einen miesen Job mache, wenn ich einkaufen oder mit meiner Familie spazieren gehe. Sie sollten nicht so viel auf solche Umfragen geben. OK - wir sind keine Feuerwehrleute oder gelbe Engel vom ADAC - die liegen ja zu Recht immer oben. Aber wir müssen uns vor dem Schlafengehen auch nicht täglich schuldbewusst auspeitschen. Wie für jeden Job gilt: Es gibt solche und solche. Und wir arbeiten in einem sehr motivierten Team sehr hart und zu brutalen Zeiten dafür, solche zu sein. (lacht)
Im Herbst startet das neue RTL-Magazin «Unser Sonntag» – Was erwartet die Zuschauer?
Wir wollen diesen Sonntagsplatz frisch machen. Wir wollen wirklich etwas machen, dass es bisher sonntags noch nicht gegeben hat. Mein Credo ist: Relevanz statt Firlefanz! Aber das trotzdem unterhaltsam. Das soll etwas sein, das die Leute bei ihrer Lebenswirklichkeit am Sonntag abholt, sodass die gut in einen schönen, wertvollen Sonntag kommen: Gut informieren und gut unterhalten, das ist unser Ziel! Das Ganze von zwölf bis zwei nach dieser Formel 1-Saison.
Also ein Wochenmagazin statt einem „Best of“ der «Punkt»-Sendungen?
Nein, kein Best Of - neue und vertiefende Ansätze wollen wir sonntags bieten. Und ganz entspannt Anregungen für die neue Woche geben. Brain-Brunch nenne ich das. Am Sonntagmittag, das hat RTL-Chef Frank Hoffmann erkannt, da ist ein riesen Potential, das wir bisher nicht genutzt haben. Da bekommen wir eine ganz neue Zuschauergruppe, die wirklich interessant sein kann. Wir werden thematisch auch männlicher sein als in der Woche, Programm für die ganze Familie machen.
Warum männlicher?
Wir erreichen am Wochenende einfach mehr Männer als bei «PUNKT 12». Die machen ein super Programm. Aber wir haben am Sonntag einfach ganz andere Demografien als in der Woche und die TV-Nutzung ist einfach deutlich höher. Die wollen wir natürlich abgreifen. Daher wollen wir möglichst einen großen Anteil an Zuschauern erreichen, die so gechillt in den Sonntag kommen möchten, aber trotzdem das Gefühl haben: Ich nehme was mit, ich habe einen Mehrwert für meinen Tag.
Wie wird sich dieses Wochenend-Magazin von den bisherigen «Punkt»-Sendung unterscheiden?
Wir haben den Anspruch – wie bei den Sonntagszeitungen – dass man die Themen auch neu setzt – auch mit dem Blick auf die nächste Woche. Wir möchten genauso Themen vertiefen, was wir in der Woche gar nicht so können. Das heißt, dass wir auch mal längere Gespräche führen und uns Zeit für die Gäste nehmen. Wir werden Aktionen machen, alles live. Ich will eine ganz andere Studiosituation haben. Ich will weg von dem virtuellen, oft zu kalten Newsstudio - hin zu einer Wohlfühlatmosphäre. Wir bauen für die Sendung ein neues Studio und gerade eine neue Redaktion auf. Der Sonntagmittag könnte der neue Samstagabend werden! (lacht)
Trotz Sonntagsarbeit bleiben Sie dem RTL-Morgen aber erhalten?
Ich mache mit Herzblut Frühstücksfernsehen. Gerade jetzt, wo wir von sechs bis halb neun die neue Sendezeit mit noch mehr Fläche bekommen, werde ich auf gar keinen Fall meine Morgenredaktion verlassen. Nein. Egal, was ich bei RTL in den letzten 22 Jahren gemacht habe, ich habe diesen Morgenmagazinen immer die Treue gehalten und die Zuschauer haben uns die Treue gehalten. Solange die morgens glauben, die können mich gebrauchen, bleibe ich da morgens an Bord, das ist ja klar! (lacht)
Inwieweit haben Sie Angst vor einem möglichen Misserfolg am Sonntag?
Wenn Du Fernsehen machst, weiß Du, dass Du nicht im luftleeren Raum bist. Das ist wie im Fußball: Wenn Du keine Tore machst, steigst Du ab. Wir wollen aber Tore schießen und das können wir am Sonntagmittag. Früher waren in der Liga weniger Vereine. Da war es leichter. Seit es die große Fragmentierungs-Liga gibt, musst Du für jedes Tor, jeden Fan noch mehr laufen. Aber das hält ja fit.
Sie waren jahrelang auch Kommentator des «Domino Day». Was gibt es da eigentlich Neues?
«Domino Day» finde ich nach wie vor großartig! Ich habe auch ein paar geklaute Rekord-Steinchen auf meinem Schreibtisch. «Domino Day» wird sicher auch Thema bei der RTL-Jubiläumsshow zum 30. Geburtstag sein. Ich glaube aber, dass «Domino Day» zu teuer ist. Und wie viele Steine sollte man da jetzt noch aufstellen? Das ist irgendwann mal an eine Grenze gestoßen, was die Produktion angeht. Wobei ich glaube, das man einfach nur einen Stein mehr hinstellen könnte und schon läuft es wieder. Ich würde mich da sehr freuen.
Wir uns auch – wie auch über dieses Gespräch. Vielen Dank, Wolfram Kons.