Sackgasse Sportreporter: Die Maßlosigkeit des US-Sportfernsehens

Während in Deutschland nur der Fußball auf viel On-Air-Zeit kommt, machen die unzähligen Berichterstattungen in den USA den Sportjournalisten das Leben schwer.

Dieser Tage macht sich in deutschen Landen viel Unmut hinsichtlich der Sportübertragungen bemerkbar. Dieses Missbehagen geht vor allem von Sportbegeisterten aus, die sich weniger für Fußball im Speziellen, sondern mehr für Sport im Allgemeinen interessieren. Nun liegt der deutsche Sportfokus eben auf diesem Ballsport, den Millionen Menschen in Deutschland leidenschaftlich ausüben und verfolgen. Tennis, Volleyball, Leichtathletik, Schwimmen, Golf und andere Sportarten im TV? Vielleicht im Bezahlfernsehen bei Sky, auf Eurosport oder vereinzelt zu Großereignissen bei den Öffentlich-Rechtlichen.

Sogar um die Handballbundesliga auf Sport1 mussten Fans zittern, dabei holte sich Deutschland erst 2007 noch die Weltmeisterschaft. Stattdessen werden sogar Fußballspiele der dritten Liga und der Regionalliga übertragen (letzter Weltmeisterschaftssieg im Fußball: 1990, wenn man den Vergleich ziehen möchte). Doch geht es uns damit so schlecht? Schaut man über den Atlantik auf die Situation des Sportfernsehens in den Staaten, beginnt sich eine neue Perspektive für den maulenden, deutschen Sportfan zu eröffnen.

Dort hat der mittlerweile schon langanhaltende und unzusättigende Appetit nach Sport zu einer schwindelerregend hohen Anzahl an übertragenen Spielen geführt, für das jedes ein eigenes Übertragungsteam mit ehemaligen Koryphäen des Sports, einem Ex-Coach/Ex-Spieler und einem kessen Sportreporter beansprucht. An einem durchschnittlichen Samstag im kommenden September werden wieder ein paar Dutzend College Football-Spiele von ESPN, seinen verschiedenen Partnerkanälen, sowie den großen Networks und einer großen Auswahl verschiedener regionaler Sender ausgestrahlt .

Fox Sports 1

Fox Sports 1 ist ein US-amerikanischer Kabel-/Satellit- und Spartensender, der sich auf Berichterstattungen aus der Welt des Sports beschränkt. Am 17. August 2013 ging der Kanal, der sich im Besitz der Fox Sports Media Group befindet, auf Sendung. Genauso wie der Partnerkanal Fox Sports 2 wird der Sender aus Westwood in Los Angeles und teilweise auch aus New York und Charlotte, North Carolina koordiniert. Der Sender ist zu Beginn noch vor allem auf College-Sport, Fußball (UEFA, CONCACAF), UFC Mixed Martial Arts und eine Auswahl an Motorsport-Events fokussiert, wird 2014 sein Angebot jedoch weiter ausweiten.
Doch das ist erst die Spitze des Eisbergs, da der neueste Trend hin zu individuellen Berichterstattungen über ein einziges Team geht, mit eigenen Konferenzen auf eigenen Kanälen (in Fußball-Deutschland übrigens auch schon ähnlich realisiert („fcb.tv“; „BVB total!“, etc.)) für Baseball-, Football- und Basketballteams, bis hin zu eigenen Sendern von Sportmannschaften einzelner Universitäten.

Fox Sports startete am 17. August zudem seine nationale Alternative zu ESPN unter dem Namen „Fox Sports 1“, welches eine rund-um-die-Uhr-Abdeckung aller relevanten Sportneuigkeiten mit tausenden Stunden von Berichterstattungen pro Jahr verspricht, inklusive eines Nachtprogramms und eines Morning-Newscasts, die ihr Debüt im Januar geben sollen.

Natürlich sind große Bestandteile dieses Programms Sendungen etlicher Wiederholungen ganzer Spiele oder Zusammenfassungen eines Spieltags, sowie die Highlights des Selbigen (Kunden von Pay-TV-Sendern in Deutschland kennen das). Aber auch für eigene Programme, Erstanfertigungen und Analysen muss der Kanal sorgen, was eine zusätzliche Last für das Angebot an On-Air-Talent darstellt. Irgendwo müssen die ehemaligen Koryphäen des Sports, Ex-Coachs/Ex-Spieler und kessen Sportreporter, sowie die Produzenten und Produktionsteam schließlich herkommen und entsprechende Qualifikationen mitbringen.

Und schon jetzt steht nach Umfragen bei den Verantwortlichen des Sportfernsehens fest, dass der Markt dafür nicht bereit ist. Zwar sind die Jobs im Sportfernsehen begehrt, allerdings haben die Networks große Probleme damit, diese Interessenten auszubilden und sie On-Air-tauglich zu machen, um so die Lücken in der Nachfrage zu schließen. Hinsichtlich dieser Problematik können nur die Profi-Sport-Ligen Abhilfe schaffen, um sich den Bürden der anhaltenden Expansion zu entziehen, da ihre Reichweite auf der Suche nach Talent über die Landesgrenzen hinausgeht und man sich an Experten aus Europa, Südamerika oder Asien bedienen kann.

Wurde entsprechendes Talent gefunden, verspricht das nicht gleich Erfolg, schließlich ist das Publikum zersplittert auf die unzähligen Kanäle verteilt, womit man sich die Zuschauer gegenseitig abspenstig macht, im sportbegeistertsten und, laut Statistiken aber, ungesündesten Land der Welt. Während die Unzufriedenheit der deutschen Fernseh-Zuschauer bezüglich der fehlenden Bandbreite im Sportfernsehen und der Nichtberücksichtigung von Rand- oder Frauensport im TV anhält, dürften sich die ehemaligen Koryphäen des Sports, die Ex-Coachs/Ex-Spielers und die kessen, deutschen Sportreporter gerade irgendwo den Schweiß von der Stirn wischen und glücklich über den in Deutschland alles beherrschenden König Fußball sein, dem sie ihren erfolgreichen Job verdanken.
26.08.2013 11:01 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/65732