Neu im Kino: Viel Altbekanntes und die große Liebe

Bei gleich zwei Neustarts der Woche fühlen sich die Kritiker stark an bekannte TV-Hits erinnert. Bei «The Look of Love» hingegen herrscht deutlich weniger Einigkeit.

«Chroniken der Unterwelt - City of Bones»
Gerade noch war Clary (Lily Collins) ein typischer Teenager mit familiären Kommunikationsstörungen und einer starken Bindung zu ihrem besten Freund Simon (Robert Sheehan). Doch als Dämonen ihre Mutter entführen, entdeckt Clary eine unbekannte, gefährliche Welt und die Lüge ihres bisherigen Lebens. Von ihrem neuen Beschützer, dem Schattenjäger Jace (Jamie Campbell Bower), erfährt Clary, dass ihre Mutter sie nicht grundlos täuschte, sie dazu bestimmt ist, Dämonen zu jagen und den Schlüssel in sich trägt, mit ihren großen Kräften die geschwächten Schattenjäger wieder zu stärken.

Die Verfilmung der gleichnamigen Romanreihe von Cassandra Clare kommt bei den Kritikern alles in allem ordentlich an. Youtube-Kritiker Robert Hofmann urteilt auf seinem Kanal DVDKritik, dass die Story zwar "arg konstruiert und Genre-konform" sei, allerdings gerade für Fans von «Twilight»-ähnlicher Unterhaltung genau das Richtige sei. Allerdings empfiehlt er aufgrund der "völlig misslungenen" deutschen Synchro, den Streifen im englischen Originalton zu schauen. Auch die moviejones.de-Redaktion sieht deutliche Parallelen zu «Twilight», ist allerdings der Ansicht, dass hier "qualitativ eine ganze Ecke mehr geboten" werde. Deshalb dürfe jeder einen Blick in den Film wagen, der "auf ein wenig Jugendromantik gewürzt mit Monstern und Dämonen steht". Wenig angetan ist jedoch Mario Giglio von filmjunkies.de, der das größte Problem in der "Prämisse des Fantasy-Mischmaschs" sieht, "sämtliche Elemente scheinbar von woanders gemopst und zusammengefrankensteinert" zu haben. Allerdings besitze der Film das Potenzial, zum "nächsten großen Teenie-Filmevent zu werden", das parallel zu den zahlreichen Fans "ebenso viele Hasser aufkommen lassen wird".

OT: «The Mortal Instruments: City of Bones» von Harald Swart; mit Lena Headey, Lily Collins, Jonathan Rhys Meyers Jamie Campbell Bower, Aidan Turner und Kevin Zegers

«R.I.P.D. - Rest in Peace Department»
Nick Walker (Ryan Reynolds) ist ein abgebrühter Cop in Boston, der von seinem korrupten Partner Bobby (Kevin Bacon) erschossen wird. Nick fährt gen Himmel, landet allerdings im Büro des R.I.P.D. Seine neue Chefin verklickert ihm seine Aufgabe, sogenannte "Deados", untote Seelen, die auf der Erde ihr Unwesen treiben, zu ihrer letzten Destination zu verfrachten. Mit seinem neuen knorrigen Partner Roy (Jeff Bridges) kommt er einer apokalyptischen Geisterverschwörung auf die Spur, die das gesamte Universum auf den Kopf zu stellen droht.

Die Actionkomödie entlockt der Mehrzahl der Kritiker kaum lobende Worte. So schreibt Christoph Petersen von filmstarts.de, dass die teuren Action- und Effekt-Szenen "nicht gerade überzeugend geraten" seien: "Es ist zwar eine Menge los auf der Leinwand und man sieht genau, wo die ganze Kohle hingeflossen ist, aber im Vergleich zu «Man of Steel» und «Pacific Rim» [...] sieht der Film bereits jetzt schon wieder hoffnungslos veraltet aus." Insgesamt haben die Macher "das Erfolgsrezept von «Men in Black» zwar quasi eins-zu-eins übernommen, ihren Film dann aber trotzdem fast vollständig in den Sand gesetzt". Auch Gaby Tscharner von cineman.ch fällt ein sehr negatives Urteil, denn ihrer Ansicht nach habe man hier lediglich einen "Mischmasch aus einigen guten Filmen" produziert, der allerdings kaum zu überzeugen weiß. Da der Film "viel zu wenige Lacher erzeugt" und gleichzeitig lediglich "langweilige Verfolgungsszenen und Special-Effects zum Sonderpreis" zu bieten habe, tauge er weder als Komödie noch als Actionfilm. Peter Osteried kommt zu einem etwas versöhnlicheren Urteil, da er "durchaus anschaubar" sei, "wenn man einfach nur eine
Actionkomödie mit vielen Spezialeffekten, halbgaren Monstern, reichlich Ballerei und ein paar mehr oder minder gelungenen Witzen sehen will". Jedoch hält er es für fraglich, "ob man das unbedingt im Kino sehen muss".

OT: «R.I.P.D.» von Robert Schwentke; mit Ryan Reynolds, Kevin Bacon, Jeff Bridges, Mary-Louise Parker, Stephanie Szostak und Robert Knepper


«The Look of Love»
Paul Raymond (Steve Coogan), der aus einfachsten Verhältnissen stammt, arbeitet sich zu einem der reichsten Männer Großbritanniens hoch. "Sex sells" lautet sein Erfolgsmodell, am Anfang seiner Karriere steht ein kleiner Nachtclub. Die Einnahmen daraus investiert er in eine Immobilie, ein Erotikmagazin folgt und schon bald gehören ihm ganze Straßenzüge im Londoner Stadtteil Soho. Den Frauen gehört sein Herz, von ehelicher Treue hält er wenig. Doch dann, mit nur 36 Jahren, stirbt seine geliebte Tochter Debbie (Imogen Poots) an einer Überdosis Heroin.

Bei der Beurteilung dieses Dramas gibt es unter den Kritikern sehr unterschiedliche Meinungen. So ist Günter H. Jekubzik von
programmkino.de der Ansicht, dass der sehr stille Film von Michael Winterbottom "milde, berührend melancholisch und nachdenklich" nachwirke und "nicht nur in den Hauptrollen hervorragend besetzt" sei. Danny Gronmaier von critic.de lobt insbesondere den Hauptdarsteller Steve Coogan, welcher "die glamouröse Hauptfigur mit ironischer Reduziertheit" spiele - "und sie so gekonnt schillern lässt". Dagegen bemängelt Michael Meyns von programmkino.de die "völlig fehlenden Subtexte" in dem Film. Stattdessen "werden die Ereignisse eines Lebens penibel abgehakt", was nur zu einem "leidlich unterhaltsamen Biopic über einen nur in seiner Heimat bekannten Mann" führe. Tim Lindemann vom White Lightnin' Filmblog wiederum bedauert die Ziellosigkeit und Blutleere eines Films, dieser handwerklich gekonnten Verflechtung von "dramatischen und komödiantischen
Elementen, Zeitgeschichte und Familiendrama".

OT: «The Look of Love» von Michael Winterbottom; mit Steve Coogan, Anna Friel, Imogen Poots, Stephen Fry, Matt Lucas und Tamsin Egerton
28.08.2013 14:00 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/65788