Skandale brachten Quote

Mit kontroversen und provozierenden Äußerungen von Kandidaten war «Big Brother 15» von CBS oft Gesprächsthema Nummer eins im eher trägen Sommerloch.

Hinter den Kulissen

Allison Grodner (ausgezeichnet mit einem Emmy-Award) ist gemeinsam mit Rich Meehan ausführender Produzent von «Big Brother» in Amerika. Wie auch in Deutschland kommt das Format dort von Endemol, wird allerdings in Zusammenarbeit mit Fly on the Wall Entertainment umgesetzt.
Zum Start der Staffel dürfte CBS allerdings noch etwas enttäuscht gewesen sein. Die 15. Runde startete nämlich so schwach wie kaum eine andere «Big Brother»-Staffel zuvor. Mit 6,51 Millionen Zuschauern ergatterte man den zweitschlechtesten Auftaktwert. Zum Staffelstart vor einem Jahr waren noch rund eine Million Zuschauer mehr dabei. Die nachfolgenden Ausgaben der 15. Runde ließen in der Anfangsphase sogar noch weiter Federn, sodass man im Laufe der ersten vier Folgen noch einmal eine gute Million im Vergleich zum Season-Start verloren hatte. Es dauerte also einen Moment, bis einige der Kandidaten zur Höchstform aufliefen und durch provozierende Kommentare und Äußerungen den schlechten Staffelstart vergessen ließen und die aktuelle Runde zum Talk of the Town machten.

Unterstützt durch die Klatschpresse machte vor allem Hausbewohnerin Aaryn Gries in den ersten Wochen von sich reden. Einen schwulen Mitbewohner beschimpfte sie des Öfteren als Tunte. Eine Asiatin bügelte sie mit den Worten „Halt’s Maul und geh Reis kochen!“ ab. Als dann auch die Moderatorin der Sendung zu den Äußerungen Stellung bezog und sich angesichts ihrer chinesischen Wurzeln ebenfalls angegriffen fühlte, war der erste Skandal perfekt. Die Sendung sorgte für Gesprächsstoff und das spiegelte sich bald auch in den Quoten wider. Rutschte man zwischenzeitlich auf durchschnittliche sechs Prozent beim werberelevanten Publikum, waren angesichts des Skandals gute sieben bis acht Prozent Marktanteil keine Seltenheit. Auch bei den Gesamtzuschauern näherte man sich mehr und mehr wieder der Sieben-Millionmarke an, ehe man sie Anfang August erstmals durchbrach.

Das ist eine Zuschauerentwicklung, die die 14. Staffel aus dem vergangenen Jahr in der Form nicht kannte. Damals liefen der Staffelstart sowie das Finale vergleichsweise stark und erreichten jeweils über sieben Millionen Zuschauer. Während der laufenden Staffel selbst dümpelten die Werte allerdings oftmals „nur“ im zufriedenstellenden Mittelmaß. Ausschläge nach oben gab es eher selten. Mag möglicherweise auch an ausbleibenden Skandalen gelegen haben. Die aktuelle Staffel hat in der Hinsicht ja mehr als genug zu bieten, sodass die Quoten im Staffelverlauf immer wieder mal nach oben ausschlugen. Schließlich blieb Aaryn Gries nicht die einzige Bewohnerin, die während der aktuellen Runde aus der Reihe tanzte.

Auch Spencer Clawson hat sich im «Big Brother»-Haus nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Unter anderem bezeichnete er Hitler als guten Redner und er erlaubte sich einen geschmacklosen Scherz über Kinderpornografie, sodass sogar die Behörden seines Heimatortes auf ihn aufmerksam wurden. Er, sowie auch Aaryn Gries, wurden noch während der laufenden Staffel von ihren Arbeitgebern gekündigt. Auch GinaMarie Zimmerman sorgte mit ihrer Aussage, dass Sozialhilfe quasi „Negerhilfe“ sei, für einen Aufschrei in den Medien. Den Quoten tat das offensichtlich gut und so schlugen reguläre Ausgaben in regelmäßigen Abständen die Werte des eher enttäuschenden Staffelauftakts. Ein Trend, der – wie gesagt – während Staffel 14 überhaupt nicht zu erkennen war.

Skandale bringen Quoten – eine Erkenntnis, die nicht neu ist, aber ganz offensichtlich recht gut auf die in den USA zu Ende gehende «Big Brother»-Staffel zutrifft. Unter diesem Gesichtspunkt wird auch der Staffelstart in Deutschland recht interessant werden. «Big Brother» machte hierzulande in den vergangenen Monaten einen (beispielsweise in England schon durchgeführten) Relaunch durch und kehrt nun am Freitagabend auf einem neuen Sender, mit neuem Logo, neuen Moderatoren, prominenten Hausbewohnern und neuen Spielregeln zurück. Und auch hier wird man vermutlich mit einer interessanten Kandidatenauswahl auf den ein oder anderen skandalträchtigen Zusammenstoß hoffen, denn eingesperrte und rund um die Uhr gefilmte Promis allein sind angesichts ähnlicher Formate kein Einschaltgrund mehr.

Um aber auf die in den USA laufende Staffel zurück zu kommen, wird CBS mit den Einschaltquoten sehr zufrieden sein. Entsprechend verkündete CBS am Donnerstagabend, dass der große Bruder auch 2014 Bestandteil des Sommerprogramms sein werde. Angesichts der eher geringeren Fernsehnutzung während der Sommermonate überzeugte «Big Brother» gerade in der werberelevanten Zielgruppe. Gemeinsam mit dem Überraschungserfolgs «Under the Dome» gehörte «Big Brother» zu den Sommerhits bei CBS.
13.09.2013 08:59 Uhr  •  Marcel Rossmann Kurz-URL: qmde.de/66114