Die Kritiker: «Alles Schwindel»

Benno Fürmann und Ursula Strauss amüsieren im Ersten mit einer lockeren Ganovenkomödie.

Inhalt

Hinter den Kulissen

  • Regie: Wolfgang Murnberger
  • Drehbuch: Uli Brée, Gabriel Castaneda und Rupert Henning
  • Kamera: Peter von Haller
  • Schnitt: Alarich Lenz
Ein Kunstraub in Wien. Der Dieb kann mit dem unglaublich wertvollen Bild „Der Kuss“ von Gustav Klimt entkommen, weil Museumswächter Albert Wolf vor Aufregung einen Herzinfarkt erleidet. Natürlich macht sich seine Tochter Isabell am nächsten Tag auf dem Weg zu ihrem Vater. Doch dem geht es eigentlich schon wieder ganz gut. Zu Hause muss er seiner Tochter beichten, dass das gestohlene Bild nicht das Original ist. Das hat Albert nämlich selbst vor einiger Zeit gestohlen und durch eine Kopie ersetzt, die er eigenhändig gemalt hat.

Zur selben Zeit versucht Leopold von Hohensinn aus seine Schulden los zu werden. Dafür adoptiert er den russischen Investor Nematov, der ihm seinen Landsitz abkaufen will, um daraus Profit zu schlagen. Als Leopold erfährt, dass „Der Kuss“ gestohlen wurde, schöpft er wieder neue Hoffnung. Das Bild war eine Leihgabe seiner Familie an das Museum und ist über 100 Millionen Euro versichert. Kurz entschlossen tritt er aus den Verträgen zurück, was seinem Geschäftspartner gar nicht gefällt. Doch sein Besuch bei der Direktorin des Museums verläuft nicht gut: Die Versicherung zahlt nicht. Verärgert verlässt Leopold das Museum und läuft Isabell über den Haufen. Dabei erfährt er zufällig, dass ihr Vater im Besitz des Originalbildes ist, was ihn dazu veranlasst, einen neuen Plan zu schmieden.

Besetzung
Benno Fürmann («Nordwand») als Leopold von Hohensinn
Ursula Strauss («Schnell ermittelt») als Isabell Wolf
Udo Samel («Alles auf Zucker») als Albert Wolf
Bibiane Zeller («Oben ohne») als Gloria von Hohensinn

Kritik
Die ARD-Komödie «Alles Schwindel» überrascht! …und das gleich auf mehrere Weise. Zum einen ist die Story herrlich unverbraucht: Die Fälschung eines Gemäldes wurde gestohlen, weil niemand den echten Raub vor ein paar Jahren bemerkt hatte. Man würze das Ganze mit einem Baron, der total pleite ist und natürlich einer kleinen Liebesgeschichte und fertig ist eine nette Abendunterhaltung. Zum Glück haben sich die Autoren von «Alles Schwindel» dazu entschieden, auch diese Liebesgeschichte mal etwas anders zu verpacken. Der Film spielt nämlich mit den Klischees, anstatt sie einfach nur zu erfüllen. So läuft Leopold die arme Isabell gleich zwei Mal in klassischer Manier über den Haufen. Gerade will man beim ersten Zusammenstoß als Zuschauer genervt die Hände über den Kopf zusammenschlagen als Isabell plötzlich sagt: „ Kennen Sie eigentlich diese Momente im Leben, wo man jemanden zufällig trifft und auf einmal weis man ganz genau: Der ist es? Ja? Gut! Das ist nämlich keiner davon!“ Die anfangs genervte Frau mit Kaffee im Ausschnitt, die am Ende aber doch mit dem Rüpel zusammenkommt, ist zwar nichts Neues, aber noch nicht ganz so abgenutzt wie andere Szenen.

Die Dialoge sind auch im restlichen Film gut gelungen. Gespräche wie: „Sind Sie ein Stalker oder so etwas?“ „Nein ich bin katholisch“, sorgen über die ganze Zeit hinweg für kleinere Lacher oder verleiten zum Schmunzeln. Die ganz großen Witze bleiben allerdings aus. Das einzige Problem ist der starke Dialekt, der bei manchen Charakteren auftaucht. Leider ist dieser manchmal so extrem, dass man sich auch schon mal beim Entschlüsseln geschlagen geben muss. Ein kleiner Trost ist hierbei, dass diese Dialoge meistens nicht so storyrelevant sind.

Leider kommt die Story nicht so wirklich in Fahrt. Die ganze Zeit hat man das Gefühl, dass man immer noch im Aufbau der Geschichte steckt, bis man sich unerwartet schon am Höhepunkt der Erzählung befindet. Dies liegt besonders an zwei Punkten: Zum einem haben die Macher sich kaum um die Ermittlungen der Polizei gekümmert. Zwar sind diese Rollen mit dem „tollpatschigen Besserwisser Kommissar“ und seiner ständig genervten Kollegin großartig geschrieben, von den beiden geht allerdings keine Gefahr für Isabell und ihren Vater aus. Zum anderen wirkt auch Leopolds Gegenspieler, der russische Investor, nicht wirklich bedrohlich. Zwar stattet dieser Leopold regelmäßig Besuche mit seinem Bodyguard und seinen Bulldoggen ab, dieses Zusammentreffen gehen aber nie über diese Drohgebärden hinaus. So fehlt nicht nur dem Höhepunkt die nötige Spannung, auch der kleine Twist überrascht kaum.

Das ist zwar schade, trotzdem ist «Alles Schwindel» doch ein sehenswertes Gesamtwerk. Die Charaktere sind nicht nur gut geschrieben, sondern werden von Benno Fürmann und Co. auch gut gespielt. Besonders Ursula Strauss überzeugt als die leicht arrogante und auf alles allergisch reagierende Isabell. Hinzu kommt auch noch die gelungene Musik, die von Anfang an zeigt, dass der Zuschauer es hier mit einer Krimikomödie zu tun hat. Kurz gesagt: «Alles Schwindel» ist gute, leichte Abendunterhaltung.

«Alles Schwindel» ist am Mittwoch, dem 18. September, um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
17.09.2013 11:00 Uhr  •  Max Schlösser Kurz-URL: qmde.de/66189