Dein Kreuz für Deutschland
In der parlamentarischen Demokratie Deutschland sind die Möglichkeiten für den einzelnen Bürger zur politischen Partizipation nur in eingeschränktem Maße vorhanden. Drum sollte sich ein jeder freiheitsliebender Bürger zumindest an den Wahlen beteiligen, die unser System zur Verfügung stellt - an vielen anderen Orten dieser Erde setzen Millionen Menschen ihr Leben dafür aufs Spiel, um auch nur annähernd die für uns inzwischen selbstverständliche Wahfreiheit zu erkämpfen. Und bei über 30 zur Bundestagstagswahl zugelassenen Parteien mit unterschiedlichsten Themenschwerpunkten kann niemand ernsthaft behaupten, für ihn stünde nichts Wählbares zur Verfügung.
Von Manuel Nunez Sanchez
Der Wahlkampf der großen Parteien wurde in weiten Teilen der Bevölkerung eher als bieder und langweilig wahrgenommen, doch auch wenige Stunden vor der Öffnung der Wahllokale steht es aktuellen Prognosen zufolge noch immer Spitz auf Knopf: Kann die Union für vier weitere Jahre mit der FDP regieren? Gelingt Rot-Grün tatsächlich noch die große Aufholjagd? Oder muss es letztlich doch wieder eine große Koalition richten, da es keine klaren Mehrheitsverhältnisse gibt? Bei einem solch knappen Rennen stehen die Nachrichtenredaktionen der großen deutschen TV-Stationen selbstredend in der Pflicht, so schnell und kompetent wie möglich von aktuellen Entwicklungen und möglichen Regierungs-Konstellationen zu berichten, denn die Konkurrenz schläft nicht. Quotenmeter.de fasst das Angebot der Sender zusammen - und erinnert an die Einschaltquoten der vergangenen Bundestagswahl.
Die Wahlberichterstattung:
Im
Ersten Deutschen Fernsehen begrüßen Caren Miosga (Foto) und Ulrich Deppendorf die Zuschauer bereits ab 17.00 Uhr aus dem Wahlstudio des ARD-Hauptstadtstudios. In der dreistündigen Sendung
«Wahl 2013» wird neben der klar im Fokus stehenden Bundestagswahl auch über die Landtagswahl in Hessen berichtet. Die Präsentation der ab 18.00 zu erwartenden Prognosen und Hochrechnungen
des Meinungsforschungsinstitutes Infratest dimap verantwortet Jörn Schönenborn, anschließend ist eine regelmäßige Live-Schalte zu allen in Berlin stattfindenden Wahlpartys der großen Parteien angekündigt. Neben der Ausstrahlung im Ersten beteiligen sich fünf Dritte Programme sowie 57 Radiostationen der ARD an der Wahlberichterstattung.
Nach der obligatorischen «Tagesschau» um 20.00 Uhr teilen sich Das Erste und das ZDF zur Primetime die Ausstrahlung der
«Berliner Runde», in der die Parteivorsitzenden und Spitzenkandidaten aller im Bundestag vertretenen Parteien auftreten werden. ARD-Chefredakteur Thomas Baumann und dessen Pendant vom Mainzer Sender Peter Frey moderieren die 45 Minuten umfassende Live-Sendung. Um 21.00 Uhr geht
«Günther Jauch» mit einer Sonderausgabe auf Zuschauerjagd, allerdings wird er nach einer kurzen Begrüßung gegen 21:05 Uhr von einer «Tagesthemen»-Sonderausgabe für wenige Minuten unterbrochen, die natürlich auch noch einmal das wichtigste Geschehen vom Wahlabend zusammenfassen soll. Die reguläre Ausgabe der Nachrichtensendung unter der Leitung von Thomas Roth ist für 22.10 Uhr angekündigt und wird die fast sechsstündige Live-Berichterstattung abschließen.
Ähnlich aktiv wie Das Erste ist auch der öffentlich-rechtliche Konkurrent und Kollege
ZDF. Auch hier beginnt man bereits ab 17.00 Uhr mit der Berichterstattung aus Berlin, die von Bettina Schausten und Theo Koll präsentiert wird. Für die Prognosen und weitere Statistiken zeichnet beim Mainzer Sender das Team der Forschungsgruppe Wahlen verantwortlich, auch hier sind Live-Schalten zu allen bedeutenden Parteifeiern fest angekündigt. Für die Analyse des Wahlabends hat man mit Helmut Markwort vom Focus und Giovanni di Lorenzo von der Zeit zwei hochrangige Journalisten aus dem Printbereich gewinnen können. Unterbrochen wird die Wahlberichterstattung gegen 19.00 Uhr von einer halbstündigen «heute»-Ausgabe. Auch nach 21.00 Uhr sind Schausten und Koll noch im Einsatz, bevor um 21.45 Uhr das «heute-journal» mit einer 45-minütigen Spezial-Ausgabe den Wahlabend ausklingen lässt.
Aus politischer Sicht erfreulich ist auch das Engagement von
RTL, denn als einziger großer Privatsender bemühen sich auch die Kölner um eine nennenswerte Wahlberichterstattung. Um 17.45 Uhr geht die knapp zweistündige Sondersendung
«Tag der Entscheidung - Deutschland wählt» auf Sendung, die Moderation übernimmt neben RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel n-tv-Mann Christoph Teuner. Auch hier sind für 18.00 Uhr eine brandaktuelle Prognose von Forsa sowie anschließende Live-Berichte von den Wahlpartys angekündigt. Um 18.45 Uhr unterbricht eine viertelstündige Ausgabe von
«RTL Aktuell» das Format temporär, um 19.30 Uhr verabschiedet man sich vom politikbegeisterten Volk - zumindest bis 22.10 Uhr, wo Kloeppel noch einmal die wichtigsten Entwicklungen der vergangenen Stunden zusammenfasst. Auch
«Spiegel TV Magazin» soll ab 22.25 Uhr den Fokus auf die Bundestagswahl legen.
Im Gegensatz dazu wirkt das Angebot der großen Sender von ProSiebenSat.1 beinahe schon lächerlich mickrig, hat man doch abgesehen von den regulären Nachrichtensendungen «Newstime» um 18.00 Uhr auf ProSieben und den «Sat.1 Nachrichten» um 19.55 Uhr keinerlei Sonderausstrahlungen auf den großen Vertretern der Sendergruppe zu bieten. Immerhin
N24 nimmt sich dem größten Ereignis der Bundespolitik an und zeigt von 17.00 Uhr bis 21.15 Uhr Live-Berichte. Chefmoderatorin Tatjana Ohm wird live aus dem sendereigenen Wahlstudio auf dem Berliner Reichstag senden und aktuelle Tendenzen gemeinsam mit den Gesprächsgästen Michel Friedman und Hans-Ulrich Jörges (Stern) analysieren. Für die Einordnung wichtiger Zahlen und Statistiken ist Carsten Hädler verantwortlich.
Die Quoten 2009:
Vor vier Jahren war wenig überraschend Das Erste der mit Abstand gefragteste Sender bei seiner Wahlberichterstattung. Die Live-Berichte ab 17.05 Uhr sahen damals im Schnitt 4,56 Millionen Menschen, was einem Marktanteil von 20,8 Prozent entsprach. Auch beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren konnte niemand dem Sender das Wasser reichen, hier wurden 15,9 Prozent bei 1,45 Millionen verbucht. Im ZDF sahen ab 16.50 Uhr nur 2,38 Millionen zu, was mit soliden 13,2 Prozent aller und guten 9,4 Prozent der jungen Konsumenten einherging. Die «heute»-Nachrichten um 19.00 Uhr kamen hingegen auf starke 4,69 Millionen Interessenten und konnten somit sogar an die Werte der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz anknüpfen. Mit 17,3 bzw. 12,1 Prozent lief es hier am besten. Um 19.30 Uhr fiel die Wahl-Sondersendung jedoch wieder auf 10,4 und 7,7 Prozent bei nur noch 3,18 Millionen Zuschauern zurück.
Zur Primetime zeigte sich einmal mehr dann das Phänomen, dass bei gleichen Inhalten im Ersten und Zweiten tendenziell stets Das Erste eine stärkere Nachfrage genießt. Die «Berliner Runde» schaffte es dort nämlich auf 5,77 Millionen Konsumenten und tolle 16,9 Prozent Marktanteil, während sich die Mainzer mit miesen 2,87 Millionen und 8,4 Prozent zufrieden geben mussten. Auch bei den 14- bis 49-Jährigen war das ZDF mit nur 5,5 Prozent bei 0,83 Millionen deutlich unterlegen, im Ersten führten 1,89 Millionen zu sehr starken 12,5 Prozent. Ein «Tagesthemen»-Extra erreichte anschließend 4,98 Millionen Zuschauer und 14,6 bzw. 11,5 Prozent Marktanteil im Ersten, das alternative Angebot musste sich mit 3,28 Millionen und 9,9 respektive 7,5 Prozent arrangieren. Erst das Duell
«Anne Will» gegen «heute-journal» ging klar an die Mainzer: Die Nachrichtensendung schaffte es um 21.45 Uhr auf 4,11 Millionen Zuschauer und 14,5 Prozent, die Talkshow gerade einmal auf 2,59 Millionen und 10,2 Prozent. Bei den Jüngeren verbuchte Will miese 4,6 Prozent, die ZDF-Nachrichten kamen auf 10,1 Prozent.
Unangefochten auf Platz drei im Senderranking zur Bundestagswahl war RTL, das jedoch mit der Sondersendung
«Wir wählen: Die Bundestagswahl» ab 17:30 Uhr nur auf 1,87 Millionen Interessenten und miese 9,8 Prozent Marktanteil verweisen konnte. In der werberelevanten Zielgruppe lag der Privatsender mit 12,5 Prozent bei durchschnittlich exakt 1,00 Millionen Zuschauern immerhin vor dem ZDF. «RTL Aktuell» steigerte sich ab 18.45 Uhr auf eine Reichweite von 3,58 Millionen, die Marktanteile betrugen nun starke 14,0 Prozent insgesamt und 17,3 Prozent bei den Umworbenen. Davon konnte auch der zweite Teil des Wahl-Specials ab 19:15 Uhr profitieren, welcher auf 12,8 und 16,2 Prozent bei 3,50 Millionen gelangte. Am späteren Abend um 22:30 Uhr kam «Spiegel TV» schließlich nur noch auf 9,7 Prozent aller und 14,1 Prozent der jungen Fernsehenden bei einer Sehbeteiligung von 1,92 Millionen.
Klares Schlusslicht der großen Sender war das damals noch journalistisch aktive Sat.1, das mit der 75-minütigen Sendung
«Entscheidung für Deutschland» nur auf 0,69 Millionen Zuschauer und desaströse 3,3 Prozent Marktanteil gelangte. In der werberelevanten Zielgruppe kam der Sender auf 0,45 Millionen und kaum stärkere 5,0 Prozent. Auch die Nachrichten um 20.00 Uhr sendeten angesichts von nur 5,4 bzw. 7,3 Prozent weitgehend am Interesse der Konsumenten vorbei, die Zuschauerzahl lag hier bei immerhin 1,73 Millionen.