Das Problem der Erwartungshaltung: Es spielt bei der neuen Sitcom mit dem amerikanischen Superstar eine entscheidende Rolle, meint unser Kritiker Julian Miller.
Die bekanntesten Produktionen von Michael J. Fox
- 1982 - 1989: «Familienbande»
- 1985: «Zurück in die Zukunft» (Fortsetzungen 1989 und 1990)
- 1995: «Hallo, Mr. President»
- 1996 - 2001: «Chaos City»
- 1999: «Stuart Little»
Michael J. Fox ist in Amerika ein Superstar. Auch wenn es in den letzten Jahren krankheitsbedingt eher ruhig um ihn geworden ist, ist er dort immer noch ein
Household-Name.
Umso größer war die Erwartungshaltung, als NBC bekanntgab, eine Sitcom mit dem alten Schlachtross zu produzieren: «The Michael J. Fox Show». Der Name ist Programm: Fox spielt eine Variante von sich selbst, einen Star, der sich wegen seines Parkinsonleidens aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, nun aber wieder voll durchstarten will. Fox' Mike Henry ist nicht Sitcom-Star, sondern legendärer Newsanchor beim New Yorker Peacock-Affiliate-Flagschiff NBC 4. Als ihm klar wurde, dass seine Krankheit diesen Beruf nicht mehr zuließ, zog er sich aus dem Geschäft zurück und blieb stattdessen zu Hause bei Frau und Kindern: Als da wären der College-Abbrecher Ian, der im elterlichen Apartment wohnen bleiben will, bis eine seiner Geschäftsideen Fahrt aufnimmt; High-School-Schülerin Eve, eher eine Außenseiterin mit Hang zur Avantgarde, und Nesthäkchen Jack im Grundschulalter.
Aber auch wenn seine Family immer hinter ihm steht: Für sie ist der Punkt gekommen, an dem der Stay-at-Home-Dad wieder aus dem Haus muss.
So schablonenhaft, wie das alles hier klingt, ist es leider auch. Ja, es ist toll, Michael J. Fox wieder in einer Sitcom zu sehen. Und ja, es ist auch toll, wie
empowering das alles manchmal ist. Und ja, es ist auch bewundernswert, wie
self-deprecating manche Szenen sind. Aber das bleibt Stückwerk. Denn ansonsten fühlt es sich wie „Dienst nach Vorschrift“ an. Die Plots sind abgestanden, die Gags lahmer als in vielen anderen Neustarts der bisherigen Saison.
Die «Michael J. Fox Show» ist das, was sie gerade nicht hätte sein sollen: ganz nett. Manchmal schon
funny, aber nie so wirklich
ha-ha funny. Durchschnittsware.
Bei vielen anderen Namen wäre da das Ziel vielleicht nicht erreicht, aber man könnte damit leben. Journalisten würden nicht darüber schreiben, Zuschauer selten gezielt dafür einschalten, sondern eher nach einem starken Lead-in hängen bleiben. Man würde es nach einer Staffel absetzen, oder ein paar Jahre versteckt irgendwo zwischen zwei Zugpferden programmieren. Niemand würde es so richtig mitkriegen, dass es die Serie gibt, und niemand würde sie großartig vermissen, wenn sie irgendwann mal abgesetzt wird.
Aber es ist die «Michael J. Fox Show», das große Comeback eines Superstars, der es immer noch draufhat. Diese Sendung ist zwar bei weitem kein
“pity job“, sondern eine grundsolide Half-Hour. Der Erwartungshaltung wird sie jedoch nicht gerecht.
Das Gute ist: Es kann noch was werden. Denn in der jüngsten der fünf bisher gesendeten Folgen sind einige Ansätze zu erkennen, die die Show auf ein Niveau über das der Pflichterfüllung hieven könnten. Die Charaktere werden plastischer, die Plots wirken nicht mehr ganz so sehr wie aus dem Sitcom-Lehrbuch abgeschrieben.
Zeit genug, sich zu entwickeln, hat das Format. NBC verzichtete auf einen Piloten und bestellte direkt eine volle Staffel mit 22 Folgen. Ein weiterer Grund, warum man die Serie noch nicht abschreiben kann. Hoffentlich werden die Verantwortlichen schnell dazu lernen und ein gewisses Etwas finden, das dem Format das Charisma geben könnte, das es eigentlich verdient.