Die Abrechnung: Wie erfolgreich sind Formate mit Oliver Pocher? Setzt Sat.1-Chef Nicolas Paalzow mit Recht vermehrt auf den Entertainer?
Vita Oliver Pocher
- 1999 bis 2002: VIVA (u.a. «Interaktiv»)
- 2003 bis 2007: ProSieben («Rent a Pocher», «Gameshow Marathon»).
- 2007/2008: «Schmidt & Pocher» (Das Erste)
- 2009: «Sportfreunde Pocher» (Sat.1)
- seit 2009: «5 gegen Jauch»
- 2009 - 2011: «Die Oliver Pocher Show»
- 2011-2013: «Samstag Live!» (Sky)
- seit 2013: «Alle auf den Kleinen» (RTL), «Mein Mann kann» (Sat.1), «Promi Big Brother» (Sat.1), «Das Duell - Alle gegen den BVB» (Sat.1)
- zudem u.a. Auftritte als "Sturmi" in «Alarm für Cobra 11» und Kinofilm «Vollidiot» (2007, Hauptrolle Simon Peters)
Ob man Moderatoren mag oder nicht, ist sicherlich Geschmacksfrage. Ob sie erfolgreich sind, kann man auf mehrere Arten und Weisen definieren – beispielsweise anhand von Fernsehauftritten pro Jahr, anhand von monetären Aspekten oder eben schlicht auf Grund der Quoten, die von ihnen präsentierte Formate einfahren. Oliver Pocher muss man attestieren, dass er zur Zeit eine Art Lauf hat. Nach der Absetzung seiner einstigen Late-Night-Show in Sat.1 zog es den Entertainer zunächst ins Pay-TV zu Sky, wo er Erfahrungen im Bereich des Sportjournalismus sammelte, eher er jüngst nun wieder zahlreiche Formate für RTL und Sat.1 im Free-TV präsentierte.
Vor allem Sat.1-Boss Nicolas Paalzow soll großer Befürworter und Förderer von Oliver Pocher sein, plant mit ihm eine Neuauflage von «Geh‘ auf’s Ganze», machte ihn zum Host des «Fernsehpreises», gab ihm gemeinsam mit Cindy aus Marzahn «Promi Big Brother», ließ ihn «Mein Mann kann» übernehmen und dürfte sicherlich auch nicht dagegen gewesen sein, als entschieden wurde, dass Pocher nun neuer Box-Moderator von «ran» wird. Doch was bringt Oliver Pocher wirklich? Ist er in Deutschland inzwischen so beliebt, dass er Formaten wirklich hilft?
Ein Blick auf die Quoten bestätigt nämlich den aktuellen Hype um den 35-Jährigen nicht. Beispiel «Mein Mann kann»: Die einst von Britt Hagedorn moderierte Show übernahm Pocher im Sommer 2013, präsentierte davon drei Ausgaben, mit überschaubarem Erfolg. Im Schnitt holten diese 9,9 Prozent Marktanteil – allerdings mit deutlich fallender Tendenz. Zum Vergleich: Die 2012 noch mit Britt gezeigten Ausgaben kamen auf leicht bessere 10,4 Prozent.
Pochers «Promi Big Brother» erlebte nach fulminantem Start eine Quotentalfahrt – und entgegen der Aussagen der beiden Moderatoren hat Sat.1 immer noch nicht entschieden, ob man die Sendung 2014 mit einer zweiten Staffel fortsetzt. In der Zielgruppe kam «Promi Big Brother» auf an sich gute 13,7 Prozent Marktanteil – allerdings darf nicht vergessen werden, dass die Sendung in der Produktion überaus teuer war.
Ebenfalls im Sommer präsentierte Pocher wieder ein Fußball-Casting namens «Alle auf den BVB», das während der normalen Ausgaben am späten Freitagabend auf ordentliche 10,9 Prozent in der Zielgruppe kam, das eigentliche Spiel erreichte dann während der ersten Halbzeit starke 18,6 Prozent. Wie viel Pocher-Faktor und wie viel Neugier auf die damals neue Dortmunder Mannschaft entfiel, lässt sich allerdings nicht sagen.
Für RTL war Pocher 2013 in bis dato drei Ausgaben der XXL-Spielshow
«Alle auf den Kleinen» zu sehen. Gestartet mit 21,1 Prozent im Januar ging es schon im Sommer während Ausgabe zwei auf nur noch 16,0 Prozent nach unten. Im September trat Pocher mit der dritten Show direkt gegen das Sendungsvorbild «Schlag den Raab» an und erlitt mit nur noch 8,2 Prozent Marktanteil fürchterlichen Schiffbruch. Trotzdem wird die Show nun fortgesetzt, wenn auch erstmal nur mit einem in dieser Woche gezeigten Special, in dem Pocher gegen Boris Becker antritt. Die beiden hatten sich jüngst via Twitter gefetzt. Gute Quoten wegen der hohen medialen Aufmerksamkeit sind hier wahrscheinlich.
Für «Alle auf den Kleinen» musste übrigens ein anderes Pocher-Format weichen; «5 gegen Jauch»: Der Blondschopf agiert hier als Moderator – das Hauptaugenmerk aber liegt auf Günther Jauch. Mit mehr als 17 Prozent im Schnitt ist das Format im Jahr 2013 bisher ein absoluter Erfolg – der allerdings auf Grund der vergangene Woche erzielten schwachen 13 Prozent (gegen «The Voice of Germany») einen Kratzer bekommt.
Das Pocher-Fazit sieht rein aus Quotensicht also eher bescheiden aus: «Mein Mann kann» half die neue Sat.1-Allzweckwaffe nicht aus dem Sumpf, seine RTL-Show hat im Laufe der ersten Monate massiv an Zugkraft verloren, sein Fußball-Casting knüpfte nicht an die Werte der ersten Staffel an. Was bleibt sind oftmals solide Werte für Pocher-Formate. Die ganz großen Flops waren nämlich nicht dabei. Und vielleicht reicht solide manchmal ja schon.