Starke Ermittler, starke Quoten

Bernd Römer, Christian Vorstätter, Alexander Hold und Co: Wie Sat.1 am Nachmittag inzwischen sogar dem langjährigen Primus das Leben schwer macht.

Unser neues Line-up am Nachmittag punktet mit echten Protagonisten: echte Polizisten, echte Anwälte und echte Rechtsexperten. Wir arbeiten nicht mit Experten aus der Blue Box. Bei uns sind die Ermittler die treibende Kraft des Geschehens, vor Ort im Einsatz und in die Handlung eingebunden
Sendersprecherin Diana Schardt
Mit großen Hoffnungen hat der amtierende Sat.1-Chef Nicolas Paalzow vor rund einem Monat seinen neuen Nachmittag gestartet. «Familien-Fälle», die breit gefächerte Scripted Reality, die zuletzt gleich mit drei Folgen am Stück lief, wurde aus dem Programm gekickt – stattdessen setzt man laut Senderangaben auf starke und authentische Ermittler. Und hat sich dafür die beiden Scripted Reality-Spezialisten filmpool und Constantin Entertainment an Bord geholt. Nach vier Wochen lässt sich sagen: Mit Erfolg. Schwächstes Glied des neuen Sat.1-Nachmittags ist hier bei noch das 14.00-Uhr-Format «Auf Streife», das mit durchschnittlich 10,7 Prozent bei den wichtigen Umworbenen aber ebenfalls klar oberhalb des Senderschnitts liegt.

Die Polizeigeschichten kommen insgesamt derzeit auf 1,05 Millionen Zuschauer. Auf Rang zwei der Sat.1-Neustarts liegt «Im Namen der Gerechtigkeit». Erzählt werden darin Schicksalsschläge und Verbrechen. Die Ermittler setzen sich in dem Format laut Sat.1 für Familien ein, die den Glauben an die Gerechtigkeit zu verlieren drohen. Gerade in der vergangenen Woche lief die Constantin-Produktion richtig erfolgreich – holte in der Spitze über 15 Prozent Marktanteil bei den wichtigen 14- bis 49-Jährigen. Der Vier-Wochen-Schnitt liegt bei guten 12,2 Prozent Marktanteil der Jungen und gesamt 1,19 Millionen Zuschauern.

Noch besser schlägt sich das ähnlich angelegte «Anwälte im Einsatz», das aber mit Protagonisten aus der filmpool-Welt («Richterin Barbara Salesch») arbeitet. Bernd Römer und Co. lockten in der zurückliegenden Woche in der Spitze 16,5 Prozent der Jungen an, im Schnitt liegt die 16.00-Uhr-Sendung von Sat.1 bei 12,6 Prozent Marktanteil und gesamt 1,27 Millionen. Unumstritten, dass die Formate den Nachmittag in Sat.1 renoviert haben und sich die Chefetage um diese einstige Baustelle erst einmal nicht mehr zu lümmern braucht.

Teilweise kommt man RTL sogar gefährlich nah auf die Fersen: Nicht um 14.00 Uhr, da haben die Kölner mit den «Trovatos», die in der zurückliegenden Woche auf einen Marktanteils-Schnitt von genau 16 Prozent bei den Werberelevanten kamen, noch deutlich die Nase vorn. Aber später nähern sich beide Sender immer weiter an: Um 15.00 Uhr lagen «Verdachtsfälle» und «Im Namen der Gerechtigkeit» mit je 13,5 Prozent Marktanteil in der zurückliegenden Woche komplett gleich auf. Eine Stunde später hatte «Familien im Brennpunkt» mit durchschnittlich 14,4 Prozent die Nase nur ganz knapp vor den Sat.1-Ermittlern, die auf 13,9 Prozent im Schnitt kamen.

Die guten Quoten sind aber auch ein teures Gut: Zuletzt war der Münchner Sender am Nachmittag durch den massiven Einsatz von Wiederholungen aufgefallen. Die Erstausstrahlungen der Richter-Shows wurden schon vor Jahren deutlich eingekürzt und auch von «Familien-Fälle» liefen zum Schluss mehr alte als neue Ausgaben. Das geht jetzt noch nicht: Von jedem der drei neuen Formate sind zunächst einmal 60 Folgen angekündigt – rund drei Monate lang also setzt Sat.1 komplett auf neue Ware. Der dauerhafte Erfolg des neuen Sat.1-Nachmittags wird auch damit zusammenhängen, ob die Chefetage sich einen besseren Mix aus neuer und alter Ware leisten will, kann und darf.

Denn auch wenn sich solche Scripted Realitys gut wiederholen lassen, ein bisschen Schwund ist immer dabei. Und eigentlich gibt es – und sei es am Wochenende – zahlreiche Möglichkeiten, die Episoden auch abseits des werktäglichen Nachmittags noch einmal auf das Publikum loszulassen.
28.10.2013 13:01 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/67004