Der Fernsehfriedhof: Fünf gewinnt

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 270: Das tägliche „Wortspiel für schnelle, pfiffige Wörter-Rater“.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer Spielshow, die nie besonders auffällig, skandalös oder extrem daherkam, sondern gerade deswegen auffiel, weil sie angenehm unaufgeregt und nett war.

«5 mal 5» wurde am 02. Januar 1993 in Sat.1 geboren und entstand zu einer Zeit, als große Teile des täglichen kommerziellen Fernsehprogramms mit Sendungen wie «Hopp oder Topp», «Der Preis ist heiß», «Familienduell», «Ruck Zuck», «Riskant» , «Geh‘ aufs Ganze» oder «Glücksrad» von Gameshows dominiert wurde. Zu ihnen gehörte ebenso das tägliche Vorabendquiz «Bingo» , in dem mithilfe der korrekten Beantwortung von Fragen Reihen auf einem Zahlenfeld gebildet werden mussten. Weil dieses nur solide lief und nie ein allzu großes Publikum erreichen konnte, verschwand es zum Abschluss des Jahres 1992 auf dem Fernsehfriedhof. Vom darin angewandten Spielprinzip der Bingo-Lotterie wollte sich der Sender Sat.1 aber offenbar nicht lösen, denn schon zwei Tage später erschien ein Format, das sehr ähnlich funktionierte.

Auch in diesem galt es, auf einer Ziffern-Tafel diagonale, vertikale oder horizontale Reihen zu bilden. Dazu waren nun jedoch keine klassischen Quizfragen mehr zu beantworten, sondern stattdessen Wörter zu erraten, von denen lediglich der Anfangsbuchstabe bekannt war. Damit die Kandidatenpaare nicht nur blind herumstocherten, erhielten sie nach jedem Versuch wichtige Hinweise, aus denen sich die korrekte Lösung kombinieren ließ. Es wurden nämlich diejenigen Buchstaben markiert, die ebenfalls in der tatsächlichen Lösung enthalten waren.

Auf diese Weise mussten stets Begriffe mit fünf Buchstaben in maximal fünf Versuchen gefunden werden, woraus sich letztlich der Titel der Show ableitete. Nach jedem gelösten Wort, konnten die Kandidaten dann zwei Kugeln mit Ziffern aus einem Behälter in ihrem Pults ziehen und dadurch ihre aus fünf Ziffern bestehende Reihe aufbauen, um zusätzliche Punkte und eine größere Chance auf den Einzug ins Finale zu erhalten. In diesem waren ebenso Wörter nach der gleichen Methode zu erraten. Allerdings musste nun nach jedem Fehlversuch eine Ziffer gezogen werden und es durfte gerade keine Zahlenreihe entstehen. Je weniger Lösungsversuche also nötig waren, desto geringer war die Chance zu verlieren.

Obwohl die Grundstruktur stark an ihren Vorgänger «Bingo» erinnerte stellte die Show keine Eigenentwicklung dar. Vielmehr basierte sie auf dem US-Format «Lingo» (eine sprachliche Anspielung auf „Bingo“), das dort seit 1987 in der Daytime lief und anfänglich von Michael Reagan, dem Sohn des damaligen US-Präsidenten, präsentiert wurde. In der deutschen Adaption übernahm der Radiomoderator Bernd Schumacher die Spielleitung.

Trotz eines simplen Aufbaus und eines hohen Mitrate-Faktors waren der Produktion werktags gegen 17.00 Uhr ähnlich wie «Bingo» nur mäßige Zuschauerwerte vergönnt. Dadurch erhielt sie keine dauerhafte Ausstrahlung, sondern wechselte sich anfangs in zwei- bis dreimonatlichen Blöcken mit der Spielshow «Riskier’ was!» der späteren Dschungel-Kandidatin Gundis Zámbó ab. Erst ab September 1993 erfolgte eine dauerhafte Programmierung. Mit dieser ging außerdem eine Verlegung auf 18.30 Uhr einher, die jedoch nur wenige Monate später rückgängig gemacht, aber mit einer zusätzlichen Ausgabe am Samstagnachmittag kompensiert wurde. Weil auch dies die durchwachsenen Werte nicht verbessern konnte, folgte im Sommer schließlich die Einstellung.

«5 mal 5» wurde am 12. Juli 1994 beerdigt und erreichte ein Alter von anderthalb Jahren. Die Show hinterließ den Moderator Bernd Schumacher, der kurz darauf den Lokalsender B.TV gründete. Als das Unternehmen dann im Jahr 2002 Insolvenz anmelden musste, wurde es von Thomas G. Hornauer übernommen und zum Esoterik-Kanal umgestaltet. Schumacher schien von dieser Geschäftsidee derart beeindruckt gewesen zu sein, dass er 2011 im Nachtprogramm von SuperRTL mit dem Call-In-Konzept «Institut für Zukunftsdeutung» ein sehr vergleichbares Format anbot. Aktuell ist er Moderator und Geschäftsführer des Onlinesenders Top20Radio. Übrigens, «5 mal 5» brachte ein gleichnamiges Brettspiel hervor, das tatsächlich mit den Worten „Bekannt vom Fernsehen“ beworben wurde.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann einer äußerst unwitzigen Fußball-Comedyshow.
09.01.2014 11:05 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/68361