Die Kritiker: «The Fear»

Mit «The Fear» zeigt zdf_neo eine Mini-Serie über eine Gangster-Familie, die zumindest in Folge eins nicht ihr ganzes Potenzial entwickelt. Warum sich das Einschalten trotzdem lohnt.

Inhalt

Hinter den Kulissen

  • Buch: Richard Cottan
  • Regie: Richard Cottan, Michael Samuels
  • Musik: Dan Jones
  • Kamera: Gavin Finney
  • Schnitt: David Blackmore, Trevor Waite
  • Produktion: Simon Heath, World Productions
Der Gangster-Boss Richie Beckett ist mittlerweile ein erfolgreicher Geschäftsmann und Besitzer eines Hotels an der Küste von Brighton. Zudem wird der Wiederaufbau des West Piers der Stadt maßgeblich von seiner Familie finanziert. Damit erfüllt er sich einen lang ersehnten Traum. Aber seine finstere Vergangenheit als Gangster holt ihn langsam ein. Seine Söhne Cal und Matty lassen sich auf Geschäfte mit einer Gruppe von Albanern ein, die im großen Stil Drogen und Mädchen nach Brighton bringen wollen.

Richie fordert seine Söhne auf, den Deal abzublasen, aber Cal gerät in Schwierigkeiten und wird erpresst. Zudem verliert Richie seine Erinnerungen und gleichzeitig sieht er Bilder aus der Vergangenheit. Es fällt ihm schwer, Situationen richtig einzuschätzen. Dadurch werden die Geschäfte gefährdet und es kommt zu unkontrollierten Wutausbrüchen. Die Gründe für all das werden ihm jedoch erst langsam klar.

Darsteller
Peter Mullan («Trainspotting») als Richie Bekkett
Anastasia Hille («Snow White and the Huntsman») als Jo Bekkett
Harry Lloyd («Die Eiserne Lady») als Matty Bekkett
Paul Nicholls («Law & Order: UK») als Cal Bekkett
Demosthenes Chrysan als Vajkal
Dragos Bucur («The Way Back – Der lange Weg») als Marin
Richard E. Grant («Der Hund der Baskervilles») als Seb Whiting

Kritik
Richie Bekkett geht keine Deals ein. Insofern unterscheidet er sich kaum von den klassischen Gangsterbossen, wie man sie aus Mafia-Filmen und -Serien kennt. Ein solcher Gangsterboss ist Richie Bekkett jedoch nicht. Eigentlich will er nichts mehr mit unmoralischen Geschäften zu tun haben. Doch seine Söhne lassen ihn nicht und auch sein Gesundheitszustand, der dem Familienoberhaupt erst allmählich klar wird, hilft nicht gerade. Die in Großbritannien beim privaten Channel 4 gelaufene Mini-Serie «The Fear» erzählt die Geschichte eben dieser Familie Bekkett. Doch die Handlung in der ersten der vier Episoden nimmt nur langsam Fahrt auf. Wenn es doch mal geschieht, dann meist sehr plötzlich. Gerade zum Anfang braucht das Drehbuch vielleicht etwas zu viel Zeit, bis sich die Story wirklich entwickelt.

Dabei ist die Geschichte an sich gar nicht schlecht. Die Charaktere kennt man zwar alle irgendwoher, doch in der Mischung entsteht ein interessantes Konstrukt aus Personen, die alle ihre menschlichen Schwächen haben – und nach außen hart wie Stahl sein wollen. Vor allem kommt bei der Geschichte deutlich heraus, dass noch viel Potenzial für weitere Episoden in ihr schlummert.

Fragwürdig ist die deutsche Synchronisation der Serie, auf die Fernseh-Puristen ja ohnehin verzichten. Bei der deutschen Erstausstrahlung auf zdf_neo werden sie aber wie gewohnt dem nicht ausweichen können. Bei der eigentlichen Produktion aber stellt man, nicht nur aufgrund der in Großbritannien recht prominenten Besetzung, fest, dass einiges an Geld in die Hand genommen wurde. Sie wirkt in weiten Teilen hochwertig, was nur durch den experimentierfreudigen Kameramann ein wenig zunichte gemacht wird. Diverse Einstellungen aus ungewöhnlichen Richtungen stören das Bild in einigen Momenten.

Den Autoren darf man ihr Talent in Sachen Storytelling aber nicht absprechen. In einer der letzten Szenen besucht Richie Bekkett das Schlafzimmer seiner Frau Jo. Das Verhältnis zwischen den beiden ist – um es freundlich auszudrücken – angespannt. In der kuriosen Szene versucht Richie seiner Frau näher zukommen, was diese ablehnt. Für den Zuschauer bietet die Sequenz durchaus humoristisches Potenzial, aber das Lachen bleibt dennoch im Halse stecken.

Für die negativen Aspekte entschädigt dann aber vor allem die Schlusssequenz. Richie Bekkett wird sich seiner tatsächlichen Situation bewusst, dass er aber ein unberechenbarer Faktor bleibt ist ebenso offensichtlich. Man darf also gespannt sein, wie sich die Mini-Serie in den folgenden drei Episoden entwickelt. Denn auch wenn Episode eins nicht vollends gelungen ist, lässt sich klar erkennen, wohin die Richtung noch gehen könnte. Im Zusammenspiel mit der BBC-Produktion «Ripper Street», dessen Auftaktepisode ebenfalls gelungen ist, bietet zdf_neo einmal mehr Fernsehen, bei dem sich das Einschalten lohnt. Ob die Serien tatsächlich ihre Zuschauer finden, spielt in der Nische dann ja ohnehin nur eine untergeordnete Rolle.

«The Fear» ist ab 17. Februar immer Montags um 22.50 Uhr in deutscher Erstausstrahlung bei zdf_neo zu sehen.
16.02.2014 13:11 Uhr  •  Frederic Servatius  •  Quelle: Inhalt: ZDFneo Kurz-URL: qmde.de/69045