Wer zu «Studio Friedman» geht, weiß eigentlich, was auf ihn zukommt: Moderator Friedman mit seinen manchmal schon provokativen Fragen: AfD-Chef Lucke verließ am Donnerstag die Aufzeichnung einer Ausgabe vorzeitig.
Vita Michel Friedman
- Karriere als Politiker in der Union von 1983 bis 2000 - Friedman trat infolge der Spendenaffäre vom Roland Koch aus der Partei aus
- 1993/1994: Moderation von «Riverboat» im MDR
- 1998 bis 2003: «Vorsicht! Friedman» im hr
- 2000 bis 2003: «Friedman» im Ersten (Deutscher Fernsehpreis, Kategorie "Beste Information")
- Seit 2004: «Studio Friedman» bei N24
Eklat bei der Aufzeichnung zur neuen Ausgabe von
«Studio Friedman», das N24 in der kommenden Woche am Donnerstagabend ab 23.10 Uhr zeigen wird. Die Sendung wurde wegen der anstehenden Faschingstage ausnahmsweise ungewöhnlich früh vorproduziert. Eingeladen hatte sich der Nachrichtensender zum einen Manuel Sarrazin, den europapolitischen Sprecher der Grünen im Bundestag und eben Bernd Lucke, den Sprecher der Alternative für Deutschland, kurz AfD. Europa, die zunehmende Bürokratie, zu viel Freizügigkeit und die Eurokrise sollten eigentlich die bestimmenden Themen sein. Direkt zu Beginn der Sendung warf Moderator Friedman der Spitzenkandidatin der AfD für die kommende Europawahl, Beatrix von Storch, Rassismus vor.
Nach elf Minuten wollte Friedman bei Lucke dann noch einmal wissen, ob er angesichts des Satzes „Multikulti hat die Aufgabe, die Völker zu homogenisieren und damit religiös und kulturell auszulöschen“ hinter seiner Spitzenkandidatin stehen könne. Weil Lucke angeblich nicht exakt antwortete, soll Friedman mehrfach nachgehakt haben - woraufhin Lucke entrüstet das Fernsehstudio verließ. Eine Pressemitteilung seiner Partei folgte prompt.
Die AfD begründete das vorzeitige Verlassen der Sendung damit, dass Michel Friedman dem Politiker angeblich ständig ins Wort fiel. „Als Gast in einer Talk Show erwartet man, in angemessener Weise zu Wort kommen zu dürfen. Dies war bei Herrn Friedman leider nicht möglich“, so Lucke. Friedman beharrte auf wertende Fragen, doch wollte er anscheinend die erläuternden Antworten von Herrn Lucke nicht hören, da er immer wieder zu seiner einseitig formulierten Ausgangsfrage auf unverhältnismäßig penetrante Art zurückkehrte.
„Seriöse Moderation sieht anders aus. Ein Moderator hat sicherlich die Aufgabe, den Dingen möglichst auf den Grund zu gehen. Doch nicht, in dem er unliebsame Antworten auf unseriöse Art unterbricht und dem Gefragten nicht einmal einen einzigen Antwortsatz zubilligt. Das ist keine Gesprächsrunde mehr, sondern einseitige Meinungsmache des Moderators. Jeder Gast einer Gesprächsrunde hat ungeachtet seiner politischen Meinung ein Minimum an Respekt und seriösem Journalismus verdient“, so Lucke.
N24 wird die «Studio Friedman»-Sendung übrigens kommenden Donnerstag wie geplant ausstrahlen – Manuel Sarrazin blieb nämlich bis zum Ende im TV-Studio. Der Nachrichtensender wird sich angesichts der Schlagzeilen wohl über den ein oder anderen zusätzlichen Zuschauer freuen können – was weder Friedman noch dem Fernsehkanal schaden dürfte.