Manche Kinofilme, die auf Serien basieren, werden zum Publikumserfolg. Andere gehen an den Kinokassen baden. Doch was haben «Stromberg» und «Die Simpsons» Flops wie «Dark Shadows» voraus?
«Stromberg - Der Film» Staff
- Autor und Produzent: Ralf Husmann
- Regie: Arne Feldhusen
- Darsteller: Christoph Maria Herbst, Bjarne I. Mädel, Oliver K. Wnuk, Diana Staehly, Milena Dreißig u.a.
- Produktion: Brainpool
«Stromberg – Der Film» ist aus gleich doppelter Hinsicht ein kleines Leinwandwunder: Einerseits war lange unklar, ob diese Produktion überhaupt jemals zustande kommt, bis sie als erstes großes, deutsches Ergebnis einer Crowdfunding-Aktion zu einem Novum der hiesigen Filmlandschaft wurde. Andererseits zählt der Leinwandausflug Bernd Strombergs zu den nicht all zu häufig vorkommenden, wirklich gelungenen Kinofortführungen einer Fernsehserie (mehr über die Qualitäten des Kinofilms erfahren Sie
hier in unserer Kino-Kritik).
Somit hebt sich «Stromberg – Der Film» etwa von «Türkisch für Anfänger – Der Film» ab, der das Publikum als Neuinterpretation seiner TV-Vorlage eher spaltete und unter anderem im
Focus, bei
Negativ-Film und hier bei
Quotenmeter.de für seinen von der Serie abweichenden, banalen Tonfall und eine misslungen Dramaturgie bemängelt wurde. Bei IMDb liegen Serie und Film im Userranking zudem zwei Punkte voneinander entfernt – löbliche 7,9 Punkte für die Serie, schlechte 5,9 für den Film.
Mit 2,39 Millionen Kinogängern war Bora Dagtekins Kino-Regiedebüt dennoch ein deutlicher Erfolg und übertraf somit mühelos etwa den 2004 katastrophal an den Kinokassen untergegangenen Actionfilm «Der Clown – Payday» oder die 1999 veröffentlichte, arg gefloppte Komödie «Tach, Herr Dokter! – Der Heinz-Becker-Film», mit der «Familie Heinz Becker» ein von der Kritik verrissenes Stelldichein auf der Leinwand hatte, bei dem sie allerdings ihre scharfzüngige, anarchische Ader verlor und gegen harmlose Kalauer tauschte. Fünf Jahre zuvor wurde auch «Pumuckl und der blaue Klabauter» aufgrund seines von der Serie abweichenden, weniger charmanten Settings und Ensembles eher lauwarm aufgenommen.
US-amerikanische Serien haben aus kommerzieller Sicht mit ihren Kinoablegern hingegen schon häufiger annehmbaren Erfolg gefeiert. Was nicht bedeutet, dass Hollywood mit seinen Kinoadaptionen von TV-Serien vor Flops gefeit wäre: Tim Burton etwa erlebte mit seiner Verfilmung der Kult-Gruselseifenoper «Dark Shadows» (Foto) trotz Superstar Johnny Depp in der Hauptrolle eine Bruchlandung und auch «Das A-Team – Der Film» kam weltweit nicht sonderlich zufriedenstellend bei den Kinogängern an: Auf das Budget von 110 Millionen Dollar kamen nur Einnahmen von insgesamt 177 Millionen. Ein ähnliches Lied können Will Ferrell und Nicole Kidman singen, deren Komödie «Verliebt in eine Hexe» bei Kritikern und zahlenden Kinobesuchern eher auf Abscheu denn auf Gegenliebe stieß und sogar einige Kritiker-Negativpreise abräumte.
Voreilig ließe sich aus diesen Beispielen der Schluss ziehen, dass ein Kinofilm, der auf einer Serie basiert, die altbekannten Gesichter aufweisen muss und sich das Publikum konsequent gegen „Kino-Remakes“ von Serien (wie halt «Verliebt in eine Hexe», «Dark Shadows» oder «Das A-Team – Der Film») sträubt. Immerhin lief der erste «Akte X»-Film zufriedenstellend, und dieser vermied wie nun auch «Stromberg – Der Film» oder vor einigen Jahren der als erfrischend witzig gefeierte «Simpsons»-Film jegliche Form von Umbesetzung.
Eine allgemeingültige Regel ist dies aber nicht: Man denke bloß an Tom Cruise, der 2015 zum fünften Mal mit einem «Mission: Impossible»-Kinofilm die als Grundlage dienende Agentenserie «Kobra, übernehmen Sie!» in Sachen popkultureller Relevanz bedrängen wird. Auch «Drei Engel für Charlie» lief als Kino-Remake erfolgreich genug um eine (arg kritisierte und zudem mäßig gelaufene) Fortsetzung zu erhalten und der «Starsky & Hutch»-Film mit Ben Stiller und Owen Wilson wurde über die Jahre zu einem Komödien-Geheimtipp, und dies, obwohl er sich teils auch sehr genüsslich über seine Vorlage lustig macht – nicht ungleich dem Überraschungserfolg «21 Jump Street» mit Jonah Hill und Channing Tatum.
Das Geheimnis erfolgreicher Kinoableger von Fernsehserien lässt sich wohl am besten anhand der «Star Trek»-Filme erörtern: Der erste Film nahm zwar gutes Geld ein, galt seinerzeit dennoch als herbe kommerzielle Enttäuschung und wird auch von vielen Fans abgelehnt, während der zweite Teil mittlerweile als Sci-Fi-Klassiker gilt. «Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart» erhielt hervorragende Kritiken und war zudem auch an den Kinokassen erfolgreich, während der fünfte Teil radikal floppte und von Kritikern weitestgehend verlacht wurde. Und auch bei der „Next Generations“-Crew war der am meisten geachtete Film ein Kassenschlager, wohingegen der schlecht besprochene «Nemesis» ein finanzielles Desaster darstellte. Als J. J. Abrams zum ersten Mal einen «Star Trek»-Film drehte, der sich völlig vom «Star Trek»-Fernsehuniversum distanzierte, begeisterte dieser Kritiker und das zahlende Publikum, während der von der Presse etwas schwächer aufgefasste zweite Teil der Reboot-Reihe zumindest in den USA auch weniger einnahm.
Die große Faustregel ist also erschreckend simpel: Es geht Zuschauern und auch Kritikern im Regelfall weniger darum, ob die Original-Seriendarsteller mitwirken oder der Tonfall des TV-Formats akkurat befolgt wird. Was Kinoerfolge wie «Star Trek II: Der Zorn des Khan», J. J. Abrams' «Star Trek», «Mission: Impossible – Phantom Protokoll», «Stromberg – Der Film» und «21 Jump Street» gemeinsam haben, ist viel eher folgendes: Es sind schlichtweg gelungene Streifen. Nähe zu einer Serie bringt nur wenig bei einer miesen Umsetzung und eine große Distanz zur Vorlage ist bei hoher Qualität verziehen. So einfach ist es.