Das neue TV-Event von Nico Hofmann und Ex-Sat.1-Boss Joachim Kosack: Die Medien sollen in der Produktion in den Mittelpunkt gestellt werden.
Produzent Nico Hofmann - erfolgreichste Produktionen
- 2001: «Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker»
- 2001: «Der Tunnel»
- 2005: «Dresden»
- 2005: «Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei»
- 2006: «Die Sturmflut»
- 2008: «Das Wunder von Berlin»
- 2010: «Die Grenze»
- 2011: «Hindenburg»
- 2012: «Jesus liebt mich»
- 2013: «Der Minister»
- 2013: «Der Medicus»
- 2013: «Unsere Mütter, unsere Väter»
Vorhang auf für die TV-Premiere von Nico Hofmanns neuem Werk «Der Rücktritt» – Sat.1 zeigt die Produktion am Dienstagabend zur besten Sendezeit. Das Doku-Drama basiert auf den Ereignissen, die sich in der Amtszeit von Bundespräsident Christian Wulff und derer um ihn herum zugetragen haben. In 68 Tagen stellen die Produzenten Nico Hofmann, Ex-Sat.1-Boss Joachim Kosack und Benjamin Benedict die Abläufe von Bekanntwerden der angeblichen, aber vermutlich widerlegten Vorteilsnahme im Amt bis zur Amtsabgabe des Bundespräsidenten dar. Dabei soll aber nicht nur ein spannender Kassenschlager á la Hollywood entstehen, sondern vielmehr wird mit diesem Film versucht „den Emotionen und Entwicklungen nachzuspüren – wie sich die Schlinge immer enger zog und der Bundespräsident in einen medialen Strudel gerissen wurde, aus dem es kein Entkommen gab“, wie Wulff-Darsteller Kai Wiesinger in einem Interview angab.
Die Medien stehen dabei von Anfang an – natürlich neben Wulff selbst – im Mittelpunkt des Films. Selten hat ein Vorfall in der Politik ein so großes, wochenlang andauerndes Aufsehen erregt wie die „Wulff-Affäre“. Und selten hat ein Ereignis die Medien zugleich in einem solchen Licht dastehen lassen. Wiesinger gibt an, dass das Geschehen und die Macht der Medien ihn erschreckt hätten. Auch Regisseur und Drehbuchautor Thomas Schadt sagte, er wäre erstaunt und irritiert gewesen über Vorgehen und Verhalten der Medien. Respektlosigkeit und Häme wie es in der Wulff-Affäre der Fall war, fände er abstoßend und einer „Zivilgesellschaft“ unwürdig. Wiesinger geht sogar noch weiter und schlägt eine Brücke zum normalen Bürger: „denn vollkommen losgelöst von der gesellschaftlichen Position erleben wir alle sicher sehr ähnliche Situationen, in denen äußere Wahrnehmung und Wahrheit aufeinander prallen.“ Dies war auch ein Grund für Wiesinger die Hauptrolle in «Der Rücktritt» zu übernehmen. So würde ihm die Möglichkeit geboten „die Gefühlswelt in einer solchen Situation erlebbar [zu] machen“.
Dennoch soll das Drama nicht Anti-Medial ausgerichtet sein. Im Gegenteil. Es soll zeigen, „wie sich Menschen in Extremsituationen verhalten, wie sie auf Druck reagieren, welche Fehler sie machen und wo sie vielleicht über sich hinauswachsen“, erklärte Spiegel-Journalist und Co-Drehbuchautor Jan Fleischhauer in einem PR-Interview des Senders Sat.1. Dort bestätigt auch Hauptdarsteller Wiesinger, dass es Hauptziel des Films sei, die Innenwelt der handelnden Personen nachzuempfinden und nicht, etwas zu beurteilen.
Nico Hofmann - Auszeichnungen (Auswahl)
- 1988: Deutscher Kritikerpreis
- 2001: Goldener Gong («Tanz mit dem Teufel»)
- 2006: Bayerischer Fernsehpreis («Dresden», «Die Luftbrücke», «Die Sturmflut»)
- 2006: Schillerpreise der Stadt Mannheim
- 2007: Goldene Romy (Bester Produzent des Jahres)
- 2009: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
Doch warum die Darsteller innerhalb des (für Privatsender) doch ungewöhnlichen Genres Doku-Drama? Bettina Wulff-Darstellerin Anja Kling: „Das Format des Doku-Dramas macht es möglich, gleichzeitig Fakten und eine faire fiktionale Interpretation der Ereignisse darzustellen.“ Autor Thomas Schardt ergänzte: „Das Genre des Doku-Dramas bietet sich für diesen Stoff geradezu idealtypisch an. Für uns stellt das Ganze ein nahezu klassisches Eingeschlossenen-Drama dar: Drinnen im Bellevue Christian Wulff und seine Berater, belagert von den Medien, die außen einen ungeheuren Druck aufbauen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie die „Eingeschlossenen“ mit dieser Belagerung zurechtkommen, welchen psychischen Belastungen sie dabei ausgesetzt sind, welche Strategien sie entwickeln um heil aus der Sache herauszukommen.“ Sat.1-Geschäftsführer Nicolas Paalzow zeigte sich der Meinung, dass ein frei erfundenes Drehbuch kaum spannender sein könne.
Um die Richtigkeit der Abläufe und Gespräche des „Fall Wullf“ zu gewährleisten, wurde zur Vorbereitung auf den Film gründlich recherchiert. So gab Jan Fleischhauer an: "Für jede Szene, die im Film zu sehen ist, gibt es mindestens einen Zeugen, der den von
uns geschilderten Ablauf im Wesentlichen bestätigen kann.“ Auch die Anzahl der 68 Tage wurde mit Bedacht gewählt. Den beiden Drehbuchautoren schien diese Zeitspanne als ideal, da sie nie vorgehabt hätten „im Nachhinein noch einmal ein Urteil über den Fall zu sprechen“. Daher war es für die Autoren „auch nebensächlich, was anschließend an juristischen Nachwehen einsetzte“ wie sie in einem Interview bekannt gaben.
Zusammengefasst kann man also feststellen, dass es den Produzenten, Drehbuchautoren und Schauspielern wichtig war, eine möglichst authentische Nacherzählung der „Affäre“ zu produzieren, die nicht kopiert oder imitiert wirken soll, sondern mit guten Recherchen und Emotionen den Zuschauer in die Erlebnisse, wie sie damals stattfanden, mit einbeziehen soll.