Die Kritiker: «Der Anwalt des Teufels»

Mit dem Crime-Thriller zeigt Vox eine Produktion in der das Leben eines Anwalts aus den Fugen gerät. Warum sich das einschalten lohnt.

Inhalt

Hinter den Kulissen

  • Buch: David Wolstencroft
  • Regie: Brian Welsh
  • Kamera: David Higgs
  • Schnitt: Jamie Pearson
  • Produktion: Endor Productions, Red Arrow International
Der erfolgreiche Strafverteidiger Will Burton ist ein wahrer "Entfesselungskünstler". Der junge Familienvater schafft es, seine Mandanten selbst aus schier ausweglosen Situationen zu befreien. Für Will heiligt der Zweck alle Mittel, wobei die Moral oft auf der Strecke bleibt. Er hat noch nie einen Prozess verloren und steht somit kurz vor der Beförderung. Wills nächster Fall wird sein scheinbar perfektes Leben jedoch verändern: Er verteidigt Liam Foyle, der angeklagt ist, eine junge Frau auf bestialische Art ermordet zu haben. Aufgrund einer Formsache verhilft Will dem Angeklagten zum Freispruch. Allerdings zweifelt er zum ersten Mal in seiner Karriere an dem Ausgang des Verfahrens und weigert sich, die Hand seines Mandanten zu schütteln. Foyle kommt frei, aber der psychopathische Serienmörder wird schon bald sein nächstes Opfer suchen. Foyles ganze Aufmerksamkeit richtet sich jetzt auf Will und seine Familie. Als die Ereignisse sich überschlagen, gerät Wills Welt komplett aus den Fugen und seine einst so hilfreiche Brillanz wird ihm zum Verhängnis.

Darsteller
David Tennant («Doctor Who») als Will Burton
Toby Kebbell («Prince of Persia: Der Sand der Zeit») als Liam Foyle
Sophie Okonedo («After Earth») als Maggie Gardner
Ashley Jensen («Alles Betty!») als Kate Burton
Jeany Spark als Tara
Tony Gardner als Trevor Harris
Kate Dickie («Prometheus – Dunkle Zeichen») als Jenny

Kritik
Auf den ersten Blick gibt es nicht wirklich viel das David Tennant und Christoph Maria Herbst gemeinsam haben. Gut beide sind männliche Schauspieler, doch das dürfte es dann auch sein. Sollte man meinen. Doch ihnen gemein ist auch, dass viele Zuschauer sie eigentlich nur aus einer Rolle kennen. Während Herbst aus seiner Paraderolle in «Stromberg» bekannt ist, spielte der Schotte Tennant die Figur des «Doctor Who». Wo Herbst allerdings jüngst noch einmal seinen bekanntesten Charakter mimte, hat Tennant seiner Figur den Rücken gekehrt. 2013 versuchte letzterer sich dann als Will Burton in der dreiteiligen Mini-Serie «Der Anwalt des Teufels». Quotentechnisch durfte die ausstrahlende BBC mit den Resultaten der Episoden zufrieden sein, immerhin erreichte der Sender über fünf Millionen Zuseher – und auch qualitativ kann sich die Produktion sehen lassen.

Die Ausgaben sind zumindest so fesselnd, dass es der Programmierung als Mini-Marathon gelingen sollte die Zuschauer über drei Stunden vor den Schirmen zu halten – vorausgesetzt sie schalten zu Beginn ein. Tatsächlich gelingt es überraschend gut in der kurzen Zeit einen kleinen Serienkosmos zu erschaffen. Die Handlung ist nicht übermäßig komplex, aber eben auch nicht ganz einfach und schafft es sich trotz verschiedener Handlungsfäden nicht in Kleinigkeiten zu verstricken. Auf die Moralkeule wird glücklicherweise weitestgehend verzichtet. Das ist bei einer Geschichte in der es um das Gewissen eines Anwalts geht nicht selbstverständlich.

Vor allem aber wird wieder einmal deutlich, welche Unterschiede es zwischen den meisten deutschen Eigenproduktionen und oftmals hochwertigerem Fernsehen aus Ländern wie Norwegen oder eben Großbritannien gibt. Letztere sind schon rein visuell deutlich hochwertiger. Die düstere Grundstimmung der Serie ist vollends überzeugend, die Erzählung dynamisch. Dass die Besetzung ebenso hochkarätig ist, muss an dieser Stelle wohl gar nicht mehr erwähnt werden, das Darstellerensemble spielt überzeugend. Wohl das größte Plus ist aber die stringente und temporeiche Erzählweise, selbst wenn zumindest die Handlungen der Figur des Liam Foyle phasenweise ein wenig Rätselraten hervorrufen. Lobenswert ist ferner der dezente Musikeinsatz – auch das ein Aspekt bei dem es deutsche Produktionen oft etwas übertreiben.

Einen Wermutstropfen gibt es dann aber doch. Die Rede ist wie so oft von der Synchronisation. An sich ist die gar nicht so schlimm, doch für echte Serienliebhaber gilt wie so oft: Vor allem an Lachern geht im Deutschen einiges verloren. Das ist ob des gelungenen britischen Humors allerdings sehr schade.

Wenn man nun böse sein wollte, so könnte man der Serie vorwerfen, dass sie ein bisschen zu viel Köpfchen und ein bisschen zu wenig Leidenschaft hat. Dann würde man aber tatsächlich das Haar in der Suppe suchen. Denn was der Zuschauer insgesamt zu sehen bekommt ist mehr als nur durchschnittliche Unterhaltung. Und so ist es nicht übertrieben zu sagen, dass den Beteiligten ein überaus gelungenes Gesamtwerk aus Musik, Bild, Handlung und Schauspiel gelungen ist. Für ganz schwache Nerven ist «Der Anwalt des Teufels» nichts. Allen anderen sei das Einschalten aber definitiv empfohlen. Und vielleicht erinnert sich der Zuschauer künftig ja auch für die Rolle als Will Burton an David Tennant.

«Der Anwalt des Teufels» ist am Samstag, 15.März um 20.15 Uhr bei Vox zu sehen.
14.03.2014 12:08 Uhr  •  Frederic Servatius Kurz-URL: qmde.de/69513