Sat.1-Anwälte rücken RTLs Problemfamilien auf die Pelle

Immer seltener zweistellige Marktanteile bei allen und immer weniger Abstand zu «Anwälte im Einsatz»: «Familien im Brennpunkt» kann die Hilfe von Angelika Kallwass gebrauchen.

Und die anderen Scripted Realities bei RTL?

Noch schlechter lief es in der abgelaufenen Woche für die beiden anderen Scripted Realities am Nachmittag von RTL, «Verdachtsfälle» und «Betrugsfälle». Während erstgenanntes Format zwischen 11,6 Prozent und 15,1 Prozent der Umworbenen pendelte, erreichten die «Betrugsfälle» selbst an ihrem besten Tag nur 13,7 Prozent. Trotz seiner Schwäche ist «Familien im Brennpunkt» damit noch das erfolgreichste Glied am RTL-Nachmittag.
Noch vor etwa zwei Jahren waren Marktanteile oberhalb von 30 Prozent in der Zielgruppe keine allzu große Besonderheit für «Familien im Brennpunkt». Innerhalb von 24 Monaten verringerte sich das Publikum der RTL-Sendung hingegen um die Hälfte. Bedeutet im Klartext, dass die Produktion inzwischen sogar mit dem Senderschnitt zu kämpfen hat. Bei Sat.1 ergibt sich unterdessen ein anderes Bild: Dort hat man nach eher mäßig laufenden «Familien-Fällen» in Endlosschleife den Abwärtstrend des Senders am Nachmittag aufhalten können. Denn «Anwälte im Einsatz», das derzeitige 16-Uhr-Format, weiß im Programm der Münchener zumeist sehr ordentliche Werte zu verbuchen.

So geschehen auch in den zurückliegenden Tagen, in denen «Anwälte im Einsatz» bis zu 13,1 Prozent der Werberelevanten zu vereinen wusste. Dieses Ergebnis wurde am Dienstag der abgelaufenen Woche aufgestellt, an dem sich zugleich 1,25 Millionen Gesamtzuschauer versammelt hatten. Sie führten auch insgesamt zu starken 12,7 Prozent, womit RTL deutlich das Nachsehen hatte. Für die Kölner reichte es an genanntem Dienstag nur zu 0,90 Millionen und mäßigen zwölf Prozent bei den Umworbenen.

Einen Tag zuvor, am Montag, hatte das Kräfteverhältnis noch ganz anders ausgesehen: Zum Wochenstart holten die «Familien im Brennpunkt» starke 17,8 Prozent und ließen Sat.1 mit 8,5 Prozent alt aussehen. Dennoch handelte es sich hierbei um Ausreißer nach oben bzw. unten, denn schon am Mittwoch und Donnerstag normalisierte sich das Verhältnis der beiden 16-Uhr-Sendungen wieder: Während RTL an den genannten Wochentagen 13,2 und 12,6 Prozent der Umworbenen generierte, reichte es für Sat.1 zu nur minimal schwächeren 13 und 11,2 Prozent.

Damit könnten Mittwoch und Donnerstag sehr repräsentativ für die derzeitige Situation am Nachmittag stehen. Der tiefe Sturz von RTL und die leichten Aufwärtsbewegungen bei Sat.1 führten und führen dazu, dass sich die einstige Hierarchie am Nachmittag immer weiter auflöst. Inzwischen liegt RTL zumeist noch vorn, doch Sat.1 ist den Kölnern immer öfter immer dichter auf den Fersen – und überholt RTL sogar an vereinzelten Tagen. In der ersten Märzhälfte kamen «Anwälte im Einsatz» auf durchschnittlich 11,3 Prozent der Umworbenen, «Familien im Brennpunkt» auf 13,8 Prozent.

Soweit die Lage beim Zielpublikum. Was allerdings oft in den Hintergrund rückt: In einer Zuschauergruppe hat Sat.1 die Kölner schon längst überholt. Beim Gesamtpublikum erreichten die Münchener in den vergangenen Tagen nämlich bis zu 13,4 Prozent, während sich RTL im besten Fall auf 11,5 Prozent beschwingen konnte. Das spiegelt auch der jeweilige Durchschnittswert wider, der sich bei Sat.1 um 12,3 Prozent, bei RTL um gerade einmal 9,8 Prozent bewegt. Dafür, dass hier früher Werte um 20 Prozent keine Ausnahme waren, ist das ein ernüchterndes Fazit für die Kölner. Und ein starkes Argument für Angelika Kallwass. Das frühere Sat.1-Gesicht wird in den kommenden vier Wochen bei «Familien im Brennpunkt» eingebaut werden und soll die Quoten verbessern. Zumindest unmöglich erscheint dies nicht, schließlich wusste Kallwass bei Sat.1 die älteren Zuschauer stets zu überzeugen.
15.03.2014 15:00 Uhr  •  David Grzeschik Kurz-URL: qmde.de/69571