Alle Programmentscheindungen sind gefallen: Welche Formate treten in wenigen Monaten gegeneinander an, wo gibt es die wichtigsten Verschiebungen? Ein Blick auf die härtesten Serienduelle und spannendsten Sendeplätze…
Auch im kommenden Jahr treten die beiden Castingshows «The Voice» und «Dancing with the Stars» gegeneinander an. Trotz Zuschauerverlusten haben sowohl NBC als auch ABC beschlossen, ihr Programmschema in diesem Punkt beizubehalten – wohl auch, weil die Konkurrenz weiterhin mit Fiction auf Zuschauerfang geht und diese Genres bereits relativ erfolgreich besetzt. Bei ABC bleibt auch der 22-Uhr-Sendeplatz mit dem ordentlich laufenden «Castle» gleich, NBC setzt zu dieser Zeit zunächst weiterhin auf seinen großen Hit «The Blacklist», der im Februar für die zweite Staffelhälfte auf einen neuen Sendeplatz am Donnerstag wandert. Eine kluge Strategie, denn so kann die neue Staffel anfangs genügend Zuschauer durch das erfolgreiche Lead-In «The Voice» behalten, bevor «The Blacklist» dann aus eigener Kraft erfolgreich ist – dem erfolgreichsten NBC-Neustart im Herbst 2013 ist dies durchaus zuzutrauen. CBS setzt montags um 20 Uhr nun auf seine Comedy-Flaggschiffe «The Big Bang Theory» und «2 Broke Girls», die dem Abend deutlichen Aufschwung verleihen werden. Abzuwarten bleibt die Zugkraft von «Scorpion», das durchaus risikoreich um 21 Uhr programmiert wurde. Inhaltlich passt der Thriller über Superhirne immerhin zu den Nerds der «Big Bang»-WG, sollte «Scorpion» aber scheitern, kann auch das 22-Uhr-Programm «NCIS: LA» im Mitleidenschaft gezogen werden, das nun nicht mehr auf das Original als Lead-In bauen kann. CBS wird aber wohl in jedem Fall die Quoten des zuletzt extrem schwachen Timeslots verbessern; in der abgelaufenen Season waren beide neuen Serien – «Hostages» und «Intelligence» – ein großer Zuschauerflop.
FOX hat mit «Gotham» ein hochspannendes Projekt über die Bösewichte des Batman-Universums in petto, das mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Erfolg wird – zumindest angesichts eines anfänglichen Hypes. Die Serie hat das zugkräftigste Superhelden-Franchise hinter sich, und bei FOX weiß man, dass die letzten Superhelden-Serien («Arrow», «Agents of S.H.I.E.L.D.») bei der Konkurrenz sehr erfolgreich angelaufen sind. Der populäre Neustart «Sleepy Hollow» aus dem Vorjahr könnte dadurch einen Aufschub bekommen und es der Konkurrenz schwer machen – insbesondere den Neustarts von CBS und CW auf diesem Slot. Letzteres Network hat angesichts der großen Konkurrenz die vermeintlich geringsten Chancen auf Erfolge. Allerdings bewies das Vampire-Diaries-Spinoff «The Originals» in seiner ersten Staffel, dass es um 20 Uhr bestehen kann – damals auf einem Dienstag gegen ebenfalls sehr große Konkurrenz wie «Agents of S.H.I.E.L.D.» (also ebenfalls eine Superhelden-Serie) und gegen «NCIS» sowie «The Voice». Ein Überraschungserfolg ist hier möglich. Ebenso spannend ist der Blick auf den Neustart «Jane the Virgin» um 21 Uhr, die einzige Comedy und die erste Telenovela im Programm von CW. Auf diesem Slot hat die Serie keine direkte Genrekonkurrenz, das Potenzial für gute Quoten ist also auch hier gegeben.
Wie im Vorjahr wird der Dienstag ordentlich durchgemischt. Mit sechs Freshmen hat dieser Sendetag die meisten Neustarts zu bieten; wie im Vorjahr bastelt vor allem ABC an seinem Programm. Damals startete man die Agentenserie «Agents of S.H.I.E.L.D.» um 20 Uhr, danach zwei Comedys und schließlich das Format «Lucky 7». Von dieser Programmierung bleiben nur die Agenten übrig, die angesichts ihrer jüngsten Quotenschwäche eine Stunde nach hinten rücken und zwei neuen Comedys den Vortritt lassen – ein theoretisch kluger Schachzug, da um 20 Uhr sonst keine halbstündigen Comedys zu sehen sind. Um 22 Uhr versucht man sich an der Serie «Forever» über einen 300 Jahre alten Doktor, die auf den ersten Blick nicht nach Quotenerfolgen schreit, aber auch keine übermächtige Konkurrenz hat. Da ABC seine Comedy-Stunde vorgezogen hat, duellieren sich fortan NBC und FOX im Kampf um 21-Uhr-Lacher. Die FOX-Formate «New Girl» und «The Mindy Project» laufen solide – ihr Schicksal wird wohl hauptsächlich vom Reality-Neustart «Utopia» abhängen, der als risikoreichster Start im Herbst 2014 bezeichnet werden kann: Erstens hat «Utopia» ein sehr ungewöhnliches Konzept, zweitens hat sich die Show außerhalb der Niederlande – wo sie sehr erfolgreich war – noch nirgendwo beweisen können. Der Nachweis, dass auch größere Fernsehmärkte das Konzept annehmen, steht noch aus.
CBS startet um 21 Uhr einen neuen «NCIS»-Ableger, der wohl zumindest ähnlich erfolgreich werden dürfte wie zuvor «NCIS: LA». Dies hieße gleichzeitig, dass die NBC-Comedystunde wohl weiterhin keine großen Quotensprünge macht. Trotzdem – oder gerade deshalb – versucht man sich am Neustart «Marry Me»; das erfolgreiche Midseason-Projekt «About a Boy» darf nun im Herbst ran. CW hat um 20 Uhr mit «The Flash» eine weitere neue Superhelden-Serie im Programm, die als Spinoff von «Arrow» angelegt ist und dessen Fans anlocken soll. Dies könnte durchaus aufgehen, hat auf genau diesem Sendeplatz doch im Vorjahr ebenfalls ein neues Spinoff erfolgreich eingeschlagen: «The Originals», der Ableger von «The Vampire Diaries». Weil Superhelden-Stoffe derzeit angesagt sind, ist ein Erfolg von «The Flash» wahrscheinlich. Dieser Dienstags-Sendeplatz um 20 Uhr ist der wohl spannendste im Herbst: Es ist der einzige, an dem satte drei Sender gleichzeitig neue Formate on air schicken, und allesamt in anderen Genres (Comedy, Reality, Drama). Wer hier das Rennen macht, ist kaum abzusehen, aufgrund des möglichen Hypes aber dürften «Utopia» und «The Flash» wohl zumindest gut aus den Startlöchern kommen.
Wie vor einem Jahr hält der Mittwoch nur wenige Neuerungen bereit. Bei ABC ist die Programmierung von «The Goldbergs» auf neuem Sendeplatz sinnvoll; die Serie hat eine treue Fangemeinde und könnte mit dem erfolgreichen Lead-In «The Middle» aufblühen. Statt des Flops «Super Fun Night» setzt man nach «Modern Family» nun auf eine traditionellere Familien-Sitcom und hat wohl so größere Chancen auf Erfolg. Ob bei FOX mit «Red Band Society» eine vierte Dramaserie auf dem 21-Uhr-Sendeplatz funktioniert, ist fraglich. Gleiches gilt für den NBC-Neustart «The Mysteries of Laura», der aber immerhin den kompletten Abend zum Krimi-Abend erklärt. Da diese Genrefarbe um 20 Uhr bei der Konkurrenz nicht besetzt ist, könnte trotz der riskanten Programmierung ein Überraschungserfolg entstehen – zumal auch «Survivor» immer mehr schwächelt. CBS baut nach dem beständig starken «Criminal Minds» auf das neue «Stalker» von Kevin Williamson («The Following», «The Vampire Diaries»), das mit «Chicago PD» eine starke Konkurrenz hat. Das ohnehin schwache «Nashville» hat kaum eine Überlebenschance, sollte «Stalker» halbwegs erfolgreich sein.
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Neben CBS (Montag) und FOX (Dienstag) reduziert auch NBC seine wöchentliche Comedy-Dosis um eine Stunde. Anstelle des langjährigen Comedy-Donnerstags, der Serien wie «The Office» und «30 Rock» hervorgebracht hat, strahlt man nun zunächst den Reality-Klassiker «The Biggest Loser» aus. Um 21 Uhr folgen bis zur Midseason zwei neue Comedys, danach «The Blacklist», das sich dann selbständig beweisen muss. Größter Konkurrent dürfte hier «Scandal» bei ABC sein, das in seiner abgelaufenen dritten Staffel zu einem der größten Quotenhits des Networks avancierte. Dies dürfte auch im kommenden Jahr nicht viel anders werden: ABC bestückt seinen gesamten Donnerstag nun mit Serien aus der Feder von Shonda Rhimes und setzt damit auf ein eher weibliches Publikum – ein willkommener Gegenpol zum neuen Football-Programm bei CBS. «Grey’s Anatomy» und «Scandal» werden um je eine Stunde vorverlegt, sodass das neue «How to Get Away with Murder» ein ideales Vorprogramm erhält. Der Freshman soll eine Mischung aus Serial und Procedural werden, ein Erfolg ist wahrscheinlich. Denn die Konkurrenz mit «Parenthood» und «Elementary» verlor auf mäßigem Niveau in der vergangenen Staffel nochmals Zuschauer – mindestens eines der beiden Formate wird wohl nur noch ein Jahr überleben.
Strategisch klug hat CBS bis Mitte Oktober Live-Football eingekauft, der besonders den Neustarts einen guten Einstand verhageln könnte. Probleme dürfte hier vor allem das Event-Drama «Gracepoint» bekommen, das als Serial auf anfängliche Zuschauer angewiesen ist und eher ein männliches Publikum anspricht, das vielleicht lieber Live-Football schauen will. Alle anderen Sender setzen eher auf frauenaffine Programme, Probleme könnten dennoch die neuen NBC-Comedys bekommen, auch wenn man mit «Bad Judge» – produziert von Will Ferrell und mit «Private Practice»-Star Kate Walsh – prominente Namen zu bieten hat. Der ABC-Abend hat es hier tendenziell am einfachsten, weil er seine relative Stärke bereits oft bewiesen hat. Großer Verlierer des Donnerstags könnte CW werden, da «The Vampire Diaries» und «Reign» bereits zuletzt massiv geschwächelt haben.
Einziger Drama-Neustart am Freitag ist ein weiteres Superhelden-Format: «Constantine» basiert auf der Vorlage von DC Comics und erzählt die Abenteuer eines Dämonenjägers. Ein Kinofilm mit Keanu Reeves kam nur auf mäßige Einnahmen, nun soll es die TV-Serie besser machen – auch besser als das vergangenen NBC-Experiment in diesem Timeslot, das mit «Dracula» gehörig schief ging. Ende Mai probiert das Network dort noch eine Piratenserie namens «Crossbones» aus. Das Vorprogramm «Grimm» hat bei NBC weiterhin relativ gute Quoten, die Voraussetzungen für einen Erfolg sind also gegeben – auch angesichts des schwachen Gegenprogramms.
Das FOX-Experiment mit einem Comedy-Block ab 21 Uhr wird rückgängig gemacht, stattdessen sendet man dort die eine weitere Folge von «Utopia». Vom generellen Anklang der Reality hängt ab, ob FOX auch am Freitag punkten kann – hier hat man zwar eine geringere Konkurrenz als am Dienstag, aber auch ein tendenziell kleineres Publikum. Ein durchschlagender Erfolg oder Straßenfeger kann «Utopia» nicht allein mit der Freitags-Ausstrahlung werden. Nach rund acht Jahren verlegt CBS seinen Reality-Veteranen «The Amazing Race» vom Sonntag auf den Freitag, nachdem die Reichweiten zuletzt um rund ein Fünftel zurückgegangen waren. Im Vergleich zum bisherigen Programm «Undercover Boss» dürften sich die Quoten im Timeslot höchstens leicht nach oben entwickeln. CW setzt derzeit um 20 Uhr auf den Sommer-Überraschungserfolg des letzten Jahres «Whose Line is it Anyway?», der aber aktuell freitags nicht mehr überzeugt. Im Herbst wird dies wohl nicht anders sein.
Der Samstag bleibt eine Wiederholungs-Wüste, CBS ersetzt lediglich Reruns aus dem Comedy-Bereich durch Dramen.
Interessanteste Veränderung am Sonntag ist das Ende des Animation-Blocks bei FOX: Der Sender setzt nicht mehr auf vier Zeichentrick-Comedys hintereinander, sondern programmiert mit «Brooklyn Nine-Nine» und «Mulaney» jeweils zwei Realserien dazwischen. Die weiterhin erfolgreichen «Simpsons» und «Family Guy» dienen dabei jeweils als Lead-In. «Brooklyn Nine-Nine» holte auf seinem alten Sendeplatz zuletzt niedrigere Quoten als «Bob’s Burgers» um 20.30 Uhr, allerdings auch mit stärkerer Konkurrenz. Dass die Serie sonntags nun ein Hit wird, ist unwahrscheinlich. Die Comedy «Mulaney» erinnert stark an «Louie» und «Seinfeld», aufgrund des starken Vorprogramms ist ein Erfolg möglich. Allerdings birgt der FOX-Plan auch Risiken: Sollte «Brooklyn Nine-Nine», das als quotenschwaches Prestigeprojekt gilt, auf seinem neuen Sendeplatz weiter abbauen, könnten auch die 21-Uhr-Serien in Mitleidenschaft gezogen werden. Dazu kommt die stärkere Konkurrenz bei ABC, das seinem jüngsten Erfolg «Resurrection» viel zutraut – nicht zu Unrecht, hat die Serie seit März alle anderen Formate sonntags um 21 Uhr in die Schranken verwiesen. Sollte «Resurrection» sein Publikum halten, dürfte die kommende fünfte Staffel von «The Good Wife» zugleich die letzte sein.