Spot an: Weltpremiere für einen musikalischen Ideen-Mix

Am Donnerstag startet ProSieben «Keep your Light Shining». Keine Casting, aber eine Musikshow. Zuschauer sollen via tatsächlich laufender App abstimmen. Was Moderatorin Annica Hansen im Vorfeld sagt.

Ricky Martin wird es schon richten. Der Sänger sitzt am Donnerstag in der Jury eines neuen ProSieben-Primetime-Formats, das «Keep your Light Shining» heißt und so aussieht, als wäre es unter anderem dazu da, RTL mal ein Schnippchen zu schlagen. Es kommt einige Monate vor dem großen Casting-Show Neueinkauf der Kölner, «Rising Star», und will ebenfalls via App beim Publikum nachfragen, wo gut jemand auf der Bühne singt. Vergleiche mit klassischen Casting-Shows aber hört man in Unterföhring gar nicht gerne hören. „Wir suchen kein neues Talent“, stellt Moderatorin Annica Hansen (Foto) klar. Deshalb kamen die auftretenden Sänger auch nicht zur Show, sondern die Show zu den Musikern.

ProSieben hat sie ausgesucht – die meisten verfügen über ausreichend Bühnenerfahrung. Grundsätzlich sind alle Shows (drei kommen insgesamt) in sich geschlossen – heißt: Jede hat am Ende auch ihren eigenen Sieger. In der Premiere steht unter anderem Paul Turner im Scheinwerferlicht – der 28-Jährige hat in den Niederlanden schon vor knapp 70.000 gesungen. Roman Jauk durfte mit seiner Band schon als Einheizer für Silbermond auftreten und Fabrizio Levita stand als Solist im Friedrichsstadt-Palast. „Die Mischung der Kandidaten ist total cool – sie kommen alle aus verschiedenen Bereichen“, verspricht Moderatorin Annica Hansen, die für die Sendergruppe schon für eine eigene Sat.1-Mittagstalkshow, für «Galileo» und «Elton zockt!» vor der Kamera stand. Im Kreis stehend müssen die Kandidaten Songs singen – nach je 30 Sekunden steigt ein anderer ein. Der Scheinwerfer zeigt dabei an, ob die Zuschauer das, was sie sehen cool finden oder nicht.

Ich vertraue da unseren Technikern und bin entspannt. Sie haben mir versichert, dass die App ausgiebig getestet wurde – auch unter Höchstlast
«KYLS»-Moderatorin Annica Hansen
Abgestimmt wird über eine App, die ProSieben Connect heißt und schon während «The Voice» häufig genutzt wurde. Deshalb kann der Münchner Privatsender wohl auch getrost mit Sprüchen wie „…und die App funzt“ bei Twitter auftreten. Zuletzt glückte das der großen ARD bei ihrem Vorabend-Experiment «Quizduell» nicht. „Ich vertraue da unseren Technikern und bin entspannt. Sie haben mir versichert, dass die App ausgiebig getestet wurde – auch unter Höchstlast“, lacht die Moderatorin. „Ganz schön aufregend“ sei eher, dass es sich bei «Keep your Light Shining» um eine Weltpremiere handele. „Alle brennen schon darauf“, berichtet Hansen, die vor allem zwei Alleinstellungsmerkmale für das neue Format ausgemacht haben will.

«Keep your Light Shining» sei super, weil es noch keine Musikshow im deutschen Fernsehen gäbe, die nicht auf Casting setze, erklärte sie während einer Pressekonferenz am Dienstag – und vergaß dabei wohl das zur Zeit sehr erfolgreiche VOX-Format «Sing meinen Song». Dieses aber dürfte sich vom neuen ProSieben-Format dennoch unterscheiden, weil der Münchner Sender den Wettkampf unter den Teilnehmern deutlich mehr fokussiert. „Zudem ist das Voting total neu – es kann nur via App oder im Internet abgestimmt werden“, freute sich Hansen. Für Deutschland gilt das, weltweit setzt eben schon «Rising Star» auf eine solche Methode – und hatte damit zumindest in Brasilien massive technische Schwierigkeiten.

Ob das der Weltpremiere zu Grunde liegende Spielkonzept wirklich trägt, wurde bei all den Beteuerungen von Annica Hansen nicht wirklich klar. Große Namen in der Jury, die letztlich aber nichts zu melden hat, gewann ProSieben immerhin. Neben Ricky Martin nimmt in der Debüt-Sendung auch Frida Gold-Frontsängerin Alina Süggeler Platz. Eigentlich hatte ProSieben an Martins Stelle Gary Barlow angekündigt, der sprang jedoch kurz vor der Sendung ab. „Die Jury leistet den Zuschauern Hilfestellung – sie können durch die Bewertung etwas mitnehmen.“ Gleiches gelte laut Hansen auch für die Kandidaten selbst. „Auch für sie ist es eine Hilfestellung: Was kann ich in der nächsten Runde vielleicht noch besser machen?“

Bleibt für das Team rund um die Produktionsfirma Tresor TV zu hoffen, dass es selbst keine Hilfestellung braucht, was in Woche zwei besser zu machen ist. Die App dürfte da das geringste Problem sein; mit Show-Weltpremieren sammelte ProSieben im Jahr 2014 nicht allzu gute Erfahrungen. Sowohl «Scream» als auch «Millionärswahl» fielen beim Publikum durch. Aber Geschichte muss sich ja nicht immer wiederholen.
22.05.2014 11:23 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/70851