Die Abwärtstrends von RTL und Sat.1 halten weiter an, ProSieben generiert im Gegenzug leichte Gewinne und die Öffentlich-Rechtlichen festigen ihre Vormachtstellung. Allerdings beendet das ZDF das TV-Jahr mit einem Tiefstwert.
Der letzte Sendemonat der Saison festigte an der Spitze in erster Linie bereits bekannte Eindrücke. So platzierte sich König Fußball ein weiteres Mal an der Spitze des Monatsrankings, das Finalspiel des DFB-Pokals zwischen Bayern München und Borussia Dortmund kam auf eine gigantische Reichweite von 14,27 Millionen, was einem grandiosen Marktanteil von 48,0 Prozent entsprach. Auch bei den 14- bis 49-Jährigen wurden mit 4,94 Millionen und 47,7 Prozent die höchsten Zahlen im Mai erzielt. Neben einer ähnlich erfolgreichen «Tagesschau» am Abend des Endspiels waren es ansonsten wieder einmal neue «Tatort»-Streifen, die an zweistelligen Millionenwerten kratzten. Mit «Ohnmacht» überstieg man diese Marke mit 10,09 Millionen leicht, «Alle meine Jungs» und «Am Ende des Flurs» kamen mit 9,70 und 9,33 Millionen jedoch ebenfalls exzellent weg. Die Plätze sieben bis zehn belegten wiederum Fußball-Liveübertragungen, genauer gesagt kamen das deutsche Länderspiel gegen Polen, das Champions-League-Endspiel sowie die beiden Relegations-Partien auf Zuschauerzahlen zwischen 7,35 und 8,58 Millionen.
Auch beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren belegten ausschließlich öffentlich-rechtliche Präsentationen die Spitzenpositionen. Besonders erfolgreich war hierbei der «Eurovision Song Contest», der 4,48 Millionen und 41,9 Prozent einfuhr. Insgesamt wurden 8,96 Millionen und 34,7 Prozent verbucht, was immerhin für einen sehr guten sechsten Rang im Monatsranking ausreichte. Bei den Privaten begeisterte zur Primetime vor allem «Let's Dance», das mit seinem Finale einen fantastischen Zielgruppen-Marktanteil von 22,0 Prozent bei 2,07 Millionen Zuschauern einfuhr. Schon das Halbfinale kam auf sehr starke 21,5 Prozent bei 2,04 Millionen jungen Konsumenten. Beim Gesamtpublikum wiederum war es das «Überraschungs-Special» von «Wer wird Millionär?», das angesichts von 6,65 Millionen und 21,8 Prozent die stärkste Performance aller privaten Ausstrahlungen generierte. Die letzte «Let's Dance»-Folge lief allerdings mit 5,58 Millionen sowie 20,5 Prozent ebenfalls richtig stark.
Alle Zuschauer (Mai 2014)
ALLE ZUSCHAUER (MAI)
12,0
11,4
12,0
12,7
10,6
10,6
4,0
4,1
5,4
5,5
8,2
8,1
5,6
5,6
4,0
3,8
Marktanteile in % | Mai 2014 gegenüber April 2014
In den meisten Monaten der TV-Saison dominierte das Zweite Deutsche Fernsehen das Geschehen, doch ausgerechnet zum Saisonende ging den Mainzern die Puste aus. Mit nur 12,0 Prozent wurde der schwächste Marktanteil seit vergangenem Juni gemessen. Mit 12,3 bis 15,1 Prozent lief die Saison ansonsten prächtig. Die Marktführung war allerdings auch diesmal wieder möglich, denn auch Das Erste kam auf genau 12,0 Prozent. Ohnehin ist für beide Programmstationen im kommenden Monat mit deutlichen Gewinnen zu rechnen, schließlich steht die Fußball-Weltmeisterschaft vor der Tür. RTL wird dann wohl eher um die Zweistelligkeit bangen müssen, die diesmal mit ähnlich großen Problemen wie in den Vormonaten erreicht wurde. Zum dritten Mal in Folge standen 10,6 Prozent zu Buche.
Bei den kleineren Sendern gab es wenig Bewegung: Sat.1 hielt sich mit 8,2 Prozent ebenso auf dem Niveau des Vormonats wie ProSieben, das sich nach März und April erneut bei 5,6 Prozent wiederfand. Ähnlich erging es VOX mit 5,4 statt 5,5 Prozent, während ganz hinten kabel eins mit RTL II gleich zog. Nach 0,3 Prozentpunkten Differenz im Vormonat lag der Privatsender mit 4,0 Prozent nun exakt auf dem Niveau des Konkurrenten, der leichte Einbußen hinnehmen musste. Insgesamt hielten sich die großen acht Sender auf dem im Vormonat markierten historischen Tief von 61,8 Prozent, von einer Trendwende kann demnach also weiterhin keine Rede sein.
14- bis 49-Jährige (Mai 2014)
14- BIS 49-JÄHRIGE (MAI)
7,1
6,1
5,7
6,2
13,4
13,6
6,4
6,7
7,1
7,2
9,1
9,5
11,0
11,0
5,9
5,6
Marktanteile in % | Mai 2014 gegenüber April 2014
Dem im Dezember aufgestellten Tiefpunkt von nur noch 13,0 Prozent ist RTL derzeit wieder etwas weiter entfernt, doch auch im Mai gelang es den Kölnern nicht, sich wirklich Luft im Kampf gegen den Bedeutungsverlust zu verschaffen. Mit 13,4 Prozent lag man sogar wieder 0,2 Prozentpunkte unterhalb des Ergebnisses vom April, der Vorsprung auf ProSieben liegt damit aktuell bei 2,4 Prozentpunkten. Die Münchener hielten sich mit 11,0 Prozent wacker und können ohnehin auf eine beachtliche Konstanz verweisen: In diesem Kalenderjahr lag man bisher stets bei 10,8 bis 11,2 Prozent. Der Bronzerang ging an Sat.1, die trotz ihrer wiedererstarkten Daytime allerdings erneut deutliche Verluste hinnehmen mussten. Mit 9,1 Prozent wurde das drittschlechteste Ergebnis dieser Saison verbucht, nachdem zuletzt 9,8 und 9,5 Prozent möglich waren.
Eine erstaunliche Divergenz tat sich bei den öffentlich-rechtlichen Kanälen auf, denn während Das Erste auf 7,1 Prozent gelangte und damit vor den kleineren Privatsendern lag, belegte das ZDF mit nur 5,7 Prozent den letzten Platz im Ranking der 14- bis 49-Jährigen. Abgesehen vom März (5,5 Prozent) entsprach dies dem schwächsten Saison-Wert des Zweiten, während das konkurrierende öffentlich-rechtliche Angebot zum vierten Mal die Sieben-Prozentmarke knacken konnte. VOX verlor mit 7,1 Prozent nach zuletzt zweimal 7,2 Prozent wieder leicht, RTL II kam auf leicht enttäuschende 6,4 Prozent und kabel eins verbuchte mit 5,9 Prozent den stärksten Marktanteil der Saison. Zuvor war man mit 5,4 bis 5,7 Prozent sehr konstant unterwegs, belegte allerdings meist den letzten Platz.
Auch im Mai gelang es den acht großen Sendern nicht, ihrem schleichenden Bedeutungsverlust Herr zu werden: Mit nur noch 65,7 statt 65,9 Prozent wurde abermals ein Allzeit-Tiefststand generiert. Im ersten Saison-Drittel waren noch mehr als 68 Prozent möglich, bevor man schon im Dezember auf 66,8 Prozent zurückfiel. Dank der Olympischen Winterspiele und des überaus starken Dschungelcamps gelang es vor allem dank der drei größten Programmstationen, im Januar und Februar noch einmal zuzulegen und den Gesamtwert auf über 68 Prozent zu steigern, bevor im März mit 66,4 Prozent erstmals weniger als zwei Drittel der gemessenen Fernsehzuschauer die großen Sender konsumierten.
Welcher Sender hat Sie in dieser Saison am meisten überzeugt?
Alle Zuschauer (Fernsehjahr)
ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
12,1
12,0
12,9
12,7
11,0
12,0
4,0
4,2
5,3
5,8
8,2
8,5
5,7
5,6
3,8
4,0
Marktanteile in % | Sep. 2013 – Mai 2014 gegenüber Sep. 2012 – Mai 2013
Zuschauer-Hits 2013/14
- Platz 1: Pokal-Finale (14,27 Mio.)
- Neun «Tatort»-Folgen (bis zu 12,44 Mio.)
- Elf Fußball-Livespiele
- «TV-Duell» im September: 10,11 Mio.
- Klitschko-Povetkin (11,02 Mio.) einzige Ausstrahlung auf Privatsender
Fakten zu TV-Formate mit über zehn Millionen Zuschauern zwischen September 2013 und Mai 2014.
Auf der Zielgeraden verpasste es das Zweite Deutsche Fernsehen doch noch knapp, erstmals seit acht Jahren wieder die 13-Prozentmarke zu knacken. Mit den letztlich verbuchten 12,9 Prozent kann man allerdings trotzdem hochzufrieden sein, immerhin verbesserte man sich gegenüber dem ohnehin schon starken Vorjahreswert von 12,7 Prozent noch einmal und festigte damit seine Rolle als marktbeherrschende Programmstation. Schon zum dritten Mal in Folge kam man somit auf einen besseren Wert als Das Erste, wobei man hier durchatmen kann: Nachdem man zwischen 2006 und 2012 von 13,7 auf 11,8 Prozent zurückfiel, legte man nun bereits zum zweiten Mal in Folge zu - wenn auch nur ganz leicht von 12,0 auf 12,1 Prozent.
Doch wo es Gewinner gibt, sind Verlierer meist nicht weit. RTL, das noch vor wenigen Jahren der meistfrequentierte Kanal Deutschlands war, verstand es auch im dritten Jahr in Folge nicht, seinen rasanten Abwärtstrend aufzuhalten. Nach spektakulären 14,5 Prozent, die Mitte 2011 zu bejubeln waren, fiel man auf 13,6, 12,0 und nun sogar nur noch 11,0 Prozent zurück. Und eine Kehrtwende ist nicht in Sicht: Bis Januar hatte man noch auf durchschnittlich 11,4 Prozent zu verweisen, seither gerade einmal auf 10,6 Prozent. Ebenfalls vor großen Problemen steht nach wie vor Sat.1, das trotz aller Bemühungen erneut klare Verluste hinzunehmen hatte. Nachdem man im Vorjahr einen bitteren Sturz von 10,2 auf 8,5 Prozent verarbeiten musste und erstmals seit 2007 unterhalb der Zehn-Prozenthürde rangierte, fiel man nun sogar auf 8,2 Prozent.
Wieder auf Platz vier liegt nun ProSieben, das sich im Vorjahr noch hinter einem sehr starken VOX platzierte. Nach 5,6 Prozent im Vorjahr verbesserte sich der Sender aus Unterföhring minimal auf 5,7 Prozent, während VOX auf 5,3 Prozent zurückfiel - allerdings nach einem Allzeit-Senderrekord von äußerst erstaunlichen 5,8 Prozent. RTL II fiel nach sehr guten 4,2 Prozent zuletzt wieder auf Normalniveau zurück und wird entsprechend mit seinen 4,0 Prozent auch exzellent leben können. Für kabel eins ging es bergab auf 3,8 Prozent, nachdem zuletzt zweimal in Folge die Hürde von vier Prozent knapp genommen wurde (4,1 bzw. 4,0 Prozent). Dramatisch ist dieser Verlust allerdings nicht: Zwischen 2005 und 2011 generierte man stets zwischen 3,5 und 3,9 Prozent.
MA-Entwicklung große Sender
- 09/10: 69,1%
- 10/11: 68,6%
- 11/12: 67,3%
- 12/13: 64,9%
- 13/14: 63,2%
Durchschnittswert der jeweiligen Saison beim Gesamtpublikum (ab 3).
Eine mittlere Quoten-Katastrophe ist jedoch die Gesamt-Performance der "Big Eight" im Vergleich mit den Vorsaisons, denn die immer weiter voranschreitende Segmentierung des deutschen Sender-Angebots macht sich in zunehmend drastischem Ausmaß bei den großen Angeboten der Branchen bemerkbar: Nur noch 63,1 Prozent erzielten die hier aufgeführten Kanäle kumuliert, so wenig wie nie zuvor (siehe auch Infobox). Das Quotenproblem umfasst vor allem das werbefinanzierte Privatfernsehen: Alleine ein Viertel des Fernsehmarktes entfällt auf die beiden größten öffentlich-rechtlichen Kanäle - um auf einen ähnlichen Wert zu gelangen, benötigt es inzwischen die drei größten Privatsender. Zum Vergleich: Noch vor zwei Jahren lagen Das Erste und das ZDF mit 23,9 Prozent auf Augenhöhe mit RTL und Sat.1, die 23,8 Prozent erzielten.
14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)
14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,8
6,5
6,3
6,6
14,2
15,4
6,7
6,7
7,1
7,9
9,4
9,6
11,4
11,1
5,6
5,5
Marktanteile in % | Sep. 2013 – Mai 2014 gegenüber Sep. 2012 – Mai 2013
Zuschauer-Hits 2013/14 (14-49)
- Dschungel-Camp dominiert (4,18 bis 5,15 Mio.)
- «Hunger Games» und Pokal-Finale gleichauf (4,94 Mio.)
- Klitschko-Povetkin (4,85 Mio.)
- Vier Fußball-Spiele (4,28 bis 4,94 Mio.)
- Ein «Tatort»: «Kopfgeld», 4,31 Mio.
- Nur Dschungel durchbricht 50-Prozent-Marke am Abend
Fakten zu TV-Formaten mit über vier Millionen Zuschauern zwischen September 2013 und Mai 2014.
Ob man sich über diesen Erfolg noch wirklich freuen kann? Mit 14,2 Prozent war RTL auch in diesem TV-Jahr wieder nicht zu schlagen, doch der Vorsprung bröckelt erheblich. Nochmal ging mehr als ein Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr (15,4 Prozent) verloren, doch die Gesamtbilanz der vergangenen drei Jahre liest sich noch desaströser, denn 2011 lag man noch bei grandiosen 19,2 Prozent. Heißt konkret: Seither sind fünf Prozentpunkte verloren gegangen, dies entspricht mehr als 25 Prozent aller TV-Zuschauer dieser Altersgruppe. Gleichzeitig konnte sich der einzig ernsthafte Mitbewerber um die Spitzenposition stabilisieren, ProSieben verbesserte sich sogar recht deutlich von 11,1 auf 11,4 Prozent. Lag die Differenz beider Sender vor drei Jahren noch bei fast acht Prozentpunkten, ist sie inzwischen auf nicht einmal drei zusammen geschmolzen.
Bei Sat.1 kann man mit der Gesamtperformance nicht wirklich zufrieden sein. Nachdem man im Vorjahr nach langer Zeit erstmals auf ein einstelliges Quotenniveau absackte, ist es nicht gelungen, eine rasche Kehrtwende herbei zu führen. Im Gegenteil: Mit 9,4 statt 9,6 Prozent ging es noch einmal leicht bergab. Da dürfte es nur ein schwacher Trost sein, dass man den Vorsprung auf VOX dennoch hat vergrößern können, da dieser Sender sogar 0,8 Prozentpunkte auf nur noch 7,1 Prozent verlor. Dies entsprach dem geringsten Wert der Programmstation seit acht Jahren, seither wurden stets zwischen 7,3 und 7,9 Prozent verbucht. Wenig Bewegung gab es bei RTL II und kabel eins, die mit 6,7 bzw. 5,6 Prozent beide in etwa das Niveau des Vorjahres hielten. Bei den Öffentlich-Rechtlichen lag Das Erste mit 6,8 Prozent klar vor dem Zweiten, das nur auf 6,3 Prozent gelangte. Kein Sender hat also im Schnitt ein so altes Publikum wie das ZDF, das bei allen Fernsehenden deutlich an der Spitze liegt (siehe oben).
Mit durchschnittlich 67,4 Prozent können die acht größten Programmstationen in der Zuschauergruppe der 14- bis 49-Jährigen noch auf ein deutlich höheres Quotenniveau verweisen als beim Gesamtpublikum. Doch auch hier gibt es erhebliche und vor allem kontinuierliche Verluste im Vergleich mit den Vorsaisons zu verzeichnen: Wurden 2009/10 noch tolle 74,3 Prozent erzielt, fiel man danach von 73,2 auf 71,7 Prozent zurück, bevor 2013 mit 69,2 Prozent erstmals die 70-Prozentmarke unterschritten wurde.