Wohl aufgrund der kleinen Neuerungen verbesserte sich Stefan Raabs Comedyshow etwas im Vergleich zum Vorjahr, auch weil der Allrounder weniger Sondersendungen präsentierte.
Saison-Durchschnitt: «TV total» (14-49)
- 2009/2010: 11,2 Prozent
- 2010/2011: 11,1 Prozent
- 2011/2012: 10,8 Prozent
- 2012/2013: 9,8 Prozent
- 2013/2014: 10,1 Prozent
Die Liste der Verdienste von Stefan Raab für ProSieben ist riesig: Seine
«TV total»-Events wie die «Wok WM», seine Casting-Shows wie «Unser Star für Oslo» sowie der Samstagabend-Hit «Schlag den Raab» sorgten bei der roten Sieben bereits für fantastische Quoten. Dass der „Raabinator“ aber nicht vor Fehlschlägen gefeit ist und sich mit seinen Formaten in Sachen Quote immer noch beweisen muss, zeigt die jüngere Vergangenheit. Seinen Vorstoß in die Politik, den Raab mit seinem Polit-Talk «Absolute Mehrheit» unternahm, stieß in der Journaille vielerorts auf deutliche Kritik und die Sehbeteiligungen rechtfertigten den Verbleib des Formats nicht, sodass ProSieben den Talk einstellte. Das «TV total Quizboxen», das insgesamt vier Mal anstelle Raabs werktäglicher Late Night lief, wurde ebenfalls von ProSieben beendet, da die Quoten nicht mehr den Aufwand rechtfertigten.
Man könnte argumentieren ProSieben halte dafür immerhin an den bewährten Raab-Events wie der «TV total Stockcar Crash Challenge» oder der «TV total Autoball WM» fest, dennoch muss man diesen Ereignissen attestieren, dass es ihnen an Innovation fehlt (mehr dazu morgen auf Quotenmeter.de). „Zu repetitiv, zu ausgelutscht“, das waren die Vorwürfe vieler verärgerter Fernsehender, die der immer gleichen Rubriken bei «TV total» überdrüssig waren und zum Teil noch sind. Nicht nur von seinen Fans musste Raab einstecken, im Rahmen der Rubrik „Fernsehnothilfe“, die ebenfalls die ausbleibenden Neuerungen bei «TV total» kritisierte,
jubelte Jan Böhmermanns «Neo Magazin» der «TV total»-Redaktion Ende März 2014 auch noch einen fingierten Ausschnitt unter, den Raab und Co. während der Sendung präsentierten und von dessen Echtheit überzeugt waren – ein Spaß auf Kosten von ProSiebens Allzweckwaffe, den Raab in seiner Sendung nicht kommentierte und gegenüber den Medien zähneknirschend beglückwünschte.
Spätestens dort nahm sich Stefan Raab die Kritik zu Herzen, dennoch bestand sowieso viel früher Handlungsbedarf, nachdem «TV total» in der TV-Saison 2012/2013 in der Zielgruppe einen ganzen Prozentpunkt einbüßte und in den einstelligen Quotenbereich fiel: 9,8 Prozent. Im Rahmen vieler Sendungen verzichtete er zu den Ausstrahlungen Ende 2013 und 2014 auf die immer gleiche Struktur seiner Stand-Ups, band hier und da das Publikum mehr ein und bediente sich bei seiner Regie so mancher gewitzter technischer Kniffe. Wie man an den Marktanteilen sieht, begrüßten die Fans Raabs Engagement, dennoch hielten sich die Quotenzuwächse der Sendung in Grenzen, die in den vergangenen Jahren ihr Episodenpensum immer weiter verkleinerte.: 2010/11 präsentierte Raab noch 146 Ausgaben, in der aktuellen Saison waren es noch 136, die von immer mehr kleineren Pausen unterbrochen wurden.
Tatsächlich stellte «TV totals»-Rückkehr aus der Pause am 2. September 2013 vorerst eine der wenigen Ausgaben dar, die die Hürde des ProSieben-Senderschnitts in Bezug auf die werberelevanten Zuschauer nahm: 13,6 Prozent standen bei einer Gesamtzuseherschaft von 0,79 Millionen Menschen an diesem Montag zu Buche, die Episoden am Dienstag und Mittwoch bewegten sich knapp unter dem ProSieben-Mittelwert von 11,8 Prozent, ehe «TV total» am Donnerstag nur noch zu 7,4 Prozent gelangte, dabei bestand die Konkurrenz nur aus Wiederholungen der Primetime-Programme oder alten Folgen von US-Serien. Dennoch ein durchaus würdiger Start für «TV total», das in seiner ersten Woche in der neuen TV-Saison rund 10,9 Prozent der jungen Zuschauer unterhielt. Die Anfangsneugier war jedoch schnell passé, das lag nicht unbedingt nur an Stefan Raabs langlebiger Comedy-Sendung selbst, sondern auch an den Vorprogrammen. US-Sitcoms, die in den vergangenen Jahren großartige Erfolge beim Unterföhringer Sender vorzuweisen hatten, müssen sich dieser Tage mit deutlich weniger Zuschauerinteresse zufrieden geben und schaffen keine vielversprechende Basis mehr, «Circus Halligalli» lockt am Montagabend trotz Grimme-Preis ebenfalls nicht außergewöhnlich viele Junge zur roten Sieben.
In der Folge rutschte «TV total» im Laufe des Septembers in der Gunst des umworbenen Publikums immer tiefer, bis zwischen dem 23. September und dem 25. September sogar ein Wochenschnitt von nur 8,07 Prozent bei den für die Werbewirtschaft wichtigen Zuschauern gemessen wurde, als «TV total» wie auch in der Folgewoche bei den jungen Zuschauern nicht einmal über zehn Prozent Marktanteil kam und die Sehbeteiligungen bis auf 6,3 Prozent (25. September) sanken. Im Windschatten eines starken «Circus Halligalli» verzeichnete «TV total» erst wieder ab dem 14. Oktober gute Quoten, Mitte und Ende Oktober beliefen sich die Wochenschnitte sogar auf Werte zwischen 11,5 und 11,7 Prozent und kamen der ProSieben-Norm damit sehr nahe. Im gesamten November gelangte «TV total» im Hinblick auf die Wochen-Mittelwerte jedoch nicht mehr über zehn Prozent. Vor allem mittwochs tat sich die werktägliche Raab-Bespaßung zu dieser Zeit schwer, da auch das ZDF mit «Markus Lanz» im Anschluss an die beliebten Champions League-Übertragungen viele junge Zuschauer anlockte. «Stern TV» bei RTL und «The Closer» bei VOX erfreuten sich zu dieser Zeit ebenfalls großer Beliebtheit.
Bessere Werte erzielte «TV total» erst wieder am Ende des Jahres. Die Comedy-Sendung erreichte immer öfter die Zweistelligkeit und verbuchte sogar Zielgruppenmarktanteile von bis zu 14,4 Prozent. Nur die drei Ausstrahlungen zwischen dem 16. Und 18. Dezember lagen im Mittel mit 9,0 Prozent in einem unzufriedenstellenden Bereich. Nach der Winterpause lief «TV total» zunächst unter den Augen eines ordentlichen Zielgruppenanteils von 10,9 Prozent in der ersten Sendewoche 2014 und 11,3 Prozent in der Woche darauf. Große Probleme bekam ProSiebens Comedy-Institution jedoch, als das Dschungelcamp auf RTL wieder seine Pforten öffnete und Quotenrekorde einfuhr, die sich auch negativ auf die Konkurrenzprogramme auswirkten. Durch den übermächtigen Gegenspieler verzeichnete «TV total» miese Marktanteile. Zwischen Dienstag, dem 21. Januar 2014, und Donnerstag, dem 23. Januar, schalteten ab kurz nach 23 Uhr nur zwischen 5,7 und 6,9 Prozent der jungen Zuschauer zu ProSieben.
Quoten von «TV total live aus New York»
- Montag: 0,81 Mio. Gesamtzuschauer, 0,68 Mio. 14- bis 49-Jährige // 5,4% MA insgesamt, 10,7% in der Zielgruppe
- Dienstag: 0,55 Mio. bzw. 0,42 Mio. Zuschauer // 3,1% bzw. 5,4% MA
- Mittwoch: 0,43 bzw. 0,34 Mio. Zuschauer // 2,9% bzw. 5,5% MA
- Donnerstag: 0,58 bzw. 0,43 Mio. Zuschauer // 3,8% bzw. 6,9% MA
«TV total» setzte «Ich bin ein Star – holt mich hier raus» in der Folgewoche ein New York-Spezial vor die Nase, von dem sich Stefan Raab und ProSieben sicher erhofften, dass es den Promis im Dschungel die Stirn bieten könne. Tatsächlich brachten die Ausgaben, die Raab anlässlich des zu dieser Zeit stattfindenden Super Bowls aus dem Big Apple präsentierte, viel frischen Wind ins Format und auch qualitativ überzeugten die Sondersendungen, in denen sich Raab auch auf die Straßen New Yorks traute, qualitativ. Zusätzlich nahm ihm sein junger Comedy-Kollege Luke Mockridge zu dieser Zeit mit Einspielern viel Arbeit ab. Dennoch profitierte lediglich die erste der New York-Folgen am Montag, dem 27. Januar, vom außergewöhnlichen Setting: An diesem Abend schalteten immerhin 10,7 Prozent der 14- bis 49-Jährigen ein. Die restliche Woche hielt dafür mehrere Tiefpunkte bereit, am schlimmsten traf es die «TV total»-Episode, die ausnahmsweise ab 22.20 Uhr am Samstagabend lief und nur 3,5 Prozent der jungen Fernsehenden unterhielt.
Die nächsten zwei Wochen in der ersten Februarhälfte bewegten sich im Schnitt in der Nähe von zehn Prozent Marktanteil beim umworbenen Publikum, ehe im Rahmen der Jubiläumswoche, anlässlich der 2000. Episode von «TV Total», die beste Sendewoche in der vergangenen TV-Saison feststand, welche im Mittel 13,7 Prozent der Werberelevanten belustigte. Zur eigentlichen 2000. Folge standen sogar 18,2 Prozent bei den Jüngeren zu Buche. Bis Anfang April hielt sich «TV total» im Wochenschnitt knapp über zehn Prozent bei den für die Werbewirtschaft wichtigen Zusehern, mit 11,5 und 11,6 Prozent Ende Februar, beziehungsweise Ende März, sorgte Stefan Raabs Comedy-Format sogar für zwei positive Ausreißer. Als sich die aktuelle Fernsehsaison dem Ende zuneigte, wurden Quotenerfolge jedoch immer seltener und auch die Wochen-Mittel lagen nur noch in den letzten drei Wochen vor der Sommerpause in der Zweistelligkeit. Stattdessen stellte die Drei-Tage-Sendewoche zwischen dem 28. April und dem 30. April mit 8,0 Prozent die schwächste Dschungelcamp-freie Woche dar.
Zwar zeigt sich, dass sich Innovationen wie im Falle von «TV total» bezahlt machen, den erhofft großen Quotensprung schafften Stefan Raab und sein Team nach der enttäuschenden vergangenen Saison jedoch nicht: Durchschnittliche 10,1 Prozent bedeuten eine Verbesserung um 0,3 Prozent im Vergleich zur Vorsaison. «TV total» erreichte im Mittel 700.000 Gesamtzuschauer, 540.000 entstammten dabei der Zielgruppe. 5,5 Prozent der Fernsehenden ab drei Jahren schalteten im Schnitt ein. Zwar lassen die Quoten zu wünschen übrig, dennoch ist Stefan Raab für ProSieben weiterhin die Inspirationsquelle schlechthin und sich von solch langlebigen Formaten wie «TV total» zu trennen fällt sowieso schwer. Raab muss sich trotzdem weiterhin ranhalten, um quotentechnisch wieder an die alte Form anzuknüpfen.