Sehen die Fernsehenden lieber die Partien der Nationen aus Europa oder sorgt die Südamerika-WM für höhere Marktanteile bei Teams aus Süd- und Mittelamerika?
Bereits vor Turnierstart fand das Duell der Kontinente Erwähnung in zahlreichen Diskussionen von Fußballfans. Europa oder Amerika? Welcher der beiden Erdteile stellt die Weltmeistermannschaft? Die Mannschaften welchen Kontinents schaffen es im Kampf um die Krone des Weltfußballs weiter? Viel wurde über die klimatischen Bedingungen gemutmaßt, an die Teams aus Südamerika und Mittelamerika schließlich gewöhnt seien und deshalb gegenüber Europäern einen Vorteil besäßen, letzten Endes bewahrheiteten sich diese Ansichten jedoch nicht.
Sportlich gesehen gestaltet sich der Vergleich der Kontinente relativ ausgeglichen. Fünf Mannschaften aus Südamerika, zwei aus Mittelamerika und sechs Mannschaften aus Europa zogen in die Runde der letzten 16 ein, von den USA aus Nordamerika einmal abgesehen. Danach spielten vier Mannschaften aus Europa und drei aus Südamerika um das Vorrücken ins Halbfinale zusammen mit dem mittelamerikanischen Außenseiter Costa Rica. Zwei gegen Zwei heißt es nun in den Halbfinals, im Zuge derer sich Brasilien und Deutschland sowie Argentinien und die Niederlande messen werden. Alles ausgeglichen also, auch wenn man die Quote zu Rate zieht? Dort deutet erst einmal vieles darauf hin, dass sich die europäischen Mannschaften stärker präsentieren. Dies ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass sich die europäischen Nationen in den jüngsten großen Turnieren besser schlugen als die Teams aus Südamerika. Zusätzlich schalten Fußballfans in Deutschland auch alle vier Jahre zur Europameisterschaft ein, aus der sich Vorlieben für Mannschaften aus Europa entwickeln können.
Klar war bereits im Vorfeld, dass die Neuauflage des WM-Finals von 2010 viel Aufsehen erregen würde. Mit 14,58 Millionen Zuschauern und 49,8 Prozent Gesamtmarktanteil sowie 52,8 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen setzte der Kantersieg der Niederländer gegen enttäuschende Spanier auch gleich ein Ausrufezeichen in Sachen Quote. Einen Tag später versammelten sich um die gleiche Uhrzeit rund fünf Millionen Menschen weniger zum Amerika-Duell zwischen Uruguay und Costa Rica vor den Bildschirmen, das die Underdogs aus Mittelamerika sensationell gewannen. Mit 34,2 Prozent wurde der niedrigste Gesamtmarktanteil der ersten zwölf Spiele gemessen, auch mit 41,5 Prozent bei den Jungen stand die Partie nicht sonderlich gut da. Kurze Zeit später sorgte dagegen die nächste Auseinandersetzung zweier ehemaliger europäischer Weltmeister wieder für grandiose Werte: Ab 0 Uhr am 15. Juni entschieden sich 56,6 Prozent aller und 58,0 Prozent der jüngeren Fernsehenden für England gegen Italien.
Den Gastgeberbonus hatte Brasilien dafür auf seiner Seite, als zum Spiel zwischen Neymar und Co. gegen Mexiko ab 21 Uhr am 17. Juni 13,36 Millionen Menschen einschalteten und damit für Quoten von 45,5 Prozent bei den Zuschauern ab drei Jahren sowie 48,4 Prozent beim Publikum zwischen 14 und 49 Jahren sorgten. Auf diesem Niveau bewegte sich auch das Schützenfest zwischen der Schweiz und Frankreich zur gleichen Uhrzeit am 20. Juni, als 12,39 Millionen Menschen die Übertragung im Ersten verfolgten und dadurch 42,5 Prozent bei allen Fernsehzuschauern generierten, während die Quote beim jungen Publikum bei 45,9 Prozent lag. Rein europäische Duelle fanden sich in den Achtelfinals nicht, dafür maßen sich Brasilien und Chile sowie Kolumbien und Uruguay. Das Aus der Chilenen begutachteten fantastische 57,7 Prozent des Gesamtpublikums und 60,3 Prozent der 14- bis 49-Jährigen, während weniger berauschende 45,3 und 46,5 Prozent einen souveränen Sieg der Kolumbianer sahen. Erst im Viertelfinale trafen mit Deutschland und Frankreich wieder zwei Mannschaften aus Europa aufeinander, was in standesgemäßen Marktanteilen von 85,0 Prozent bei allen, beziehungsweise 87,3 Prozent bei den Zusehern zwischen 14 und 49 resultierte.
Schließt man die Spiele mit deutscher Beteiligung aus und bezieht sich nur auf die Marktanteile von Spielen zwischen europäischen Mannschaften oder Duellen europäischer Mannschaften mit Nationen, die nicht in Mittel- oder Südamerika anzusiedeln sind, dann sorgten diese Partien im Schnitt für einen Gesamtmarktanteil von 45,6 Prozent, während sich der Mittelwert bei den 14- bis 49-Jährigen auf 46,5 Prozent belief. Bei Spielen der Süd- und Mittelamerikaner untereinander und mit Teams außerhalb von Europa belief sich der Schnitt auf 44,0 Prozent bei den Zuschauern ab drei Jahren und 46,6 Prozent beim jungen Publikum. Auch hinsichtlich der Marktanteile gestaltet sich der Vergleich zwischen Europa und Amerika also relativ ausgeglichen. Dennoch lassen die nicht beachteten Zahlen im Zuge der deutschen Spiele den Durchschnitt noch einmal gehörig nach oben schießen und im Zuge der naturgemäß stärkeren Achtelfinals trafen gleich in zwei Partien ausschließlich amerikanische Mannschaften aufeinander, wodurch der Schnitt der amerikanischen noch etwas nach oben hin verfälscht wurde. Deshalb liegt der Schluss nicht fern, dass die Fernsehenden in Deutschland tendenziell tatsächlich eher zu Spielen europäischer Teams neigen, gleichwohl die Unterschiede nicht gravierender Natur sind.
Der Quotenmeter.de-WM-Fahrplan:
Dienstag, 08. Juli 2014 (ZDF)
Übertragungsbeginn: 20.15 Uhr. Durch den Abend führen Oliver Welke und Oliver Kahn
Halbfinale:
Ab 22.00 Uhr: Brasilien–Deutschland
Mit Béla Réthy
Mittwoch, 09. Juli 2014 (ARD)
Übertragungsbeginn: 20.15 Uhr. Durch den Abend führen Matthias Opdenhövel und Mehmet Scholl
Halbfinale:
Ab 22.00 Uhr: Niederlande–Argentinien
Samstag, 12. Juli 2014 (ZDF)
Übertragungsbeginn: 20.15 Uhr. Durch den Abend führen Oliver Welke und Oliver Kahn
Spiel um Platz 3:
Ab 22.00 Uhr: noch unbekannt–noch unbekannt
Sonntag, 13. Juli 2014 (ARD)
Übertragungsbeginn: 20.15 Uhr. Durch den Abend führen Matthias Opdenhövel und Mehmet Scholl
Finale:
Ab 21 Uhr: noch unbekannt-noch unbekannt
Mit Tom Bartels