Quotencheck: «Lokalzeit»

Sparkurs beim WDR: Ab 2015 wird es samstags keine aktuelle Berichterstattung mehr aus den WDR-Landesstudios geben. Ist das aus Quotensicht eine berechtigte Entscheidung?

Quotencheck-Themenwoche: Quoten der Dritten

  • Dienstag: «Mein Nachmittag» (NDR)
  • Mittwoch: «Abenschau» (BR)
  • Donnerstag: «Exakt» (MDR)
  • Freitag: «Tatort»-Ausstrahlungen in den Dritten
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Der Westdeutsche Rundfunk spart sich ab dem kommenden Jahr die Samstags-Ausgabe der «Lokalzeit» – ein Opfer der Anfang Juli bekannt gewordenen Sparmaßnahmen, die der WDR vornehmen will beziehungsweise muss. Rund 60 Millionen Euro nimmt der WDR schließlich jährlich für die «Lokalzeiten» in die Hand. Anlässlich dessen wirft Quotenmeter.de in dieser Woche einen besonderen Blick auf die Einschaltquoten der öffentlich-rechtlichen Dritten (siehe Infobox) und geht vor allem der Frage nach, wie viele Menschen im jeweiligen Sendegebiet zusehen. Den Anfang macht die «Lokalzeit», die montags bis samstags zwischen 19.30 und 20.00 Uhr aus elf verschiedenen Landesstudios (darunter Köln, Aachen, Bonn, Dortmund, …) über aktuelle Geschehnisse in Nordrhein-Westfalen informiert.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres war der WDR beim Gesamtpublikum ab drei Jahren auf durchschnittlich 2,4 Prozent Marktanteil gekommen; im Sendegebiet belief sich der Wert allerdings auf deutlich höhere 7,2 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen kristallisierte sich ein ähnliches Bild heraus: Bundesweit wurde das dritte Programm Tag für Tag von im Schnitt 1,0 Prozent der Jungen eingeschaltet; in NRW jedoch standen im Mittel 2,7 Prozent auf der Uhr. Vor allem die Zahlen aus dem Sendegebiet des WDR werden für die nachfolgende Analyse der Einschaltquoten eine wichtige Rolle spielen. Schließlich werden die «Lokalzeiten» speziell für diese Gruppe der Zuschauer produziert und ausgestrahlt.

Und eines kann gleich vorweg genommen werden: In NRW holt die «Lokalzeit» bis auf ganz wenige Ausnahmen Abend für Abend Top-Zuschauerzahlen. Dies stellte zum Beispiel die Ausgabe vom 02. Mai unter Beweis, die in NRW dank eines Marktanteils von 29,8 Prozent an der 30-Prozent-Marke kratzte. 1,75 Millionen Zuschauer ab drei Jahren wurden im Sendegebiet ermittelt, bundesweit waren es nur geringfügig mehr; hier belief sich die Reichweite auf 1,79 Millionen. Damit erwischte die «Lokalzeit» einen außergewöhnlich starken Tag, wobei fast jeder Tag ein starker Tag für die «Lokalzeit» ist. Dazu reicht nur ein Blick auf die Werte, die in den Wochen danach folgten.

Demnach kam die «Lokalzeit» im Mai bis auf zwei Ausgaben, die von „nur“ 0,87 Millionen (17. Mai) beziehungsweise 0,81 Millionen NRWlern (31. Mai) verfolgt wurden, auf Sehbeteiligungen oberhalb der Millionengrenze. Bei diesen zwei Ausnahmefällen handelte es sich um die besagten Samstags-Ausgaben, die ab 2015 eingestampft werden sollen. Doch selbst für diese mit verhältnismäßig schwächeren Reichweiten ausgestatteten Sendungen lief es angesichts von Gesamt-Marktanteilen in Höhe von 19,7 respektive 23,2 Prozent noch richtig gut. Das galt auch für die Ergebnisse beim jungen Publikum, das in NRW zu 4,7 sowie 6,2 Prozent vertreten war.

Bundesweit wurden im Mai maximal 2,8 Prozent der 14- bis 49-Jährigen generiert, im Sendegebiet betrug der Bestwert 11,2 Prozent. De facto wurde die Norm in beiden Zuschauergruppen weit übertroffen. Auch, wenn man sich den jeweils schlechtesten Wert im Mai herauspickt, kommt man zu einem positiven Ergebnis: Einzig bundesweit gab es einen kleinen Schönheitsmakel zu verzeichnen, doch selbst mit 0,9 Prozent der Jungen (20. Mai) lag nur schlappe 0,1 Prozentpunkte unter dem Senderschnitt; in NRW positionierte man sich mit einem vermeintlichen Minusrekord in Höhe von 3,9 Prozent (20. Mai) ziemlich deutlich im Soll.

Beim Gesamtpublikum waren nur drei Sendungen im Mai nicht über 20 Prozent im Sendegebiet hinaus gekommen – und jene waren angesichts von 19,3 (03. Mai), 19,9 (10. Mai) und 19,7 Prozent (17. Mai) auch nur haarscharf an dieser Marke gescheitert. Übrigens waren auch dies wieder Ausgaben, die der WDR am Samstag ausstrahlte. Bei genauerer Betrachtung der Zahlen stellt sich heraus, dass die Wochenend-Ausgaben tatsächlich etwas weniger Zuschauer haben, als die werktäglichen – sowohl bundesweit, als auch in NRW ist aber Meckern auf hohem Niveau angesagt. Im fußballfreien und deswegen besser vergleichbaren Monat Mai schalteten im Schnitt 1,39 Millionen aller Fernsehenden (26,7 %) in NRW werktags den Fernseher ein, samstags waren es dagegen im Mittel 0,98 Millionen (21,6 %).

Am 10. Juni übersprang die «Lokalzeit» die 30-Prozent-Hürde: Satte 31,2 Prozent wurden in NRW insgesamt verzeichnet, auch die dazugehörige Zuschauerzahl in Höhe von 1,76 Millionen (1,83 Millionen bundesweit) war sehr gut. Das junge Publikum aus NRW schaltete zu 12,6 Prozent ein - besser lief es in dem von uns beobachteten Zeitraum einzig am 09. Juli, als sogar 13,1 Prozent zustande gekommen waren.

Im Juni lag die «Lokalzeit» des Öfteren unter der Millionengrenze, was hin und wieder mit Sicherheit auf die Fußball-Weltmeisterschaft zurückzuführen war. Vom 16. Juni bis einschließlich 26. Juni waren in NRW jedenfalls keine absoluten Zuschauerzahlen von über eine Million drin, schlimmstenfalls belief sich die Reichweite insgesamt auf 0,27 Millionen. Ein K.O.-Kriterium war da natürlich auch die Ausgabe vom Freitag, den 04. Juli, als die deutsche Nationalelf am Vorabend gegen Frankreich kickte. Immerhin 0,19 Millionen Menschen aus NRW wollten sich dennoch die Berichte im WDR ansehen, was aber einen neuen Negativrekord von 2,5 Prozent Marktanteil zur Folge hatte. Bundesweit sah es mit 0,6 Prozent noch mieser aus. Nur jeweils 0,10 Millionen junge Fernsehende wurden sowohl in NRW als auch in den anderen Bundesländern der BRD verbucht. Die Konsequenz daraus waren selten katastrophale Marktanteile von 0,3 respektive 0,1 Prozent.

Durchschnittswerte «Lokalzeit»

  • NRW: 1,12 Mio. (21,8 %) Gesamt / 0,10 Mio. (5,9 %) 14-49
  • Bundesweit: 1,16 Mio. (5,1 %) Gesamt / 0,11 Mio. (1,4 %) 14-49
Zeitraum: 02.05. - 10.07.2014 (jeweils 19.30 h im WDR Fernsehen)
Seit dem 12. Juni schwanken die Werte der «Lokalzeit» drastisch. Bestenfalls waren im Sendegebiet 29 Prozent an spielfreien Vorabenden drin, schlimmstenfalls bei Fußball-Konkurrenz bloß 2,5 Prozent. Bei den Jungen bewegten sich die Marktanteile zwischen 0,3 und 13,1 Prozent. Grundsätzlich kann also behauptet werden, dass auch die «Lokalzeit» vor der WM nicht verschont blieb – doch das dürfte nicht weiter überraschend sein. Fest steht nämlich trotzdem zweifellos, dass die «Lokalzeit» an normalen Tagen regelmäßig Quoten weit über dem Senderschnitt einfährt und besonders in NRW bei Jung und Alt gleichermaßen gefragt ist (siehe Mittelwerte in der Infobox). Es darf demzufolge durchaus angezweifelt werden, ob der WDR im nächsten Jahr an der richtigen Stelle den Rotstift ansetzt.
14.07.2014 14:00 Uhr  •  Daniel Sallhoff Kurz-URL: qmde.de/71829