Radio MA 2014/II: Die Gewinner & Verlierer

Nochmal neue Rekorde: Antenne Bayern verbessert das ohnehin schon beste Ergebnis der Geschichte weiter. Zu den großen Gewinnern zählt auch das junge Musikprogramm des hr, YOU FM. Ansonsten: Viele Verlierer in der Radiolandschaft. Quotenmeter.de hat alle Zahlen.

Zur Erhebung

Für diese Radio-MA wurden 70.258 Menschen in ganz Deutschland via Telefon befragt. Die Ergebnisse setzen sich aus zwei Umfragewellen zusammen. Die erste startete am 1. September 2013 und endete am 15. Dezember. Die zweite begann am 5. Januar und endete am 20. April. Als Grundgesamtheit gelten 73.517 Millionen Personen der BRD im Alter ab zehn Jahren.
Große Freude in Ismaning, wo in diesen Stunden erneut das beste Ergebnis aller Zeiten gefeiert wird. Der Abstand zum konkurrierenden Bayern 3 ist somit abermals größer geworden. Ein höheres Ergebnis weist somit nur radio NRW aus. Dabei handelt es sich aber um keinen Einzelradio-Sender, sondern um einen Verbund mehrerer lokaler Stationen, weshalb die Antenne aus dem Freistaat weiter mit Fug und Recht sagen kann, das meistgehörte Radioprogramm der Nation zu sein.

Auf mehr als eine Million Zuhörer kommen weiterhin auch SWR3 mit 1,122 Millionen und leichten Verlusten gegenüber der ersten Media-Analyse des Jahres. 1,118 Millionen Hörer verbucht WDR 2, das klar gewinnt und die Popwelle 1Live überholt. Beide Programme gehören zum WDR. In Bayern schafft zudem Bayern 1 die Kehrtwende und gewinnt mehr als 80.000 Hörer. Das auf reiferes Publikum ausgerichtete Programm liegt somit nun bei 1,063 Millionen Zuhörern in einer durchschnittlichen Stunde.


Die Hörerzahlen im Überblick
Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachen, Bremen
Nordrhein-Westfalen
Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Saarland
Bayern
Berlin, Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
Nationale Sender
Nielsen I: Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachen, Bremen:
Größter Gewinner im Vergleich zur vergangenen Messung ist in diesem Sendegebiet das Radio 21 aus Niedersachsen, das mehr als 29 Prozent an Hörern gewinnt und nun unter der Woche bei 110.000 Konsumenten zwischen 6 Uhr morgens und 18 Uhr abends liegt. Die höchste absolute Zahl an Hörern hat hingegen weiterhin radio ffn vorzuweisen, wenngleich hier ein saftiger Abschlag von elf Prozent zu Buche steht. Mit 443.000 Hörern liegt man dennoch deutlich vor Antenne Niedersachsen, das minimale Verluste von 1,4 Prozent generiert.

In Hamburg dominiert Radio Hamburg das Feld deutlich mit 164.000 Hörern, allerdings verliert man über ein Fünftel (20,4 Prozent) seiner Substanz und muss sich somit deutlich hinterfragen. Bereits bei der vorherigen Messung Anfang März gab der Sender um über zehn Prozent ab, vor Jahresfrist lag man noch bei 230.000 Hörern. Oldie 95 und Energy Hamburg liegen mit 27.000 bzw. 26.000 Interessenten nun quasi gleichauf, nachdem der Oldie-Sender zuletzt noch mit etwa 10.000 Hörern im Rückstand lag. Im Vergleich zum Vorjahr fällt das Fazit für Energy Hamburg allerdings nicht ganz so ernüchternd aus, bei der zweiten Messung 2013 standen nur leicht bessere 29.000 auf dem Papier.

In Schleswig-Holstein wiederum steht R.SH Radio mit knapp 200.000 Radiokonsumenten an der Spitze, größter Gewinner gegenüber der letzten Messung ist jedoch Radio Nora mit einem Plus von 11,1 Prozent - das allerdings weiterhin nur auf rund 40.000 regelmäßige Konsumenten zu verweisen hat. Mit Bremen Eins und Bremen Vier mussten die größten Anbieter Bremens latente Verluste hinnehmen, Energy Bremen steigerte sich auf 49.000 (plus 16,7 Prozent), hat jedoch noch immer nur rund die Hälfte der Hörerschaft seiner Mitbewerber anzubieten.

Blickt man auf den gesamten Norden, ist NDR 2 mit 912.000 Hörern noch immer klar in Front. Allerdings entfernt man sich um 5,5 Prozent bzw. 53.000 Hörer von der Millionenmarke, nachdem zuletzt noch ein kleines Plus von einem Prozent möglich war. Drastische Verluste gibt es für das Klassik Radio, das auf 22.000 Kulturfreunde zurückfällt und somit fast ein Drittel (31,3 Prozent) abgibt.

Nielsen II: Nordrhein-Westfalen:
Im einwohnerstärksten deutschen Bundesland steht weiterhin radio NRW, also ein Verbund mehrerer lokaler Stationen, an der Spitze des Rankings. Mit 1,633 statt 1,626 Millionen fallen die Unterschiede zur vergangenen Messung allerdings derart marginal aus, dass diese noch im Toleranzbereich der Messungenauigkeit liegen. Anders sieht dies bei WDR 2 und 1Live aus, denn erstgenannter Sender schiebt sich mit 1,118 Millionen und einem Plus von 8,5 Prozent deutlich vor letztgenannten, der nur noch auf 1,041 Millionen Hörer kommt. Im Internet ist 1Live hingegen derzeit federführend.

Das vorwiegend durch sein umfangreiches Schlagerangebot bekannte WDR 4 kommt auf eine Hörerschaft von rund 767.000 Menschen und muss somit gegenüber der vergangenen Auswertung vier Prozent abgeben. Da der Sender bei der ersten Analyse in diesem Jahr der Sender allerdings ein Plus von gut fünf Prozent hinlegte, liegt er nun wieder etwa auf Höhe des Wertes, den er bereits im Vorjahr verbuchte. Damals interessierten sich 760.000 für das WDR 4-Angebot.

Weit abgeschlagen ist das Hitradio 100'5, das mit einem Verlust von 31,3 Prozent auch als einziges NRW-Angebot eine Veränderung im zweistelligen Bereich zu verzeichnen hat. Doch auch hier sind die Werte mit Vorsicht zu bewerten, denn vor Jahresfrist lag der Sender mit 42.000 Hörern ziemlich exakt auf Höhe der jetzigen Reichweite.

Nielsen III: Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Saarland
Augen auf: Das kleine YOU FM feiert in diesen Stunden einen gigantischen Erfolg. Das junge Musikprogramm des hr, das zuletzt noch recht stabile Werte hatte, schoss bei der diesmaligen Auswertung ziemlich durch die Decke. 57,6 Prozent Hörer gewann das Programm hinzu, verbesserte die reine Reichweite in der durchschnittlichen Stunde von 66.000 auf 104.000 Hörer. Deutliche Gewinne wurden auch für hr-Info gemessen, hier beträgt das prozentuale Plus 54,3 Prozent (auf nun 54.000).

All die guten hr-Ergebnisse werden allerdings von klaren Verlusten für die Popwelle hr3 überschattet. 56.000 Hörer (-14,5%) gingen hier verloren, der Kanal kommt in der durchschnittlichen Stunde noch auf 330.000 Zuhörer. Der Marktführer, Hitradio FFH, muss ebenfalls Fans abgeben, ein Minus von 10,2 Prozent wird ausgewiesen. 527.000 Menschen sind in der durchschnittlichen Stunde noch am Start. Leichte Gewinne wurden bei Radio Bob! gemessen (+4,2%).

Nur moderate Verluste gibt es im Saarland bei SR1 und SR3, die sich von 2.000 und 1.000 Menschen verabschieden müssen und noch auf 53.000 und 68.000 Hörer in der durchschnittlichen Stunde kommen. Radio Salü gibt deutlicher ab, kommt angesichts eines Minus von 8,9 Prozent noch auf 92.000 Hörer in der Durchschnittsstunde.

Das auf junges Publikum ausgerichtete BigFM verliert 13,1 Prozent seiner Hörer und kommt noch auf 193.000. Weiterhin spannend bleibt der Radio-Markt zudem in Baden-Württemberg. Diesmal steht die MA hier unter dem Motto: Wer verliert am Wenigsten? Nur drei Sender können am Dienstag Reichweiten-Gewinne begießen, darunter das kleine Donau3FM, das 5.000 Hörer auf nun 48.000 in der Durchschnittsstunde gewann und Energy in Stuttgart mit einem Plus von 6,9 Prozent. Kräftig zugelegt hat SWR1 BW mit einem Plus von 13,2 Prozent auf 446.000 Zuhörer.

SWR 3 verliert zwar leicht, hält sich aber locker über der 1-Million-Marke. Die Popwelle kommt auf 1,122 Millionen Hörer, was einem Minus von 2,4 Prozent entspricht. Das private Antenne 1 verliert immer weiter, muss sich von neun Prozent der Hörer verabschieden und kommt nur noch auf 190.000 Hörer. Radio 7 profitiert nicht davon, weil man selbst 8,5 Prozent verliert und noch 182.000 Menschen begeistert. Somit bleibt Radio Regenbogen (selbst -4,5%) mit 211.000 Hörern die private Nummer eins im Ländle.

Nielsen IV: Bayern
Guter Einstand für den neuen Antenne Bayern-Chef Martin Kunze. Er darf mit seinem neuen Team die von ihm noch nicht verantworteten Zahlen der neuen Media-Analyse feiern. Nachdem der in Ismaning ansässige Privatradiosender schon im Frühjahr das beste Ergebnis aller Zeiten begoss, stiegen die Hörerzahlen gegen den landesweiten Trend auch diesmal noch deutlich an. Die Antenne gewann in Bayern in der Durchschnittsstunde rund 17.000 Hörer hinzu und kommt nun auf ein Ergebnis von 1,351 Millionen. Es gibt aber auch ein neues Sorgenkind im Hause Antenne Bayern: Die Rock Antenne, das zweite große Programm des Radio-Anbieters, hat relativ viel verloren.

Die neue Ausweisung spricht von noch 74.000 Hörern in der Durchschnittsstunde, was ein Minus von 24,5 Prozent ist. Deutliche Gewinne gibt es für den Bayerischen Rundfunk, jedoch nicht da, wo er es am Liebesten sehen würde. Zwar steigern sich die Zahlen von Bayern 2 um 27,3 Prozent und von Bayern 1 um 8,2 Prozent (auf nun 1,063 Millionen), die Popwelle Bayern 3 aber verliert Hörer und kommt noch auf 742.000. Auch im Frühjahr musste der Sender schon Zuhörer abgeben, binnen eines Jahres gingen nun mehr als 70.000 Menschen flöten.

Stärker als zuletzt präsentieren sich derweil die Lokalen: Das Münchner Gong 96.3 gewinnt starke 43,9 Prozent hinzu und landet bei 59.000 Hörern. Ziemlich gleichauf sind auch Energy München (+27,9%) auf 55.000 und Radio Arabella mit 57.000 Hörern (+16,3%)

Nielsen V: Berlin/Brandenburg:
Antenne Brandenburg kann sich erneut Marktführer in seinem Sendegebiet nennen, die minimalen Verluste von 1,7 Prozent auf 232.000 Hörer dürften da zu verschmerzen sein. Allerdings kommt der Hauptkonkurrent 104.6 RTL mit 201.000 statt 193.000 Radio-Konsumenten wieder etwas näher, nachdem er bei der Analyse im März noch leichte Verluste zu beklagen hatte. Zufrieden können auch die Verantwortlichen von BB Radio sein, die 13,3 Prozent zulegen und mit 188.000 Hörern nun auf Tuchfühlung mit dem RTL-Angebot gehen.

Bereits bei der letzten Messung hatte man ein kleines Plus auf dem Konto. Ebenfalls sechsstellige Hörerzahlen haben Fritz, 94,3 rs2 und radioBerlin 88,8 zu bieten, bei allen drei Angeboten gibt es jedoch kaum Veränderungen. Ganz anders schaut es bei radioeins aus, das mit 99.000 Interessenten einen Verlust von 23,3 Prozent vorzuweisen hat und erstmals seit der ersten Auswertung im Jahr 2013 wieder unter die Marke von 100.000 Hörern fällt.

Bei den kleineren Stationen ragt derweil radio B2 hervor, das 26,3 Prozent gewinnt - allerdings mit rund 24.000 Hörern auch auf einem relativ bescheidenen Niveau. Die größten Verluste hat 100,6 FluxFM zu verkraften, hier geht es um 28,6 Prozent hinab auf 15.000 Hörer. Klare Einbußen hat allerdings auch Star FM 87.9 hinzunehmen, das mit 69.000 statt 91.000 Interessenten weit zurückfällt. Bereits bei der jüngsten Auswertung im März fiel das Angebot zurück, das Jahr 2013 schloss man noch mit einer Reichweite von 97.000 ab. Das kleinste Angebot bleibt das JazzRadio mit 7.000 statt 8.000 Hörern.

Nielsen VI/VII: Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
In Sachsen gewinnt Radio PSR 12,3 Prozent an Hörern dazu und kommt nun auf 192.000 in der durchschnittlichen Stunde. R.SA verliert leicht, muss 9.000 Hörer auf nun noch 143.000 abgeben. Deutliche Verluste muss Radio Brocken in Sachsen-Anhalt wegstecken. Der private Sender gibt 39.000 Hörer auf nun noch 131.000 ab. Prozentual ist dies ein Minus von satten 22,9 Prozent.

89.0 RTL muss ebenfalls Verluste hinnehmen, verliert 7,6 Prozent der Hörer auf noch 170.000. In Thüringen gewinnt der MDR zwar 10,6 Prozent hinzu, ansonsten stehen hier aber ebenfalls klare Verluste auf dem Papier. Die LandesWelle gibt deutliche 28,9 Prozent (auf noch 81.000 in der Durchschnittsstunde) ab, die Antenne büßt 16,4 Prozent der Hörerschaft ein. 153.000 sind noch mit dabei.

Ein durchwachsenes Bild zeigt sich auf dem Berliner Radiomarkt. Unverändert bleibt 94,3 rs.2 bei 105.000 Hörern. Kiss FM und Flux FM geben aber deutlich ab. Hier werden Minus-Werte von 11,3 und sogar 28,6 Prozent ermittelt. 104.6 RTL steigert sich gegen den Trend um 4,1 Prozent auf 201.000 Hauptstadt-Hörer, das Spreeradio hingegen muss Verluste melden. Minus 11,8 Prozent stehen geschrieben, der Sender kommt in der durchschnittlichen Stunde noch auf 90.000 Menschen, die einschalten. Antenne Brandenburg hält sich ziemlich stabil, der Verlust von etwa 4.000 Hörern auf 232.000 ist sicherlich zu verschmerzen.

Das Berliner Energy verliert acht Prozent auf noch 69.000, JamFM legt gleich 13,5 Prozent auf 45.000 Hörer zu. Unter den kleinen Sendern gewinnen radioB2 (+26,3%) und Radio Cottbus (+18,2%). Deutliche Verluste werden für Star FM ausgewiesen: Der kleine Sender gibt 24,2 Prozent seiner Hörer ab und kommt nun noch auf 69.000.

Nationale Sender
Das stärkste nationale Angebot bleibt das Klassik Radio, allerdings auf einem deutlich überschaubareren Niveau als bei der zurückliegenden Messung: Statt 226.000 hörten zuletzt nur noch 182.000 Menschen den Sender, ein Minus von fast 20 Prozent. RTL Radio gelang es allerdings nicht, von dieser Schwäche zu profitieren, mit einem Minus von 6,1 Prozent auf 151.000 Hörer verringert sich der Abstand nur aufgrund der Schwäche des Mitbewerbers. Auch im Vergleich zum Vorjahr wurden in beiden Fällen rote Zahlen geschrieben, wenngleich das Klassik Radio mit 232.000 Hörern damals noch ungleich stärker auftrat als RTL mit nur 159.000 Konsumenten.

Weiter im Aufwind befinden sich Radio Paloma und JAM FM, wobei vor allem erstgenannte Programmstation mit 101.000 Hörern und 27,8 Prozent Zuwachs von sich reden macht. Bereits bei der ersten Analyse im Jahr 2014 legte man um fast 20 Prozent hinzu, weshalb die Programmverantwortlichen hier mit großer Freude auf die Gesamtbilanz blicken werden.

Auf niedrigerem Niveau gilt dies allerdings auch für JAM FM, dessen Entwicklung sogar noch beeindruckender ist: Zum dritten Mal in Folge kann man sich hier steigern, von 42.000 ging es über 52.000 und 69.000 auf nun sogar 79.000 Interessenten bergauf, also konnte man die eigene Hörerzahl insgesamt zuletzt beinahe verdoppeln. Für sunshine live geht es hingegen leicht auf 87.000 statt 95.000 Menschen bergab.
15.07.2014 10:37 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez, Manuel Weis und Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/71847