RTL muss «Stern TV» und «Spiegel TV» zurückbringen

Ab sofort muss RTL wieder die Produktionen von dctp zeigen - unklar ist allerdings, wann "sofort" ist.

Die privaten Vollprogramme, die über zehn Prozent Marktanteil ab drei Jahren erreichen, müssen im Programm einen Platz an unabhängige Dritte abgeben. Dieser Slot wird nicht nur besonders hoch vergütet, auch hat der private Sender bei der Themengestaltung kein Mitspracherecht. Aus diesem Grund möchte auch die Produktionsfirma Focus TV für RTL Programme liefern und klagte, da man bei der vergangenen Ausschreibung leer ausging.

Das Oberverwaltungsgericht von Lüneburg teilte überraschend mit, dass RTL von der Ausstrahlung dieser Formate aufgrund eines Fehlers im Vergabeprozess entbunden wird. Am Montag tagte nun die Versammlung der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM), die die Lizenz erneut an dctp vergab. Ortrud Wendt, Vorsitzender der Versammlung, argumentierte die Entscheidung: "Wir haben über alle Aspekte der OVG Entscheidung ergebnisoffen beraten und dabei die gebotene Interessenabwägung vorgenommen. Am Ende sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass hier insbesondere vor dem Hintergrund des Ziels der Sicherung der Meinungsvielfalt ein besonderes öffentliches Interesses an der weiteren Ausstrahlung des nach wie vor zugelassenen Drittfensterprogramms besteht und dieses Interesse dem Interesse der anderen Bewerber, auch von Focus TV, an einer Aussetzung des Drittfensterprogramms vorgeht“.

Wirklich überraschend war die Vergabe an dctp nicht. Ab sofort muss RTL die Formate «Spiegel TV», «10 vor 11» und «Stern TV» wieder im Programm ausstrahlen, die es nach der Aussetzung vom Sender genommen hatte. Von «Stern TV» kommen allerdings nur 30 Minuten von dem unabhängigen Drittanbieter, die übrige Teil stammt von Günther Jauchs Produktionsfirma i&u. Offen ist noch, wann das Format tatsächlich wieder auf Sendung geht, da eine TV-Produktion eine gewisse Vorlaufszeit benötigt. Es ist unwahrscheinlich, dass die gesamte Sendung innerhalb von zwei Werktagen produziert werden kann. Unterstützt wird die Tatsache, dass RTL erneut «Generation Luxus - Was kostet die Welt» für Mittwoch ankündigt.

Ohnehin war die gesamte Vergabe eine Farce: Statt auf unabhängige Produzenten zu setzen, also ein echter Drittanbieter, machen die Sender der Mediengruppe RTL Deutschland und dctp gute Geschäfte miteinander. Es ist aber auch in Zukunft nicht davon auszugehen, dass ein anderer Programmanbieter den Zuschlag für den lukrativen RTL-Deal bekommt.
28.07.2014 19:29 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/72122