Steffen Henssler bildet Strafgefangene zu Kantinenköchen aus – ein Format, dass nicht nur dem Landeskriminalamt Niedersachsen sauer aufstieß, sondern auch beim Publikum nur unzureichenden Anklang fand.
TV-Koch Steffen Henssler will Strafgefangenen der JVA Bremen das Kochen beibringen und mit ihnen hinter Gittern eine Kantine eröffnen, in der die Gefangenen zukünftig für das Gefängnispersonal Essen herrichten. So lässt sich der Inhalt der vierteiligen Doku «Henssler hinter Gittern» kurz beschreiben. Am Montagabend ging das TV-Experiment zu Ende. Laut RTL sollte die Sendung inhaftierten Straftätern die Chance auf Resozialisierung geben. Der Präsident des Landeskriminalamtes Niedersachsen meldete sich aber bereits nach der ersten Folge zu Wort und kritisierte die Darstellung eines Schwerverbrechers, dem eine solche mediale Aufmerksamkeit seiner Meinung nach nicht zustehe. RTL aber verteidigte sein Vorgehen und betonte noch einmal den Resozialisierungsgedanken. Es werde weder eine Straftat beschönigt oder gerechtfertigt, so eine RTL Sprecherin zu der Kritik.
Der Startschuss für Hensslers Kochprojekt hinter Gittern fiel am 14. Juli und stieß bereits zu Beginn auf eher verhaltenes Zuschauerinteresse. Die erste Folge verfolgten 2,53 Millionen Menschen, was für einen unterdurchschnittlichen Marktanteil von 8,6 Prozent sorgte. Auch in der Zielgruppe gab es mit 1,41 Millionen Zuschauern und daraus resultierenden 13,0 Prozent keinen richtigen Grund für Freudensprünge. In beiden Altersklassen landete das Format unter dem Senderschnitt, war aber längst nicht so ein Totalausfall wie «Die Steffen Henssler Challenge», mit der RTL ebenfalls versuchte ein weiteres Format mit dem TV-Koch an den Mann zu bringen.
Die zweite Ausgabe von «Henssler hinter Gittern» verlor rund 300.000 Zuschauer und musste sich mit 2,26 Millionen Zusehern zufrieden geben. Beim Gesamtpublikum sank der Marktanteil auf 7,8 Prozent. Auch in der Zielgruppe sah es mit 1,25 Millionen Menschen im Alter zwischen 14 und 49 Jahren schlechter aus als in der Vorwoche. 12,2 Prozent sind dann eben doch zu wenig für die Ansprüche von RTL.
Auch die dritte Folge verlor weitere Zuschauer, wenngleich der Verlust diesmal geringer ausfiel. 2,12 Millionen Menschen schalteten ein, womit beim Gesamtpublikum 7,7 Prozent zu Buche standen. Bei den 14- bis 49-Jährigen legte Henssler leicht zu und verbuchte einen Marktanteil von 12,5 Prozent. Damit lag man zwar noch immer mehr als einen Prozentpunkt unter dem Senderschnitt, näherte sich dem aber zumindest wieder etwas an.
Zum Finale am Montag verzeichnete die Sendung dann einen neuen Negativrekord. Erstmals fiel man unter die Marke von zwei Millionen Zuschauern. 1,84 Millionen Menschen wollten wissen, ob das Knast-Experiment ein gutes Ende findet. Auch bei den Werberelevanten musste man ein neues Tief verkraften. 1,02 Millionen Zuschauer sorgten für unterdurchschnittliche 10,6 Prozent.
Insgesamt fielen die Quoten der vierteiligen Doku recht durchwachsen aus. Im Schnitt verfolgten 2,19 Millionen Menschen «Henssler hinter Gittern». Daraus resultiert ein Marktanteil von 7,7 Prozent beim Gesamtpublikum. Der Senderschnitt liegt aber derzeit bei 10,6 Prozent. Auch in der Zielgruppe fiel das Format durch. 1,23 Millionen Zuschauer waren im werberelevanten Alter, die für einen durchschnittlichen Zielgruppenmarktanteil von 12,1 Prozent sorgten. Damit verfehlte man den RTL-Schnitt um 1,5 Prozentpunkte. Somit scheint das Experiment zumindest aus Quotensicht gescheitert zu sein. Doch der nächste Henssler-Einsatz bei RTL lässt nicht allzu lange auf sich warten. Bereits im September kehrt er als «Restauranttester» auf die Bildschirme zurück. Im Frühjahr konnte er damit ja bereits ordentliche Quoten einfahren.