Matthias Opdenhövel lud Ratefüchse zu einem «24 Stunden Quiz», das der WDR nun arg zusammengestutzt in eine Ratesendung ohne Atmosphäre verwandelte.
„
Eine Show muss auf jeden Fall abwechslungsreich sein. Ich mag es nicht, wenn ich wie festgetackert hinter einem Pult stehen muss und mich nicht bewegen kann.
”
Matthias Opdenhövel über Showformate, die ihn ansprechen
Matthias Opdenhövels zentrale Aufgabe innerhalb der ARD liegt im Segment der Sportberichterstattung. Jedoch gab der frühere VIVA-VJ seine Stellung als Showmoderator mit seinem Weggang von ProSieben nicht völlig auf. Der eingangs von ihm und wohl auch den Verantwortlichen der öffentlich-rechtlichen Anstalt erhoffte Erfolg hat sich bisher aber nicht eingestellt: Trotz positiver Resonanz seitens Fernsehkritiker und Gameshowfans konnte sich «Opdenhövels Countdown» nicht durchsetzen, ebenso wurde das Experiment historisch angehauchter, informativer Eventspielshows nach «Brot und Spiele» wieder aufgegeben. Ende 2013 floppte im Ersten dann auch «Die Show der unglaublichen Helden» (
mehr dazu).
Im Sommer vergangenen Jahres ging es Opdenhövel wiederum eine Nummer kleiner an und präsentierte im WDR das erfrischende Spielformat «Alles auf einen Deckel», das wie schon «Opdenhövels Countdown»
positiv besprochen wurde, quotentechnisch dennoch hinter den Erwartungen zurückblieb. Eine Fortsetzung der Sendung blieb daher aus, dessen ungeachtet gibt es auch dieses Jahr während des Sommerlochs eine neue WDR-Show mit dem früheren «Schlag den Raab»-Moderatoren zu sehen. Mit ihrem Titel «Das 24 Stunden Quiz» verspricht sie, genau auf Opdenhövels Stärken zugeschnitten zu sein und den erprobten, stets gut improvisierenden Live-Spielleiter in einen wahren Showmarathon zu stürzen.
Allerdings zeigt der WDR das XXL-Ratespiel, dem sich Opdenhövels Kandidaten aussetzten, nicht live. Und genauso wenig „live on tape“, etwa als 24-teilige Reihe einstündiger Shows. Stattdessen wird das Quizexperiment in einer Form ausgestrahlt, die der Sendung jegliche Frische und somit auch ihren Unterhaltungsfaktor raubt. So gibt es, ehe die erste von Opdenhövel moderierte Spielrunde beginnt, einen siebenminütigen Prolog durchzustehen, in dem das Prinzip der Sendung ausführlich erklärt wird. Dabei geht das auch deutlich rascher: Eine Gruppe von Ratefüchsen nimmt 24 Stunden lang an einem Quiz teil. Dieses besteht vor allem aus vier von Opdenhövel geleiteten Hauptrunden, für die man sich qualifiziert, indem man in den Zwischenrunden möglichst viele Fragen korrekt beantwortet.
Nach der schleppenden Einleitung der Sendung, die eher wie eine „Hinter den Kulissen“-Featurette wirkt, geht es in der Premierenfolge des «24 Stunden Quiz» mit einer ebenfalls nicht sehr temporeichen „Wahr oder falsch“-Runde los. Während die zehn Kandidaten, die sich in der ersten Qualifikationsrunde am besten geschlagen haben, Punkte sammeln, wird der Showfluss gelegentlich durch kurze Interviewschnippsel unterbrochen. In diesen kommentieren die Kandidaten rückblickend, was sie sich während des im Mai aufgezeichneten Experiments bei ihren Antworten gedacht haben.
Dies zieht sich durch die restlichen Quizrunden der 45-minütigen Sendung, die unter anderem eines der üblichen Multiple-Choice-Ratespiele umfasst sowie ein originelles „Wer postet hier?“-Spiel, bei dem es gilt, anhand von Social-Network-Fotos zu erkennen, welcher Promi für diese Schnappschüsse verantwortlich ist. Spannung kommt aufgrund der mangelnden Livestimmung aber nie auf. Selbst im Regelfall aufgezeichnete Quizshows wie «Wer wird Milionär?» sind, anders als diese Show, nur behutsam geschnitten, um viel des Zusammenspiels der Kandidaten und des Moderators zu bewahren. Würde der RTL-Dauerbrenner mit Günther Jauch auf das bloße Stellen und Beantworten der Fragen reduziert, wäre es gewiss längst mangels Zuschauerinteresse eingestellt worden.
Mit seinem Konzept drängt «Das 24 Stunden Quiz» danach, den Fokus auf die ermüdenden Kandidaten und den sich ebenfalls durchbeißenden, humorvollen Opdenhövel zu legen. Doch die sterilen Interviewschnipsel und die aufs Nötigste gekürzten Anmoderationen der Spielrunden nehmen der Show ihr gesamtes Potential. Übrig bleibt eine kühle, vor spärlicher Kulisse abgehaltene Wissensabfrage, die während eines TV-Experiments entstand, das viel interessanter klingt als sein Ergebnis.