Auch NDR hat Ranking-Shows manipuliert

Nach den Vorfällen beim ZDF hat nun auch der NDR zugegeben, Ranking-Shows verfälscht zu haben. Nun solle die Transparenz verbessert werden.

Die Affäre um manipulierte Rankings in TV-Shows weitet sich aus: Nach dem ZDF hat nun auch die ARD-Rundfunkanstalt NDR zugegeben, entsprechende Listen verfälscht zu haben. Dies ist das Ergebnis einer internen Studie, die nach den bekannt gewordenen ZDF-Vorfällen in Auftrag gegeben wurde. Demnach wurden zwischen 2011 und 2013 insgesamt 58 Ranking-Shows produziert, bei neun gab es Abweichungen vom Zuschauerergebnis. Anders als beim ZDF handelt es sich hier nicht um Manipulationen repräsentativer Umfragen, sondern von nicht-repräsentativen Online-Votings, die im Vorfeld der Shows veranstaltet wurden.

Der NDR nennt mehrere Gründe für die Umstellung von Plätzen, in keinem Fall soll aber – anders als beim ZDF – eine bessere Gästeauswahl eine Rolle gespielt haben: "Weil Bildrechte fehlten, die Materiallage schlecht war oder aus dramaturgischen Gründen wichen einzelne Platzierungen in so genannten Ranking-Sendungen vom Online-Voting ab", so der NDR in einer Stellungnahme. Lediglich eine der betroffenen Sendungen war moderiert («Die Tops Flops Gala 2013»), alle anderen waren Zusammenschnitte und tragen Titel wie «Die schönsten Mühlen Norddeutschlands» oder «Die beliebtesten Party-Hits».

Weiterhin sollen Votings für die Radioshows «Top 30» (N-JOY) und «Hitmarathon» (NDR 1 Radio MV) gehackt und so von außen manipuliert worden sein. Auffällige Mehrfachstimmen wurden anschließend herausgerechnet, ohne dies öffentlich zu machen. NDR-Intendant Lutz Marmor hält "die festgestellten Fälle für nicht hinnehmbar, vor allem auch weil sie nicht transparent gemacht wurden, selbst wenn sie im Einzelfall in ihrer Tragweite überschaubar erscheinen mögen. Wir werden zukünftig alles dafür tun, selbst geringfügige Abweichungen zu vermeiden und offen darzulegen, wenn sie im Ausnahmefall redaktionell geboten sind."

Erste Konsequenzen sind bereits gezogen: Es seien laut Marmor nun vorläufige Leitlinien im Umgang mit Online-Votings entwickelt wurden, die noch mit den NDR-Gremien beraten werden. Außerdem wolle man Online-Votings künftig restriktiver einsetzen. Dennoch bleibt die Frage, was die bislang öffentlich gemachten Manipulationen in TV-Shows generell aussagen über die redaktionelle Arbeit im Unterhaltungsbereich – und ob es Rankingformate überhaupt braucht, vor allem im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
08.08.2014 18:15 Uhr  •  Jan Schlüter Kurz-URL: qmde.de/72343