Wo ist nur die Werbung hin?

Das Musterhausküchenfachgeschäft und Carglass sind wahre Oasen der Wellness gegen die aktuellen TV-Spots.

Werbung nervt eigentlich immer. Sie unterbricht die Sendung, zerstört den spannenden Moment im Film und ist fast immer nerviger Natur. Bestenfalls in einem Abstand von zwanzig Jahren kann man sich die Spots auf YouTube ansehen. Dann sind es Erinnerungen an die Kindheit und man vermisst den Werthers Echte Onkel. Man sucht sogar den Krönung-Light Song und ergötzt sich an den Schandtaten der Werbeindustrie.

Dabei änderte sich in den Spots bestenfalls der Zeitgeist ein wenig. Der Marlboro-Cowboy wurde immer wieder einem kleinen Update unterzogen und verschwand irgendwann vollkommen aus dem Fernsehen. 16:9 veränderte die Spots, die Musik wandelte sich und Produkte sollten nicht mehr sinnvoll sein, sondern auch einen gewissen Lifestyle verkörpern.

Heute dagegen werben die Firmen oftmals gerne komplett ohne das Produkt. Es werden Werte wie Freundschaft, Loyalität, Kreativität und Freiheit propagiert. Ganz am Ende sollen diese Werte dann mit dem Produkt verknüpft werden. Besonders die Kampagne von Warsteiner steht als Beispiel für diesen Trend.


„Wenn du etwas findest, woran du wirklich glaubst, dann mach es, halt es fest, lauf los, sei echt, probier’s, sei stolz, träume es, jage es, fang es, liebe es. Aber egal was du machst: Mach das einzig Wahre“ Quelle: warsteiner-gruppe.de


Mit Bier hat diese Botschaft dagegen wenig zu tun. Viele Firmen werben heute mit den gleichen Aussagen für andere Produkte. Prinzipiell könnte man mit jener Werbeaussage auch für ein Auto werben. Der einzig wahre Kompaktwagen! Als Konsument hat man sich auf diese Art von emotionaler Werbung schon eingelassen. Sie ist auch gut gemacht und hochwertig produziert. Nichts ist unmöglich, gute Freunde sind wichtig und ich soll mich frei ausleben. Diese TV-Spots findet man allerdings heute spürbar selten auf den Sendern. Der Werbemarkt wird scheinbar von Online-Diensten beherrscht, welche 1000 Werbespots pro Stunde kaufen. Immer wieder wiederholen sie die kurzen Spots, unterlegen es mit schlechten Jingles und prügeln ihre Webadresse in mein Gehirn.

Dabei sind diese Spots selten kreativ. Die billigste Version ist hier ein Bild der Webseite mit der Nennung der Webadresse. Diese Spots werden einfach endlos geschaltet und irgendwann muss man sie als Kunde im Schlaf beherrschen. Anspruchsvoller sind hier schon 3D-Animationen von Hexen und Spielen aus dem Mittelalter. Ich soll mir jetzt unbedingt diese App laden und spielen. Lifestyle und ein nett gemachtes Jingle wird man hier nicht mehr finden. Die richtig teure Version eines solchen Werbespots kommt nicht ohne einen Schauspieler aus. Wahlweise kann man hier auch Ex-Fußballer und Trainer einsetzen.

Das bekannte Gesicht wirbt dann vor der Bluebox für Kohlrabi24.de, oder will mich unbedingt in den Urlaub schicken. Diese Art an neuen TV-Spots überschwemmt derzeit das komplette TV-Programm. Früher wurden in dieser Häufigkeit nur Erotik-Hotlines nach 22 Uhr beworben. Was ist da nur los im TV-Markt? Sind die Werbeflächen so günstig geworden? Ist klassische TV-Werbung so wichtig für den Onlinehandel? Werben hier die Sender für Produkte aus dem eigenen Medienkonzern?

Diese ganzen Spots sind nicht nur endlos nervig, sondern auch oftmals schlecht produziert. Man will sich damit ins Gehirn der Zuschauer prügeln und sendet sie immer und immer wieder. Natürlich funktioniert so Werbung. Sie funktionierte mit dem Song von Zott Sahne-Joghurt allerdings weitaus angenehmer.

Bevor Sie jetzt lange auf YouTube danach suchen...





31.08.2014 10:00 Uhr  •  Rob Vegas Kurz-URL: qmde.de/72754