Am 5. August 2013 ging der Sender Joiz hierzulande auf Sendung und hatte die Mission, Fernsehen für junge, aktive und internetaffine Zuschauer zu produzieren. Der gleichnamige Muttersender aus der Schweiz startete mehr als zwei Jahre vorher am 28. März 2011. Das Credo des Senders ist ebenso simpel wie genial: „Die Zuschauer stehen im Mittelpunkt“. Durch die Verknüpfung der Sendung mit dem Internet entspricht dieser Gedanke dem Zeitgeist der jungen Generation. Die Zuschauer wissen, was sie sehen wollen und äußern, was ihnen gefällt - und was nicht. Durch das Einbinden der Sozialen Netzwerke Facebook und Twitter, einem Livechat oder Video-Telefonie, wird der Zuschauer über die komplette Sendung mit einbezogen. Joiz gelingt es dabei, wie selbstverständlich, den lang gehegten Wunsch der Verschmelzung von Fernsehen und Internet zu ermöglichen. Das Ganze erfolgt für den Zuschauer live von zu Hause, er benötigt keine gesonderte App, mit der versucht werden soll, ein eigenes Netzwerk aufzubauen – nein, der Zuschauer tweetet kurz oder postet etwas auf Facebook und die Moderatoren im Studio können sofort darauf eingehen. Dank des eigenen Chats wird es der Community ermöglicht, sich über das momentane Programm oder den Gast auszutauschen. Entsprechend der
Generation Internet bietet Joiz den Zuschauern das komplette Angebot als Livestream im Internet oder über verschiedene Video-on-Demand-Plattformen an.
Joiz behandelt Themen, die für die Jugend wichtig sind, so zum Beispiel klassische Rubriken wie Musik, Lifestyle oder Fashion, aber auch bildende Themen wie Politik werden behandelt. Das Politikformat «Jung & Naiv – Politik für Desinteressierte» von Tilo Jung wurde bereits mit einem
Grimme Online Award ausgezeichnet. Joiz-Programmchefin Jennifer Mival zeigte sich begeistert von der Auszeichnung und gab an: „Joiz holt erfolgreiche Produktionen aus dem Internet ins Free-TV und lässt den Machern bewusst den Spielraum, den sie für ihre Ideen brauchen. «Jung & Naiv» haben wir mit Tilo Jung kurz nach dem Sendestart ins Programm geholt, und das, wie man sieht, mit Erfolg. Wir entwickeln unser Programm auf Augenhöhe mit den Zuschauern. […] Tilo trifft mit «Jung & Naiv» genau den Nerv der Jugendlichen.“ Die Zielgruppe liegt bei den Zuschauern im Alter zwischen 14 und 35 Jahren, und so tritt der Sender auch auf: jung, modern, dynamisch und innovativ. Die Kommunikation findet über die Kanäle statt, die auch die Zielgruppe nutzt: Das Internet und seine Plattformen. „Wir sind in ständigem Kontakt mit unseren Zuschauern, greifen deren Themen auf und sprechen ihre Sprache“, so Geschäftsführer von Joiz Deutschland, Carsten Kollmus.
Dass die Verbindung von Internet und Fernsehen mehr als nur ein kurzweiliger Trend ist, belegen die Zahlen. Auf Twitter folgen über 12.000 Mitglieder dem jungen Sender. So weist die zwischenzeitlich am schnellsten wachsende Facebook-Seite in der Medienbranche mittlerweile fast 175.000 aus. Laut eigenen Angaben erreichten einzelne Posts während der Fußball-Weltmeisterschaft knapp neun Millionen Nutzer und das ganz ohne Übertragung einer Partie. Die steigenden Tendenzen unterstützen auch die Einschaltquoten im Fernsehen, im April 2014 erreichte Joiz mehr als 3,1 Millionen Zuschauer. Der Erfolg bei den Zuschauerzahlen spiegelt sich auch in der Programmpalette wieder, zum Senderstart strahlte man vier Eigenproduktionen aus, heute sind es bereits 15 Sendungen plus diverse Sonderübertragungen, denn Joiz war beim Coke Festival of Happiness am Brandenburger Tor oder auch bei der Echo-Verleihung live am roten Teppich.
Ab dem 26. September kehrt die Club-Expertin Daisy Dee zurück ins Fernsehen und trifft sich mit den Top-DJs der Welt wie David Guetta, Steve Aoki oder Carl Cox. Ein ähnliches Format moderierte sie bereits zu Zeiten von VIVA, damals noch mit dem Sendungstitel «Club Rotation». Das ehemalige VIVA-Sendergesicht hat also eine neue Heimat. Doch Daisy Dee ist die einzige erfahrene Moderatorin bei Joiz, denn zum Deutschlandstart entschied man sich dafür, junge Moderatoren und Moderatorinnen aufzubauen und ihnen eine Plattform zu geben. Dass sich der riskante Schritt letztlich auszahlt, zeigt der Erfolg des Senders und der Moderatoren selbst. Sie stammen selbst aus der angesprochenen Zielgruppe und wissen, was die Jugend bewegt. Kürzlich wurde Melissa Khalaj vom Sender sixx für die Sendung «Promi Big Brother Late Night Live» an der Seite von Jochen Bendel gebucht. Die Idee dahinter ist im Prinzip ganz einfach, es wurde eine junge Moderatorin aus Reihen der Social Media Begeisterten gesucht. Warum also nicht jemanden engagieren, der dies bereits erfolgreich bei einem anderen Sender betreibt?
Ein weiteres Sendergesicht von Joiz, Kevin Klose, stellte sich den Fragen von Quotenmeter in einem Interview. Der ehemalige Student der Filmwissenschaft berichtete dabei über seinen Weg zum Sender, die ersten Tage, wie sich Joiz verändert hat und was das Besondere am Sender, der so viel anders macht und damit Erfolg hat, ist.
Hallo Herr Klose, wie sind Sie zu Joiz gekommen?
Das fand über ein offenes Casting statt, ich studierte Filmwissenschaften und sah die Ausschreibung, dass der Schweizer Sender Joiz nun auch nach Deutschland will und dafür Moderatoren sucht. Daraufhin habe ich mich dort beworben und wurde beim Casting ausgewählt. Vor dem Senderstart am 5. August 2013 wurden wir bereits einige Monate vorbereitet. Wir bereiteten unsere Sendungen vor, das Schema aus der Schweiz kann man nicht 1:1 nach Deutschland kopieren, daher mussten wir schauen, wie wir das Programm für Deutschland anpassen konnten. Letztendlich übt man und nimmt Probesendungen auf, bis die Abläufe sitzen.
Wie sieht Ihr Alltag bei Joiz aus?
Das ist das Schöne, wir sind mehr als nur Moderatoren, die kurz ankommen, abgepudert werden und ihren Text runter leiern, sondern dass wir tatsächlich echte Redakteure sind. Morgens geht es hier los, gemeinsam mit meiner Kollegin Julia, gucken wir durch, was es gibt, was interessiert uns, was ist gerade brisant, tragen das zusammen und entscheiden dann gemeinsam in der Themenkonferenz, welche Themen wir in der Sendung behandeln. Wo teilen wir was ein, wer übernimmt welches Thema, lesen uns dann ein und bereiten unsere Texte vor, beziehungsweise Stichpunkte. Nachdem die Sendung aufgezeichnet ist, geht es weiter mit der Nachbereitung, dazu gehören der Internetauftritt oder das Schneiden der Sendung. Gerade bei meiner Sendung «Noiz», das Newsmagazin, das ich moderiere, die nicht live ausgestrahlt wird, sind wir in der Regel zum Zeitpunkt der Ausstrahlung im Chat anwesend und beteiligen uns an der Konversation und können direkt auf die Fragen der Fans, Zuschauer und Nutzer eingehen.
Was macht, ihrer Meinung nach, Joiz so besonders? Was ist das Innovative am Sender?
Das Besondere ist meiner Meinung nach, dass wir auf Augenhöhe mit dem Zuschauer interagieren. Wo kann man schon direkt mit dem Moderator in Kontakt treten? Das ist nicht möglich. Das ist zum einen geil, dass wir hier wirklich, wie ich schon sagte, live im Chat sind oder bei einer Livesendung, bei der man direkt Fragen stellen kann, entweder an die Gäste oder eben an den Moderator selbst. Bei uns bekommt man direkt ein Feedback der Zuschauer. Und natürlich ist das Besondere, dass wir eben diese Kanäle wie Facebook oder Twitter nutzen, auf denen unsere Zielgruppe aktiv ist, das ist ja nicht mehr wegzudenken. Die junge Generation nutzt permanent den Laptop oder ihr Smartphone und ist bei Facebook und Twitter aktiv. Wir integrieren dies ganz natürlich in unsere Sendungen. Bei anderen Fernsehsendern wirkt es im Vergleich häufig sehr gestellt, bei uns ist es einfach so, dass wir diese Kanäle selbst nutzen. Ich liebe Twitter beispielsweise, das Ganze ist für uns vollkommen natürlich und wirkt nicht gekünstelt.
Wie reagieren Sie auf die Behauptung „Joiz ist Giga 2.0“?
Das stimmt so halb, Giga hat zu einer ganz anderen Zeit angefangen, damals wurden noch eher Faxe oder E-Mails geschrieben, oder in Foren gepostet. Man hatte damals auch schon diesen Ansatz des direkten Austauschs mit dem Zuschauer und war der Zeit im Prinzip voraus, aber dieses Rad, das sie damals gesponnen haben, haben wir jetzt in die Gegenwart gebracht und spinnen das einfach viel stärker weiter. Da wir eben auch ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung haben, nutzen wir es wesentlich intensiver.
Wie hat sich Joiz im ersten Jahr entwickelt?
Joiz hat sich echt gut entwickelt, manchmal denke ich mir: „Wow, das war gerade mal ein Jahr“. Es hat sich fantastisch entwickelt, wir haben schon so viel gemacht, waren im Sommer auf verschiedenen Festivals, waren zum zweiten Mal auf der Gamescom und haben dort viel Feedback bekommen. Wir waren auf der Fanmeile am Brandenburger Tor, bei dem Coke Festival of Happiness, davon haben wir nicht nur mehrere Stunden übertragen, sondern auch direkt vor Ort anmoderiert. Wir waren auf dem roten Teppich beim Echo, ich glaube sogar als Einzige neben der ARD, die es ja übertragen haben. Ich habe eine Woche im Bett gelegen, zur Thematik Frieden, was damals auch Yoko Ono und John Lennon gemacht haben. Wir haben schon so viele Experimente gemacht, die auch super gut ankamen und wo ich auch dachte: „Es ist so geil, du kommst hier an und kannst Dinge auch wirklich mal ausprobieren.“. Es ist echt cool, manchmal muss ich auch in mich gehen und dann mal überlegen: „Ok, du hast hier wirklich viele Möglichkeiten“.
Sie sind Teil einer ganz neuen Generation Moderatoren. Melissa Khalaj hat es schon zur «Big Brother Late Night» auf sixx geschafft.
Genau, da sieht man auch wieder, dieses Format, das sie gemacht haben, war auf Interaktion mit dem Publikum über das Internet ausgelegt. Bei sixx haben sie sich dann gedacht: „Wer sind die Experten, die sich damit auskennen? – Joiz! Dann fragen wir doch mal, ob wir uns eine Moderatorin ausleihen dürfen.“ Da merkt man auch, dass nicht nur die Zuschauer, sondern auch diverse Medien ein Auge auf uns geworfen haben.
Wie geht es für Sie weiter? Planen Sie ein neues Format, eventuell eine Beschäftigung bei einem anderen Sender?
Man merkt natürlich, dass die Augen auf einen gerichtet sind, aber ich bin einfach froh über diese beiden Formate, die ich habe und will diese auch weiter machen und meine tolle Zeit hier nutzen, um mein Profil weiter zu schärfen. Mal sehen, was die Zeit bringt, aber erst mal bin ich hier absolut glücklich und genieße die Zeit, aber falls man mich einmal ausborgen möchte, habe ich auch nichts dagegen. Für mich bleibt Joiz aber weiterhin die Heimat, wo man sich austoben kann. Ich bin mir sicher, dass es auch hier noch weitere Formate geben wird. Ich habe hier die Möglichkeit, etwas aufzubauen, das möchte ich gar nicht aufgeben. Ich komme direkt aus dem Studium und habe die Chance, meine eigene Persönlichkeit vor der Kamera zu entwickeln und bin absolut glücklich hier.
Vielen Dank.