Nach einiger Kritik seitens verschiedener Medien bezog nun auch die «Tagesschau»-Redaktion Stellung bezüglich der Ukraine-Berichterstattung und übt Selbstkritik.
Bei vielen Beobachter löste die
«Tagesschau» in der jüngeren Vergangenheit Unmut aus, als die Nachrichtensendung über den Ukraine-Konflikt berichtete und sich dabei in den Augen vieler bewusst auf eine Seite schlug. Unlängst beteiligte sich auch der ARD-Programmbeirat in ungewohnter Deutlichkeit, nachdem die Kritik seitens der Zuschauer zu laut wurde, um diese zu ignorieren. Die Berichterstattungen würden teilweise voreingenommen wirken und seien "tendenziell gegen Russland und die russischen Positionen gerichtet", so zitierte
Telepolis, dem das Protokoll der Programmbeiratssitzung vorlag. Insbesondere habe man zu wenige Differenzierungen vorgenommen, die aus einer gründlichen Recherche hervorgegangen wären. Dass diese Kritik nicht spurlos am «Tagesschau»-Team vorbeigeht, zeigte die Redaktion nun in einem Beitrag des «Tagesschau»-Blogs, der aus einer Sitzung der rund 30 Redakteurinnen und Redakteure der News-Sendung hervorgeht. Darin übt Chefredakteur Kai Gniffke (Foto) Selbstkritik und spricht von einem "Echo von bislang unbekanntem Ausmaß" seitens der Fernsehzuschauer.
Im Blog-Beitrag distanziert sich Gniffke vehement von Vorwürfen, die von einer gezielten "Desinformation oder beabsichtigten Manipulation von Informationen in der
«Tagesschau»" ausgingen. "Wir haben stets nach bestem Wissen und Gewissen sowie sorgfältiger Recherche berichtet. Es gibt keinen Grund, sich für Fehler zu entschuldigen oder in der Berichterstattung nun gar 'gegenzusteuern'", so Gniffke weiter. "Mit dem Wissen von heute hätten wir manchen Akzent anders gesetzt und manche Formulierung anders gewählt. Hinterher ist man halt schlauer", bedauert der «Tagesschau»-Chefredakteur Teile der Beiträge und konkretisiert: "Vielleicht hätten wir rechte Gruppierungen in der Ukraine früher thematisieren sollen."
Man hätte für eine ausgewogenere Berichterstattung sorgen können, hätte man die russischen Interessen vermehrt für den deutschen Zuschauer "übersetzt". Gniffke nennt hierbei beispielsweise ein noch kritischeres Hinterfragen der NATO-Position. Die Korrespondentinnen und Korrespondenten nimmt Gniffke ausdrücklich in Schutz: "Sie haben unter physisch und psychisch äußerst strapaziösen Bedingungen hervorragende Arbeit geleistet. Sie haben zu jeder Zeit gewissenhaft recherchiert. Dabei ist klar, dass die Recherche auf Seiten der Separatisten zeitweise nicht möglich war und die Informationen der ukrainischen Seite interessengesteuert waren." Um Abhilfe vor weiteren tendenziösen Beiträgen zu schaffen, zieht Gniffke Bilanz: "Wir sollten noch klarer offenlegen, wenn wir etwas nicht (!) wissen."