Die ZDF-Nachrichtenredaktion steht vor einem Problem: Während «heute» insgesamt gut abschneidet, hapert es an jüngeren Zuschauern. Denen soll eventuell bald nachts die Welt auf sie zugeschnitten näher gebracht werden.
Es war ein klares Signal der Ministerpräsidenten: Als diese vergangenen Freitag votierten, dass das geplante neue Jugendprojekt von ARD und ZDF ausschließlich im Netz beheimatet sein wird und eben nicht auch als TV-Sender kommt, wurde den mitunter angeblich wirren Plänen der Intendanten ein Riegel vorgeschoben. Von manchen war Bedauern zu vernehmen, einige aber schienen ob der Entscheidung der Volksvertreter alles andere als sauer. Klar ist: Sowohl ARD als auch ZDF haben nun die Chance und auch die Pflicht, sich in ihren Hauptprogrammen wieder mehr um das junge Volk zu kümmern. Darunter fallen natürlich vor allem die Informationsangebote – doch darum steht es vor allem im Zweiten nicht allzu toll.
Seit Monaten schon wird an der Hauptnachrichtensendung
«heute» (zu sehen immer um 19 Uhr) justiert und verbessert. Menschen zwischen 14 und 49 Jahren kommen dennoch nicht in Strömen zu dem Format, dessen Hauptanchor nun der vergleichsweise junge Christian Sievers (Foto) ist. Im Hintergrund will die neue Redaktionsleitung zudem etwas mehr Einordnung bieten. „Wenn wir es schaffen, den Zuschauern diese wilde Welt ein bisschen einzuordnen, einen roten Faden durch den Nachrichtentag zu ziehen und dabei alles Wichtige gut verständlich abzubilden, bin ich glücklich und zufrieden,“ erklärte Sievers zu seinem Amtsantritt. Seit Anfang September und somit seit dem Start dieser TV-Saison schafften es nur sechs Ausgaben der Traditionssendung des Zweiten auf einen überdurchschnittlichen Marktanteil. Sechs Stück landeten sogar bei weniger als vier Prozent Marktanteil, einmal wurden gar nur genau drei Prozent ermittelt.
Die Entwicklung der «heute»-Sendung stagniert – ganz im Gegenteil zum «heute-journal», das schon seit Jahren das eigentliche Aushängeschild der ZDF-Nachrichtenredaktion ist. Marietta Slomka und Claus Kleber erfreuen sich hier größter Beliebtheit, weil sie den News nicht nur mehr Platz geben, sondern sie auch einordnen und erklären. Auf dem Regelsendeplatz um 21.45 Uhr schafften es im Vergleichszeitraum 22 Sendungen auf einen überdurchschnittlichen Wert, im besten Fall kletterten die Quoten auf nahezu zehn Prozent Marktanteil.
Ausrutscher nach unten gab es eher wenige, im miesesten Fall standen 4,7 Prozent Marktanteil zu Buche. Das Erfolgsrezept des «heute-journals» lässt sich aber nicht auf «heute» ummünzen. Die Verantwortlichen stecken in der Klemme, dürfen nicht zu viel ändern, um die vielen älteren Zuseher nicht zu vergrätzen. Denn: Beim Gesamtpublikum kommt das Format durchaus noch auf mehr als vier Millionen Zuschauer – in der Spitze werden hier 19,8 Prozent Marktanteil ermittelt. Und im Gesamtmarkt sind es auch nur vier «heute»-Ausgaben, die den ZDF-Schnitt in den vergangenen knapp zwei Monaten verfehlten.
So erscheint es auch logisch, dass die radikale Verjüngungskur derzeit an anderer Stelle geprüft wird. Angeblich gibt es auf dem Lerchenberg Pläne
«heute-Nacht» zu einem Format für junge News-Fans zu machen. Die Nachrichten laufen nach dem «Markus Lanz»-Talk, meist also gegen Mitternacht, mit unter aber auch einige Minuten später. Dass die Reichweite der Sendung entsprechend meist bei Weniger als einer Million Menschen liegt, dürfte dem ZDF gelegen kommen. So können die Änderungen vor einem kleineren Kreis getestet werden. Mit Catherine Vogel, Carsten Rüger und Andreas Klinner dürfen dort schon eher jüngere Anchor die Meldungen verlesen.
ZDF-Chefredakteur Peter Frey nennt die die „40er“, denen nun die wichtigen Aufgaben zukommen. Bald aber schon wird er sich auch über die 30er Gedanken machen müssen, denn schließlich gehören auch Menschen der durchaus noch geburtenstarken Jahrgänge der 80er gute öffentlich-rechtliche Nachrichten, die auch auf sie zugeschnitten sind.