Wilde Partynächte, prominente Darsteller und Hangover im Zweiten

In der stark besetzen Komödie «Wir machen durch bis morgen früh» werden Erinnerungen an die «Hangover»-Reihe wach.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Fahri Yardım («Mann tut was Mann kann») als Ali Struttmann, Heike Makatsch («Hilde») als Melanie Struttmann, Armin Rohde («Das Sams») als Rocky Harkensen, Matthias Koeberlin («Der Klügere zieht aus») als Mike Schulz, Christina Hecke («Die Frau, die sich traut») als Emma Schulz, Katja Danowski («Herr Lehmann») als Loretta Simone, Max Simonischek («Am Hang») als Georgie Wummer, Nicholas Ofczarek («Jesus liebt mich») als Jan-Ole Behmann, außerdem Tedros Teclebrhan («Teddy's Show») und Tetje Mierendorf («Mein großer, dicker, peinlicher Verlobter») in Gastrollen


Hinter den Kulissen:
Regie: Lars Becker, Buch: Daniel Schwarz, Thomas Schwebel und Lars Becker, Musik: Hinrich Dageför, Kamera: Andreas Zickgraf, Schnitt: Dirk Grau und Sanjeev Hathiramani, Produktion: Network Movie

Wenn Frauen ihre Männer für ein Wochenende mit den gemeinsamen Kindern alleine lassen, um es sich einfach mal gut gehen zu lassen, dann geht alles drunter und drüber. Denn: Obwohl sie ein gutes Herz haben, wollen auch die Herren der Schöpfung nicht auf ihr bisschen Genuss verzichten. Auf dieses einfache Gebilde könnte man die Komödie «Wir machen durch bis morgen früh» herunterbrechen, die am Montag zur besten Sendezeit im Zweiten zu sehen ist. Diese zu kurz geratene Inhaltsangabe wird allerdings dem tatsächlichen Machwerk schon alleine deshalb nicht gerecht, weil das prominente Ensemble viel mehr hergibt. Nur selten sieht der Zuschauer einen Fernsehfilm, der derart hochkarätig besetzt ist: Heike Makatsch und Fahri Yardım spielen die Hauptrollen, Armin Rohde eine nicht unbedeutende Nebenrolle, dazu kommt unter anderem noch Matthias Koeberlin. Und auch in den kleineren und kleinsten Rollen finden sich durchaus bekannte Namen: Neben Tedros Teclebrhan ist so zum Beispiel Tetje Mierendorf mit am Start.

Doch nicht nur, dass der Film mit prominenten Namen besetzt ist, nein, die Darsteller spielen ihre Charaktere sogar auch noch gut. Das Zusammenspiel funktioniert bis tief in die Nebenrollen hinein, weshalb das Zuschauen einfach Spaß macht. Erzählt wird die Geschichte von Ali (Fahri Yardım), der seiner Frau Melanie (Heike Makatsch) seit der Geburt des ersten gemeinsamen Kinds Bobby nicht mehr so wichtig zu sein scheint. Außerdem muss sich Ali immer wieder Kritik gefallen lassen, weil er als Nachfolger von Melanies Vater das Fliesencenter übernommen hat, aber nicht wirklich in der Materie drinsteckt. „Er kommt nicht von der Fliese“, wie Melanie nicht müde wird zu betonen. Um mal auf andere Gedanken zu kommen, wollen Melanies Freundinnen sie für ein Wochenende nach Ibiza entführen, während die Männer denken, es ginge auf Kulturreise nach Österreich. Als die Herren nun der festen Überzeugung sind, sie seien ihre Frauen los, weil der Flieger nach Salzburg gestartet ist, müssen die Damen feststellen, dass ihre Maschine nach Ibiza nicht starten wird. Kurzerhand beschließen sie die Nacht in Hamburg zu verbringen. Vater Ali wirft gleichzeitig seine guten Vorsätze schnell über Bord, als seine Jungs ihn dazu überreden nur schnell ein Bierchen mit ihnen zu trinken. Und so entgleitet das ganze Geschehen in jeder Hinsicht, bis Ali schließlich vom Kiez-König (Armin Rohde) entführt wird, weil die Fliesen rutschig waren.

Dass Spannung nun nicht die Kernkompetenz des Machwerks ist, wird an dieser Stelle kaum mehr überraschen. Dass es auf eine hochnotpeinliche Zuspitzung der Situation und auf ein letztendliches Aufeinandertreffen der weiblichen und der männlichen Protagonisten zuläuft, ist wohl allein beim Lesen der Inhaltsangabe offensichtlich. Dadurch ist der Film aber keineswegs weniger lustig. Der Humor der Produktion schwankt zwischen kuriosem Lacher, Slapstick und subtilem Witz und deckt alle Bereiche gleichmäßig und auf angenehme Art und Weise ab – eine tatsächlich mehr als gelungene Mischung.

Und auch rein optisch hebt sich «Wir machen durch bis morgen früh» vom üblichen ZDF-Fernsehfilm ab. Die Produktion sieht eher aus, wie ein besserer deutscher Kinofilm, als eine verhältnismäßig günstige TV-Produktion. Der nette und moderne Soundtrack, der zugegebenermaßen nicht wenig chartaffin ist, tut sein übriges dazu.

Ein wenig schmerzhaft und nicht besonders glaubwürdig ist es vielleicht, dass die Figur von Heike Makatsch in einigen Situationen allzu offensichtliche (und zugleich handlungstragende) Probleme nicht bemerkt. Auffällig ist zudem, dass die Geschichte in vielerlei Varianten schon einmal erzählt wurde. Einer der Männer kommt abhanden, während die Anderen nicht in der Lage sind auf ein Baby aufzupassen. Wem kommt da nicht «Hangover» in den Sinn? Wenn die Parallelen noch nicht genügen: Einer der Kumpels liebt es mit Drogen zu experimentieren. Jetzt zufrieden?

Ein schlichtes Plagiat ist der Film aber dennoch nicht. Und lachen darf man eben durchaus auch. Zum Beispiel wenn absurde Diskussionen über Fliesenputzmittel geführt werden oder der angesprochene Drogenfreund den Boden Hamburgs trotz polizeilichen Verbots in Richtung Niedersachsen verlässt. Zum Ende hin hat der Zuschauer allerdings ein Stück weit das Gefühl, dass die Autoren ein wenig zu früh in die Kaffeepause gegangen sind. Irgendwie fehlt hier jeglicher Twist und die Story tröpfelt eher aus.

Anspruchsvolle Kost ist der Film alles in allem natürlich nicht, aber das ist auch keineswegs die Intention der Produzenten. Schön, um ihn nebenbei zu genießen oder sich gemütlich mit Chips auf die heimische Couch zu lümmeln ist «Wir machen durch bis morgen früh» aber allemal. Nur wenn der Zuschauer dann am Ende abschaltet, ist das eben leider auch kein großes Problem: So wirklich verpassen tut man nichts. Schade ist das, weil der Beginn so vielversprechend war. Gerade das starke Ensemble und die ansehnliche Optik sorgen dennoch dafür, dass unter dem Strich ein weit überdurchschnittlicher Fernsehfilm übrig bleibt, den man auch genretechnisch nicht unbedingt im Zweiten erwartet hätte. Wer also sonst deutschen TV-Produktionen nicht gänzlich abgeneigt ist, der darf auch für Heike Makatsch und Co. gerne einschalten. Es tut auch nicht weh. Versprochen.

«Wir machen durch bis morgen früh» ist am Montag, 27.Oktober um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
26.10.2014 11:07 Uhr  •  Frederic Servatius Kurz-URL: qmde.de/73954