Die Produzentin von «The Walking Dead» und «Terminator» stellt sich im Interview einigen Fragen zur erfolgreichsten Kabelserie aller Zeiten.
Themenwoche Halloween
Zwischen dem 27. und 31. Oktober dreht sich bei Quotenmeter alles um Halloween. Dass die Feierlichkeit aus den USA längst in Deutschland angekommen ist, zeigt sich nicht nur an Kürbissen vor Haustüren. Auch die Medienlandschaft ist von Halloween betroffen. Am Montag dreht sich in Popcorn & Rollenwechsel alles um Ausflüge bekannter Regisseure ins Horrorgenre. Am Dienstag lesen Sie ein Interview mit der «Walking Dead» Produzentin Gale Ann Hurd. Bereits am Mittwoch präsentiert fernsehplan.de die TV-Tipps zu Halloween. Der Donnerstag wartet mit 5 Geheimtipps des Horrorgenres auf. Den Abschluss bietet der Freitag mit den zehn besten Halloweenepisoden verschiedener Serien. Und wem jetzt noch der passende Film fehlt, der kann sein Glück bei unserer Halloween-Verlosung ab dem 31.10. versuchen!Sie ist eine der erfolgreichsten Frauen in ganz Hollywood, Gale Anne Hurd griff 1984 das Projekt
«Terminator» auf und machte den Actionstreifen mit Arnold Schwarzenegger zu einem weltweiten Erfolg. Bei den Dreharbeiten lernte sie ebenfalls ihren späteren Ehemann James Cameron kennen. Neben der Fortsetzung folgten in den nächsten Jahren zahlreiche Blockbuster wie
«Aliens – Die Rückkehr»,
«Abyss – Abgrund des Todes» oder
«Armageddon – Das Jüngste Gericht». Im Oktober 2012 wurde Gale Ann Hurd mit einem eigenen Stern auf dem Hollywood Walk-of-Fame für ihre Verdienste geehrt.
Seit 2010 ist sie als ausführende Produzentin der Erfolgsserie
«The Walking Dead» tätig. Die beim Kabelsender AMC laufende Serie jagt von einem Quotenrekord zum nächsten. Die erste Folge der fünften Staffel sahen 17,3 Millionen US-Amerikaner, aus der Zielgruppe stammten dabei rund elf Millionen Zuschauer. In Deutschland ist «The Walking Dead» montags ab 20.15 Uhr auf dem Pay-TV Sender Fox zu sehen. Im Interview stellt sich Gale Anne Hurd einigen Fragen.
Zu «The Walking Dead»: Wie wurden Sie auf das Projekt aufmerksam und was veranlasste Sie, dem Genre neues Leben einzuhauchen?
Ich war immer schon ein Fan der Comicbücher, bereits seit ihrer Erstauflage, ich glaube das war 2003. Ich fand die Geschichte und die Charaktere faszinierend. Ich finde diese anspruchsvollen, teils ausweglosen Szenarien, in denen gewöhnliche Menschen ums Überleben kämpfen immer sehr spannend. Dies zeigt auch eine meiner Lieblingsgeschichten, die von Sarah Connor in «Terminator» oder Ellen Ripley in «Alien». Dies weckte in mir die Idee und den Wunsch die Geschichte zu verfilmen. Leider war es damals nicht möglich, die Rechte zu erwerben. Also ruhte das Projekt für einige Jahre, ohne es je zu vergessen. Vor knapp sechs Jahren versuchte ich es dann einfach noch einmal und erfuhr dann, dass die Verfilmungsrechte zum Verkauf stünden, worauf ich mich umgehend an die Umsetzung machte und das Projekt den Studios vorschlug.
Wie sehen Ihre täglichen Aufgaben bei solch einem Projekt aus?
Wissen Sie, ich bin so etwas wie die Mutter für das komplette Team (lacht). Ich bin Ansprechpartner für die Darsteller, die Crew und die Regisseure. Ich behalte das große Ganze im Blick und versuche, dass alle eine tolle Zeit haben. Ein Großteil der Arbeit für mich, nämlich die Planung der Abläufe, Szenen, Handlung und so weiter liegt dabei schon Wochen zurück. Viele Aufgaben sind allerdings episodenabhängig. Ich kann nicht immer da sein, bin es aber auf jeden Fall, wenn ein neuer Regisseur dabei ist, um ihn willkommen zu heißen und in einige Dinge einzuweihen. Unsere Show unterscheidet sich von den meisten anderen Dramaserien und ist zum Teil sehr aufwendig und kompliziert in der Produktion. Gerade auch, da wir einen großen Cast haben. Gerade wenn dieser noch einmal um neue Figuren ergänzt wird, bin ich am Set. Ich sehe uns als eine große Familie und versuche es zu ermöglichen, dass es allen gut geht und sie sich wohl fühlen.
Sie sagen, dass Sie diese extremen Situationen und die passenden Charaktere sehr schätzen. Wer ist Ihre Lieblingsfigur in der Serie?
Das wechselt sich eigentlich von Staffel zu Staffel ab, aber ich mag eigentlich die Charaktere am Meisten, die die größte Entwicklung nehmen. Das jüngste Beispiel wäre sicherlich Carol. Sie entwickelte sich von einer schwachen und missbrauchten Frau zu einer der wahrscheinlich stärksten Figuren. Sie strahlt nicht nur innere Stärke aus, sondern tritt auf wie eine Kriegerin. Dies ist extrem ungewöhnlich für eine Mutter in ihren 40ern. Sie hat sich bestimmt nie selbst in dieser Situation gesehen, geschweige denn gedacht, dass sie zu all dem fähig ist, wie die komplette Gruppe zu retten. Ich finde dies sehr interessant mit den Vorurteilen und den gesellschaftlichen Normen zu spielen. Die Charaktere müssen heute alle besonders jung oder überdurchschnittlich attraktiv sein, fast wie Models, und dass sie immer die Heldenrolle einnehmen müssen. Carol ist sicherlich das Gegenteil von all dem und schafft es dennoch als Heldin aufzutreten.
Sind Sie von dem Erfolg der Serie noch immer überrascht? Hätten Sie mit solch einem popkulturellen Phänomen, wie es «The Walking Dead» mittlerweile ist, gerechnet?
Die Show überrascht auch mich immer wieder. Wir starteten gerade in die fünfte Staffel und dies so erfolgreich, wie keine Kabelserie vor uns, eine absolute Seltenheit, zumal die meisten Serien im Verlauf ihrer Staffeln immer weiter an Zuschauern verlieren. Das kommt bei uns nicht vor, gerade da bei «The Walking Dead» immer etwas Neues passiert. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Zuschauer aus, da sie permanent gereizt und unterhalten werden, ohne dass die Spannung abfällt. Die wichtigste Sache ist jedoch, für alle Beteiligten, dass wir dies zur Seite stellen und nicht darüber nachdenken, um so die bestmögliche Sendung zu machen. Wir unterwerfen nicht jede Story unzähligen Gedankengängen, um sie so kaputt zu denken. Wir verlassen uns auf unsere Instinkte und versuchen, das Interesse bei den Zuschauern hoch zu halten.
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Keine Figur bleibt konstant gleich, sie werden immer wieder herausgefordert und haben die Möglichkeit zu wachsen.
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«The Walking Dead»-Produzentin Gale Anne Hurd über die Entwicklung der Figuren
Was macht ihrer Meinung nach «The Walking Dead» zu so etwas besonderem? Und wie schaffen Sie es sich mit jeder Staffel zu steigern ohne dabei zu übertreiben?
Ein wichtiger Bestandteil sind sicherlich die Comicbücher von Robert Kirkman, die als Grundlage dienen. Seine Geschichten und Charaktere sind das Rückgrat unserer Serie. Offensichtlich nehmen wir uns die künstlerische Freiheit etwas abzuändern oder Figuren in die Serie zu schreiben, die im Comicbuch nicht existieren, wie Daryl Dixon. Aber dies gewährt uns auch die Möglichkeit die Figuren dreidimensionaler darzustellen und sie sich weiterentwickeln zu lassen. Keine Figur bleibt konstant gleich, sie werden immer wieder herausgefordert und haben die Möglichkeit zu wachsen. Wir versuchen es, auch wenn es uns nicht immer gelingt, auch den neuen Figuren eine größtmögliche Hintergrundgeschichte zu geben. Gerade Staffel fünf wird Abraham und Eugene mehr Rampenlicht als die vorherige Staffel geben. Dafür nehmen wir uns ganz einfach die Zeit, um jeden einzelnen Charakter zu entwickeln.
Staffel fünf ist gerade in den USA so erfolgreich gestartet wie noch nie eine Serie im Kabelfernsehen zuvor. Wo führt das Ganze noch hin?
Wir denken, es ist wichtig nicht darüber nachzudenken. Der Moment, in dem man anfängt, sich über solche Dinge Gedanken zu machen, ist der Moment, in dem man das Wesentliche aus den Augen verliert. Dies beeinflusst die Show in einer negativen Art und Weise. Also lassen wir es einfach. Wir haben uns einen eigenen Mikrokosmos geschaffen, wir filmen etwa eine Stunde südlich von Atlanta und leben dort nur für das Projekt und versuchen, nichts zu zerdenken. Gerade dann hat man die Möglichkeit die besten Geschichten mit den tollsten Charakteren zu erzählen. Dies erhöht auch die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs.
Können Sie den Lesern vielleicht einen kleinen Ausblick geben was sie in Staffel fünf erwartet?
Nun ja, lassen Sie es mich so sagen, die Gruppe hat eine Mission und befindet sich nun auf dem Weg. Das Ziel ist definitiv Washington D.C., doch das sagt nichts über den Weg dorthin aus. Außerdem werden wir schon bald erfahren, was mit Beth passiert ist und wo sie ist.
Vielen Dank für das Interview.