Von wegen Abwärtstrend: Die Kölner setzten sich beim jungen Publikum wieder deutlich von ProSieben ab. Beim Gesamtpublikum übertrumpfte man zudem das bemerkenswert schwache Erste Deutsche Fernsehen.
Viel zu jubeln hatte RTL in jüngster Zeit nicht mehr, doch der Oktober dürfte den Kölnern endlich einmal wieder Hoffnung machen. Mit den EM-Qualifikationsspielen der deutschen Nationalmannschaft stellte der Sender nach langer Zeit wieder die erfolgreichsten Ausstrahlungen eines Monats, wobei vor allem die jeweils zweiten Halbzeiten mit 11,99 Millionen und 40,9 Prozent (gegen Irland) bzw. 11,33 Millionen und 39,4 Prozent (gegen Polen) herausragten. An dritter Stelle rangierte die «Tatort»-Folge «Blackout» mit 10,40 Millionen, bevor die jeweils ersten Halbzeiten mit rund zehn Millionen folgten. Der «Tatort» wiederum verpasste mit 9,42 und 9,29 Millionen zweimal eine zweistellige Millionen-Reichweite recht deutlich. Die erfolgreichste ZDF-Ausstrahlung war die Champions-League-Übertragung zwischen Galatasaray Istanbul und Borussia Dortmund, die auf 8,21 Millionen Menschen zu verweisen hatte. RTL durfte sich allerdings auch über das Abschneiden von «Wer wird Millionär?» und «Bauer sucht Frau» freuen, die vier- bzw. dreimal Reichweiten weit oberhalb der Fünf-Millionenmarke erreichten.
Auch bei den jüngeren Zuschauern waren Fußball und «Tatort» dominant, davon abgesehen holte die Free-TV-Premiere von «Ted» mit 2,88 Millionen die höchste Zuschauerzahl. Da der Streifen jedoch am generell sehr stark frequentierten Sonntagabend gezeigt wurde, fiel der Marktanteil mit 20,9 Prozent Marktanteil nicht ganz so beeindruckend aus wie bei «The Voice of Germany», dessen acht Ausgaben bei ProSieben und Sat.1 zwischen 21,0 und 25,8 Prozent bei bis zu 2,87 Millionen generierte. Stärkster ProSieben-Blockbuster war «The Amazing Spider-Man» mit 2,47 Millionen jungen Zuschauern und tollen 20,0 Prozent.
Aber auch die kleineren Sender hatten auf einige Hits zu verweisen: Bei VOX schafften zwei «Die Höhle der Löwen»-Ausgaben, «Grill den Henssler» und «Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile.» zur Primetime den Sprung über die Zehn-Prozentmarke, bei RTL II immerhin eine Folge von «Die Geissens». Die Europa-League bei kabel eins kam derweil noch nicht über 8,3 Prozent der Zielgruppe hinaus, erreichte allerdings dank Borussia Mönchengladbach mit 2,50 und 2,37 Millionen die höchsten Gesamt-Reichweiten des gesamten Monats bei den drei Kleinen. Auch die Marktanteile waren mit 10,6 und 10,2 Prozent herausragend. Ebenfalls eine Erwähnung wert ist die «The Walking Dead»-Programmierung bei RTL II, die am Spätabend und in der Nacht regelmäßig zweistellige Werte erzielt.
Alle Zuschauer (Oktober 2014)
ALLE ZUSCHAUER (OKTOBER)
11,1
11,3
12,3
12,5
11,5
10,0
3,9
3,9
5,5
5,6
8,5
8,6
5,9
5,9
3,8
3,9
Marktanteile in % | Oktober 2014 gegenüber September 2014
Das ZDF knüpft nahtlos an die Leistung der Vorsaison an und holt sich wenig überraschend auch im Oktober wieder den Gesamt-Sieg. Mit 12,3 Prozent büßen die Mainzer aber minimal gegenüber dem Vormonat ein, als 12,5 Prozent auf dem Papier standen. Die größte Überraschung folgt bereits auf Platz zwei, wo sich das zuletzt so schwach auftretende RTL mit deutlichem Abstand vor Das Erste positionieren kann. Mit 11,5 Prozent steht der zweitstärkste Wert in diesem Kalenderjahr zu Buche, einzig im Dschungelcamp-dominierten Januar lief es mit 12,8 Prozent noch deutlich besser. Ab Februar kamen die Kölner hingegen nie mehr über 10,6 Prozent hinaus, was den Erfolg umso bemerkenswerter macht. Allerdings lief es im Oktober 2013 mit 11,7 Prozent sogar noch etwas besser - weshalb nicht auszuschließen ist, dass die Werte in naher Zukunft wieder etwas fallen. Verlierer des Monats ist zweifelsfrei das Erste Deutsche Fernsehen, das nach einem schwachen Saison-Auftakt mit 11,3 Prozent sogar noch weiter auf 11,1 Prozent zurückfällt. Seit der TV-Saison 2003/04 (ab hier liegen uns konkrete Monats-Marktanteile vor) unterschritt die öffentlich-rechtliche Anstalt nie die Marke von 11,2 Prozent - womit die Quoten-Enttäuschung durchaus einen historischen Anstrich erhält.
Bei Sat.1 kann man derzeit durchaus zufrieden sein, scheint es doch erst einmal gelungen, den konsequenten Abwärtstrend der vergangenen Jahre beendet zu haben. Mit 8,5 Prozent ist man dem Fernziel Zweistelligkeit zwar noch immer weit entfernt, doch zwischenzeitlich lag man in diesem Kalenderjahr bereits unter acht Prozent aller Fernsehenden. Äußerst souverän präsentiert sich nach wie vor auch ProSieben, das mit 5,9 Prozent auf ähnlichem Niveau rangiert wie zuletzt. In der Vorsaison kam man zwischen September und Dezember stets auf genau 6,0 Prozent im Monatsmittel - rutschte in der zweiten Saisonhälfte allerdings auf nur noch etwa fünfeinhalb Prozent ab. Wenig Spektakel gibt es auch bei VOX, RTL II und kabel eins, die allesamt auf solidem, aber nicht überragendem Niveau rangieren.
Durch die erneuten Zugewinne von RTL sieht auch die Gesamtbilanz für die acht großen Fernsehsender etwas freundlicher aus als zuletzt, mit 62,5 Prozent steigert man seinen Marktanteil zum zweiten Mal in Folge deutlich. Im August war man erstmals überhaupt unter die 60-Prozentmarke gefallen, bevor im September mit 61,5 Prozent der zweitschwächste Wert der Geschichte verbucht wurde.
14- bis 49-Jährige (Oktober 2014)
14- BIS 49-JÄHRIGE (OKTOBER)
6,2
6,3
5,8
6,2
14,6
12,9
6,7
6,4
7,0
7,4
9,8
9,5
11,6
11,8
5,3
5,6
Marktanteile in % | Oktober 2014 gegenüber September 2014
MA-Entwicklung RTL (14-49 Jahre)
- 06/14: 10,6%
- 07/14: 11,5%
- 08/14: 12,0%
- 09/14: 12,9%
- 10/14: 14,6%
So erfolgreich war RTL schon lange nicht mehr: Mit 14,6 Prozent legt man nicht nur um knapp zwei Prozentpunkte zu, sondern überschreitet erstmals seit Januar wieder die 14-Prozentmarke - wobei man von den damals erzielten 17,5 Prozent doch noch ein gutes Stück entfernt liegt. So problematisch auch die Gesamtentwicklung des Privatsenders auch sein mag, hat man sich nach dem desaströsen Abschneiden im Juni bereits zum vierten Mal hintereinander deutlich steigern können (siehe auch Infobox). Bei ProSieben hingegen herrscht Stagnation auf hohem Niveau: Nach 11,8 Prozent zuletzt fällt man leicht auf 11,6 Prozent zurück, womit man noch immer zufrieden sein kann, schließlich wurden zwischen Januar und Juli nie mehr als 11,2 Prozent verzeichnet. Die im August auf 0,2 Prozent herangerückte Konkurrenz ist allerdings mittlerweile wieder um drei Prozentpunkte davongeeilt.
Wieder näher kommt dafür Schwestersender Sat.1, das mit 9,8 Prozent nur um Haaresbreite den erneuten Sprung in die Zweistelligkeit verpasst. Schon im August erreichte man - nicht zuletzt dank «Promi Big Brother» - erstmals seit fast zwei Jahren wieder zehn Prozent und kam zuletzt mit 9,5 Prozent auch auf ein ordentliches Niveau. Angesichts der Tatsache, dass man alleine im Jahr 2014 bereits vier Mal die Neun-Prozentmarke verfehlte, können die Programmverantwortlichen aktuell recht zufrieden sein. Bei VOX schaut es diesbezüglich etwas anders aus, obwohl man zuletzt einige positive Schlagzeilen machte. In der Breite war das Aufgebot der Programmstation allerdings nur noch ausreichend für 7,0 Prozent, womit man sich gegenüber den zuletzt möglichen 7,4 Prozent deutlich verschlechterte. Dies war allerdings auch bereits der höchste Wert seit dem vergangenen November, seither kamen nur noch bestenfalls 7,2 Prozent zustande.
In der hintersten Reihe bleibt RTL II vorherrschend, das sich mit 6,7 Prozent klar gegenüber dem Vormonat verbessert und den im April aufgestellten Jahresrekord wiederholt. Die Kollegen von kabel eins fallen allerdings zum zweiten Mal in Folge zurück, nach einem leichten Rutscher von 5,8 auf 5,6 Prozent sind diesmal nur noch 5,3 Prozent drin. Von den WM-Monaten abgesehen war man so schwach zuletzt im September 2012 unterwegs. Die großen öffentlich-rechtlichen Sendestationen blicken ebenfalls auf einen schwachen Monat zurück: Das Erste liegt hier mit 6,2 Prozent vor dem ZDF mit gerade einmal 5,8 Prozent. Die Divergenz zwischen Gesamtpublikum und jüngerer Zuschauergruppe ist bei den Mainzern somit weiterhin groß.
Alles in allem können die Top Acht jedoch auch bei den 14- bis 49-Jährigen auf einen guten Oktober zurückblicken, mit 67,0 Prozent hat man erstmals seit Juli wieder mehr als zwei Drittel aller Konsumenten erreichen können. Im September kam man nicht über 66,0 Prozent hinaus, im August standen gar historisch schlechte 64,9 Prozent zu Buche. Vor den beiden WM-Monaten Juni und Juli hatte man zuletzt im Februar mit 68,1 Prozent die Zwei-Drittelmehrheit erreicht.
Alle Zuschauer (Fernsehjahr)
ALLE ZUSCHAUER (FERNSEHJAHR)
11,2
12,1
12,4
12,9
10,7
11,0
3,9
4,0
5,5
5,3
8,5
8,2
5,9
5,7
3,8
3,8
Marktanteile in % | Sep. 2014 – Okt. 2014 gegenüber Sep. 2013 – Mai 2014
Während in den vergangenen Jahren die beiden großen öffentlich-rechtlichen Anstalten meist recht nah beieinander lagen, läuft es nach aktuellem Stand diesmal auf eine deutliche ZDF-Dominanz hinaus. Mit 12,4 Prozent liegen die Mainzer um über einen Prozentpunkt vor dem Ersten, das mit 11,2 Prozent einen historischen Tiefstwert verzeichnet. Bislang waren die 11,8 Prozent von 2011/12 der schwächste erreichte Wert. Allerdings haben die Programmverantwortlichen noch viel Zeit, diesen Fehlstart zu korrigieren - schließlich sind gerade einmal zwei von neun Monaten beendet. Nur knapp dahinter positioniert sich RTL, das mit 10,7 Prozent jedoch noch nicht ganz an die zuletzt generierten 11,0 Prozent anknüpft. Die Kölner liegen damit noch immer deutlich unterhalb des Niveaus der Vorjahre, bis 2012/13 rangierte man jahrelang zwischen 12,0 und 14,5 Prozent.
Ein vorsichtig positives Zwischenfazit kann auch Sat.1 ziehen, das mit 8,5 Prozent ein wenig oberhalb der zuletzt erreichten 8,2 Prozent liegt - bis 2012 wurden allerdings regelmäßig zweistellige Werte verzeichnet, wovon man doch noch ein gutes Stück entfernt ist. Auch ProSieben verbessert sich auf 5,9 Prozent, in den letzten beiden Saisons wurde die Sechs-Prozentmarke mit 5,6 und 5,7 Prozent jeweils verfehlt. Auf ähnlichem Niveau steigert sich VOX mit derzeit 5,5 Prozent, während RTL II und kabel eins mit 3,9 bzw. 3,8 Prozent nur marginale Veränderungen vorzuweisen haben.
14- bis 49-Jährige (Fernsehjahr)
14- BIS 49-JÄHRIGE (FERNSEHJAHR)
6,2
6,8
6,0
6,3
13,8
14,2
6,5
6,7
7,2
7,1
9,7
9,4
11,7
11,4
5,4
5,6
Marktanteile in % | Sep. 2014 – Okt. 2014 gegenüber Sep. 2013 – Mai 2014
Trotz des guten Oktobers würde sich nach aktuellem Stand der Abwärtstrend von RTL fortsetzen, das mit 13,8 Prozent sogar die miesen 14,2 Prozent der vergangenen Saison unterbietet. Die vorletzte Saison beendete man noch mit 15,4 Prozent, zuvor standen fünf Jahre lang in Folge sogar mindestens 16 Prozent auf dem Papier. Im Gegensatz dazu bedeuten 11,7 Prozent bei ProSieben ein ordentliches Plus gegenüber 11,4 Prozent, womit man aktuell wieder voll im Soll liegt. Seit 2010 wurden stets zwischen elf und zwölf Prozent verzeichnet. Mit gut zwei Prozent Abstand kann man in München zufriedener sein als in Köln - obwohl es zwischenzeitlich so aussah, dass RTL die Marktführung gar verlieren könnte.
Auch bei Sat.1 gibt es aktuell ausreichend Anhaltspunkte, um das eigene Ergebnis positiv auszulegen. Mit 9,7 Prozent steigert sich der Bällchensender gegenüber den zuvor erreichten 9,4 Prozent, auch die 9,6 Prozent aus dem vorletzten TV-Jahr scheinen derzeit schlagbar zu sein. Bis 2012 standen im Saison-Durchschnitt allerdings stets mindestens 10,6 Prozent auf dem Papier. VOX liegt mit seinen 7,2 Prozent auf gewohntem Niveau, seit 2007 wurden stets zwischen sieben und acht Prozent generiert. RTL II kann trotz Verlusten auf nur noch 6,5 Prozent immerhin darauf verweisen, vor den öffentlich-rechtlichen Kanälen zu liegen, die mit 6,2 bzw. 6,0 Prozent schwach wie selten abschneiden. Und kabel eins? Dort herrscht nach aktuellem Stand bestenfalls Stagnation, nach 5,5 und 5,6 Prozent zuletzt steht man derzeit bei 5,4 Prozent. Zwischen 2010 und 2012 knackte der Privatsender dreimal in Folge die Sechs-Prozentmarke.