Dank des Kinostarts von «Interstellar», der neuen Christopher-Nolan-Regiearbeit, ist die Filmpresse voll mit Analysen seiner Filme und Essays über sein Schaffen. Unser Kolumnist kontert mit kalten Zahlen und Fakten.
Die Liste nie zustande gekommener Nolan-Projekte umfasst unter anderem ein Howard-Hughes-Biopic mit Jim Carrey in der Hauptrolle (eingestampft, um nicht mit Martin Scorseses «Aviator» zu konkurrieren), das Historienepos «Troja» (Nolan lehnte den ihm angebotenen Regieposten ab) und eine Verfilmung des Romans «The Keys to the Street» (Nolan fürchtete, sich thematisch zu wiederholen).
Nolan verzichtet bei seinen Filmen auf eine „Second Unit“. Seine Begründung: „Wenn es Einstellungen in meinem Film gibt, die ich nicht zu inszenieren brauche, wozu brauche ich diese Einstellungen dann?“
Der weltweit erfolgreichste Christopher-Nolan-Film ist «The Dark Knight Rises» mit einer Milliarde und 84 Millionen Dollar Einspielergebnis. Sein größter Hit in den USA ist dagegen «The Dark Knight» mit 534,86 Millionen Dollar. Die meisten Zuschauer in Deutschland konnte derweil «Inception» für sich verbuchen: 3.426.456 Eintrittskarten wurden für die Reise in verschachtelte Traumwelten verkauft.
«Interstellar» ausgenommen, bei dem sich der IMDb-Wert noch einpendeln muss, ist der bestbenotete Nolan-Film auf dem populären Filmportal «The Dark Knight» mit einem Durchschnittswert von exakt 9,0 Punkten. Mit 94 Prozent positiven Kritiken ist dies auch seine am höchsten bewertete Regiearbeit bei Rottentomatoes.
Obwohl Christopher Nolans Regiearbeiten allesamt ein gewisses Grundmaß an Anspruch aufweisen, setzt er als Filmzuschauer keine Grenzen zwischen hoher und niedriger Filmkunst. Was eine Produktion seinen Aussagen nach aber haben muss, ist Herzblut. Gegenüber 'The Village Voice' erklärte er im Juli 2010: „Filme sind subjektiv, aber für mich gibt es ein alles vereinendes Prinzip, dass ich, wann immer ich Geld zahle, um im Kino einen Film zu sehen, ich spüren will, dass die Leute, die ihn gemacht haben, davon überzeugt waren, den besten Film aller Zeiten zu machen, und dass sie alles gegeben haben, mit vollem Herzblut dabei waren.“
Christopher Nolan erwähnte über die Jahre mehrfach, gerne einen James-Bond-Film drehen zu wollen, weil er selber Fan der Reihe ist. Sein liebster Teil der 007-Saga gehört jedoch zu den polarisierenden Bond-Einsätzen: Er hat eine große Schwäche für «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» mit George Lazenby und nannte dessen Verquickung aus Action und romantischer Weltsicht als großen Einfluss auf «Inception».
Christopher Nolan bezeichnet sich gegenüber technologischen Fortschritten als aufgeschlossen, was sich unter anderem auch in seinem neusten Film «Interstellar» äußert, den er als Plädoyer für eine Wiederaufnahme der bemannten Raumfahrt intendierte (
siehe auch unsere Kritik zum Film). Dennoch fällt er der Presse primär aufgrund seiner kritischen Aussagen über Technologien auf: Er ist gegen digitale Filmprojektion in Kinos, verwendet möglichst wenig Computereffekte in seinen Projekten und besitzt weder ein Smartphone, noch einen eigenen E-Mail-Account.