Keine Top-Quoten ohne einen Top-Vettel? Die Übertragungen bei RTL verschlechterten sich quotentechnisch in allen Belangen deutlich. Bei Sky gaben die Zahlen nur leicht nach.
Die Deutschen konnten sich die in den vergangenen Jahren in der Formel 1 keineswegs über ihre Piloten beschweren. Die Wachablösung des Rekord-Weltmeisters Michael Schuhmacher übernahm schon früh Sebastian Vettel, der in seiner noch jungen Karriere beachtlich viele Titel einsammelte. Seit 2007 raste der 27-jährige bereits 66 Mal aufs Podest und sammelte 1618 Punkte. Vom Pech verfolgt war Vettel jedoch diese Saison, als sein Red Bull-Bolide des Öfteren Probleme bereitete. Am Saisonende stand ein ernüchternder fünfter Platz für den Weltmeister des Jahres zuvor fest, der Brite Lewis Hamilton schnappte sich die Auszeichnung. Ist also das durchwachsene Abschneiden des Heppenheimers, der in der kommenden Saison für Ferrari startet, hauptverantwortlich für enorme Quoteneinbußen, die vor allem RTL im Rahmen dieser Saison hinnehmen mussten? Immerhin fuhr doch der ebenfalls deutsche Nico Rosberg bis zuletzt um den Titel mit.
Formel1: Quotenmittelwerte seit 2011 (RTL)
- 2011: 40,1% (ab 3) / 37,6% (14-49)
- 2012: 36,8% (ab 3) / 34,9% (14-49)
- 2013: 35,4% (ab 3) / 31,1% (14-49)
- 2014: 30,6% (ab 3) / 26,1% (14-49)
Vielleicht zum Teil kann man die Rückgänge in Bezug auf die Sehbeteiligungen auch einem schwächelnden Sebastian Vettel zuschreiben. Vielmehr stellen die deutlich gesunkenen Quoten der Formel 1-Saison 2014 bei RTL jedoch die Fortsetzung eines kontinuierlichen Zuschauerschwundes dar, der durch schwächere deutsche Piloten als zuletzt nur zusätzlich befeuert wurde. Im Schnitt sahen 2010 und damit in Vettels erster Titel-Saison noch 6,29 Millionen Menschen und 38,2 Prozent der 14- bis 49-Jährigen pro Rennen zu. Jahr um Jahr gaben die Werte ab: 2012 lagen die zuvor diskutierten Zahlen bei 5,58 Millionen und 34,9 Prozent, 2013 bei 5,28 Millionen und 31,1 Prozent (in beiden Jahren feierte Vettel WM-Erfolge). Der bislang deutlichste Rückgang stand jedoch nun im Jahre 2014 fest.
Traditionell stellen die ersten Rennen des Jahres in der Regel auch die beliebtesten Übertragungen dar. Tatsächlich lag der Grand Prix von Australien am 16. März bei 43,3 Prozent aller und 42,2 Prozent der jungen Zuschauer und hielt so ab sieben Uhr morgens die Werte des Vorjahres. Für Sebastian Vettel nahm jedoch bereits dieser Saisonauftakt kein gutes Ende – sein Wagen fiel aus. So nahm das Interesse im Zuge des zweiten Rennens, Ende April in Malaysia, gleich rapide ab. Im Vorjahr verbuchte das Rennen noch immer in beiden wichtigen Altersgruppen deutlich über 40 Prozent, 2014 verfolgten 35,9 Prozent der Zuschauer ab Drei und noch 30,4 Prozent der Jüngeren das Rennen in Südoastasien. Im Rahmen der Grand Prixs, die nicht in die Primetime fielen, lagen die Quoten der RTL-Übertragungen 2013 nur an zwei Tagen unter 30 Prozent, das erste Mal Ende September. 2014 lag im Mai bereits das dritte Rennen in Bahrain in beiden wichtigen Altersgruppen unter dieser Marke: Bei den Werberelevanten standen nur 22,1 Prozent zu Buche, womit die Quote des Auftaktrennens bereits früh schon fast halbiert wurde. Allerdings begann das Rennen erst um 17 Uhr und sah sich so zumindest mit einer härteren Konkurrenz konfrontiert.
Nach einem ordentlichen China-Grand Prix, der es insgesamt wieder über 40 Prozent schaffte, folgte mit dem Wettbewerb in Spanien eine weitere Übertragung, die quotentechnisch in beiden wichtigen Bereichen unter 30 Prozent lag, lediglich 23,5 Prozent junge Rennsportfans schalteten ab 14 Uhr ein. Die traditionsreiche Fahrt über den Asphalt Monacos lag wieder knapp über 30 Prozent, ehe sich die Primetime-Übertragung des Kanada-Rennens erwartungsgemäß schwertat. Mit 17,9 Prozent insgesamt und 16,6 Prozent beim jungen Publikum lief die Übertragung aus Nordamerika immerhin erfolgreicher als im Vorjahr. Während sich der Gesamtmarktanteil daraufhin zwischen Anfang Juni und Anfang September meist knapp über 30 Prozent hielt, musste RTL in der Zielgruppe kämpfen. Dort bewegte sich die Sehbeteiligung etwa auf Höhe von 25 Prozent mit Schlenkern nach oben (27,3 Prozent beim Ungarn-Rennen) und nach unten (24,0 Prozent beim Italien-Rennen). Nachdem das Rennen in Singapur 28,0 Prozent aller und 25,3 Prozent der Jungen unterhielt, steigerte sich der Grand Prix in Japan am 5. Oktober enorm auf 36,5, respektive 29,2 Prozent, gleichwohl es der Rennsport am Morgen ab 8 Uhr leichter hatte. In der Folgewoche gab das Rennen in Russland wieder auf das Singapur-Niveau ab.
Das Rennen in den USA, welches am 2. November erst um 21 Uhr begann, fiel schließlich bei den jungen Zuschauern sogar unter den Senderschnitt, als 12,0 Prozent der 14- bis 49-Jährigen
einschalteten. Auch die 17 Uhr-Übertragung des Rennens auf dem „Interlagos“-Parcour lag mit 19,2 Prozent in der Zielgruppe unter der 20 Prozent-Marke. Der Jahresabschluss in Abu Dhabi sorgte schließlich wieder für 34,2 Prozent bei allen und 28,8 Prozent bei den werberelevanten Zuschauern. Somit verfolgten im Schnitt 4,35 Millionen Menschen ab drei Jahren, von denen rund 1,41 Millionen zwischen 14 und 49 Jahre alt waren, die Rennen – mit Blick auf die häufig wechselnden Sendezeiten besitzen diese Zahlen jedoch wenig Aussagekraft, außer man setzt sie ins Verhältnis zum Vorjahr. Dort waren durchschnittlich noch insgesamt 5,28 Millionen mit von der Partie. Der Gesamtmarktanteil sank von 35,4 auf 30,6 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen gab die Quote von 31,1 Prozent 2013 auf 26,1 Prozent ab. Unter dem Strich deutliche Verluste, an denen RTL zu knabbern haben wird. Allerdings wird es den Rechtevertrag, den RTL aktuell mit der Formel 1 unterhält bereits 2016 nicht mehr geben und die Zahlungen werden günstiger, weshalb auch der Anspruch an die Quote leicht abnehmen wird. Noch immer ist die Formel ein Quotenbringer, bedenklich wird es erst, sollte der Rennsport 2015 erneut in gleichem Umfang abgeben wie in diesem Jahr.
Lesen Sie auf die nächsten Seite die Saison-Bilanz von Sky.
Formel1: Quotenmittelwerte seit 2011 (Sky)
- 2011: 2,0% (ab 3) / 2,2% (14-49)
- 2012: 2,5% (ab 3) / 2,7% (14-49)
- 2013: 3,0 % (ab 3) / 3,6% (14-49)
- 2014: 2,5% (ab 3) / 3,3% (14-49)
Einen derartigen Quotendruck verspürt Sky nicht. Als Pay-TV-Sender lebt das Münchner-Unternehmen auch von den Abonnement-Zahlungen seiner Kunden. So werden die Formel 1-Quoten im Bezahlfernsehen die Stimmung der Verantwortlichen nicht allzu sehr trüben. Zumindest in der Zielgruppe verschlechterte sich die Formel 1 bei Sky prozentual auch nicht in dem Ausmaß, wie es bei RTL der Fall war: Statt 3,6 Prozent wie im Jahr 2013, verzeichnete Sky nun 3,3 Prozent. Auch der Trend über die Jahre hinweg verhält sich anders als beim Kölner Privatsender. Zwischen 2011 und 2013 stieg die Beliebtheit der Formel 1-Übertragungen des Pay-TV-Senders sogar jährlich, außerdem sind bei Sky die Quoten bei den Umworbenen in der Regel höher als beim Gesamtpublikum. Die Zahlen im Jahre 2014 bedeuten erstmals seit dieser Zeit also einen Quotenrückgang.
Doch es eröffnen sich auch Parallelen zu RTL: Auch im Bezahlfernsehen gehörte das erste Rennen in Australien zu den beliebtesten. So lag dort der Gesamtmarktanteil bei 3,6 Prozent, während 4,3 Prozent der 260.000 Interessierten aus der Zielgruppe entstammten. Während der Gesamtmarktanteil im Zuge der nächsten drei Rennen unterhalb drei Prozent lag, folgten nach den 3,2 Prozent der Werberelevanten im Rahmen des Malaysia-Grand Prixs, 3,7 sowie 3,6 Prozent für die Übertragungen aus Bahrain und China. Bemerkenswert war hierbei, dass das Rennen in Bahrain, das erst um 17 Uhr begann, beim jungen Publikum sogar etwas erfolgreicher war als das China-Rennen, dessen Startschuss um 9 Uhr früh fiel, während bei RTL die Berichterstattung aus Bahrain bei den Jüngeren nur etwa 62 Prozent dessen generierte, was in China bei den 14- bis 49-Jährigen feststand.
Ebenfalls nur schwer erklärbar waren die Verluste beim Rennen darauf. Vom „Circuit de Barcelona“ erreichte Sky ab 14 Uhr nur 2,2 Prozent des werberelevanten Publikums – am gleichen Tag schwächelte auch RTL. Nachdem sich das Monaco-Rennen wieder auf 3,6 Prozent steigerte, verbuchte die Primetime-Übertragung aus Kanada nur 1,2 Prozent bei den Umworbenen. In Großbritannien gelangte Sky erstmals seit dem Saisonstart Mitte März am 6. Juli wieder auf 4,0 Prozent. Nach 3,6 Prozent am Hockenheim-Ring stand im Rahmen der Übertragung aus Ungarn mit 4,7 Prozent beim jungen Publikum einer der Saison-Bestwerte fest.
Für die höchste Zielgruppen-Quote der Saison sorgte nach einem ebenfalls starken Rennen in Belgien das Rennen auf dem italienischen Monza-Ring: 4,9 Prozent der Werberelevanten sprangen bei der Veranstaltung heraus, die zu den schwächsten bei RTL gehörte. Dafür generierte danach das Rennen in Singapur mit 2,2 Prozent nur einen ungewöhnlich mauen Wert. Das letzte Mal verbuchte Sky am 5. Oktober in Japan über vier Prozent bei den Jüngeren. Danach erzielte der Wettbewerb in Russland 3,4 Prozent, ehe ab 21 Uhr in den USA nicht mehr als 1,8 Prozent möglich waren. Die beiden letzten Rennen lagen unter drei Prozent bei den jungen Zuschauern. Insgesamt standen so im Schnitt, neben den besagten 3,3 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen, 2,5 Prozent beim Gesamtpublikum fest. Im Mittel schalteten 360.000 Zuschauer ab Drei zur Formel 1 bei Sky, etwa die Hälfte entstammte der Zielgruppe.