Der Fernsehmoderator, der zwischenzeitlich keine Ratespiele mehr sehen konnte, rettete 2014 nicht nur ein neues Quiz vorm Totalausfall, sondern zeigte auch ansteckende Freude an seinem Image als Quizonkel der Nation.
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Ich habe in der Familienaufstellung des deutschen Fernsehens meinen Platz gefunden.
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Jörg Pilawa erklärt, weshalb er wieder mit Freude Quizshows moderiert
Er moderierte unter anderem den Talk «2 gegen 2», die Sat.1-Sportsendung «ran», einen nach ihm benannten Daily Talk, den Kuppelshow-Klassiker «Herzblatt», das ZDF-Zockerquiz «Rette die Million!» und zahlreiche andere Formate: Jörg Pilawa ist längst ein alter Hase im Fernsehgeschäft. Und wie es nahezu jede langlebige Karriere so an sich hat, gab es auch für den Hamburger ein Tief zu verdauen. Der etwa für sein Engagement beim Sat.1-Vorabendquiz «Die Quiz Show» zumeist gelobte Moderator geriet in vergangenen Jahren durch seine konzeptuell austauschbaren Quiz-Events im Ersten und im ZDF zunehmend ins Visier des Feuilletons. Und offenbar verging auch Pilawa die Lust daran, unentwegt vor laufender Kamera Fragen zu stellen: Zwar behielt er durchweg seinen souveränen Stil bei, aber es schlich sich auch der Eindruck lustloser Routine ein.
Wie es sich aber für mediale Erfolgsgeschichten gehört, folgt auf ein Tief auch ein unerwartetes Comeback. Am 12. Mai 2014 lief im Ersten das Vorabendquiz «Quizduell» vom Stapel, und was vorab wie der bemühte Versuch anmutete, ein typisches ARD-Ratespiel durch App-Anbindung zu modernisieren, wurde zu einem geglückten Unfall: Überlastete Server und ein Hackerangriff sorgten dafür, dass sich die Fernsehzuschauer nicht an der als interaktiv beworbenen Show beteiligen konnten. Dies würde im Regelfall den Tod eines jeden Show-Neustarts bedeuten. Doch Pilawa machte aus der Not eine Tugend und improvisierte nicht nur, indem er das Studiopublikum involvierte, sondern sich auch genüsslich über die Tücken der Technik lustig machte.
Diverse Online-Fernsehkritiken der Debütsendung und praktisch einhellig-positives Zuschauerfeedback in den sozialen Netzwerken sorgten daraufhin für ein kleines televisionäres Wunder: Das «Quizduell» wurde nicht als Totalausfall abgestempelt, sondern gelobt. Plötzlich stand der seine Moderatorenrolle endlich wieder sichtbar genießende Pilawa im Mittelpunkt der Diskussion, die Häme über die technischen Probleme geriet dagegen in den Hintergrund. Daher störte es auch nur wenige TV-Freunde, dass erst nach einigen Folgen die App-Anbindung endlich funktionierte. Und so wurde eine Rückkehr der Show nach ihrem geplanten, dreiwöchigen Testlauf zur beschlossenen Sache.
Und Jörg Pilawa? Der 49-Jährige ging darin auf, während der «Quizduell»-Laufzeit auch in Interviews locker und mühelos über die Macken seiner Show und die oft spürbaren Alterserscheinungen der ARD herzuziehen. Im Juli folgte für ihn der konsequente nächste Karriereschritt: Selbstreferentiell und pointiert kündigte er ein neues Format an. Dieses machte es sich unter dem Titel «Quizonkel.tv» zur Aufgabe, innerhalb von drei Ausgaben jeweils ein unkonventionelles Quizshow-Konzept auszutesten. Die Ende August ausgestrahlte Premiere der Show unterstrich das neue Selbstverständnis des Rateshow-Spezialisten: Ein sarkastisches Intro ordnete Pilawa als den Mann ein, den man für seine Quizsendung anheuert, wenn man Günther Jauch nicht bekommt, und generell bestritt Pilawa seine Moderationspflichten mit Humor sowie begeisterungsfähiger Freude an seinen Aufgaben.
Diese wiedergewonnene Lockerheit behielt Pilawa auch außerhalb seines bevorzugten Genres bei. Der Quotenflop «Sing wie Dein Star» litt vielleicht an einer etwas zu langen Sendezeit, der Moderator und Produzent gehörte aber keineswegs zu den Baustellen des schrillen Promi-Gesangswettstreits. Daher ist es nur verdient, dass die Senderverantwortlichen Pilawa nicht für den Misserfolg bluten lassen, sondern einen weiteren Moderationsauftrag zuschustern: Pilawa übernimmt ab Ende Dezember 2014 die «NDR-Quizshow» und beerbt somit Alexander Bommes. Und im Februar geht es dann endlich mit dem «Quizduell» weiter.
Kurzum: Jörg Pilawa bewies in den vergangenen Monaten, dass ein Karrierehoch sowie eine Kurskorrektur des eigenen Images im hiesigen Fernsehgeschäft auch ohne neue Quotenrekorde möglich sind. Der Studienabbrecher empfiehlt sich stattdessen schlicht durch seine neuerliche Ambition und ein gesundes Selbstverständnis als einer der großen Gewinner des Fernsehjahres. Bleibt ihm nur zu wünschen, dass sich 2015 auch wieder ein größeres Publikum von seiner Leistung überzeugt.