Saarbrücken genießt als «Tatort»-Stadt schon seit langem keinen sonderlich guten Leumund mehr. Wird das mit der Feiertagsfolge "Weihnachtsgeld" besser?
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Devid Striesow als Jens Stellbrink
Elisabeth Brück als Lisa Marx
Sandra Steinbach als Nicole Dubois
Hartmut Volle als Horst Jordan
Fanny Krausz als Maria
Florian Bartholomäi als Josef (Jupp)
Gregor Bloéb als King George
Hinter der Kamera:
Produktion: ProSaar Medienproduktion
Drehbuch: Michael Illner
Regie: Zoltan Spirandelli
Kamera: Wolf Siegelmann
Produzent: Martin HofmannVielleicht wird’s ja diesmal was.
Das ist noch die optimistischste Erwartungshaltung, die man an den neuen Saarbrücker «Tatort», den vierten mit Devid Striesows Jens Stellbrink als Hauptfigur, haben kann. Denn nach zwei völlig vergeigten Versuchen, eine Prime-Time-Version eines heiteren Krimis zu erzählen, und einer dramaturgisch
ähnlich misslungenen Kurskorrektur kann man sich, realistisch betrachtet, nicht allzu große Hoffnungen machen.
Nun denn: Während Stellbrink mit seinem Kollegen Horst Jordan am Tag vor Heiligabend eine Tanne über den Weihnachtsmarkt zerrt, sich von einem Taschendieb Handy und Portemonnaie klauen lässt und sich auf den Schock erst mal einen Glühwein einflößt, wird eine junge Frau von King George, dem härtesten Zuhälter des Saarlands, umgefahren. King George donnert mit seiner Prollkarre natürlich möglichst schnell weg vom Tatort, wird dort aber noch von Taxifahrer Teddy gesehen. Zu Hause angekommen, ruft Teddy dann als erstes mit verstellter Stimme im Puff des Unfallfahrers an und erpresst den Zuhälter. Eine ziemlich dumme Idee, meint sein Mitbewohner und Kollege Jupp.
Jupp soll mit seiner Einschätzung recht behalten. Denn wenig später liegt Teddy tot in der gemeinsamen Wohnung, erdrosselt – das hier ist ja ein Weihnachtsfilm – mit einer Lichterkette. Jupp, wie sein ermordeter Freund auch nicht gerade der hellste Typ, will sich daraufhin absetzen, zusammen mit der hoch schwangeren Sizilianerin Maria, die er in seinem Taxi aufgegabelt hat. Die will wiederum den Eltern ihres toten Partners entfliehen. Weit kommen die beiden aber nicht: Bei Maria setzen die Wehen ein und Jupp, bürgerlich Josef, bringt sie zu einer alten Scheune, wo sie entbinden soll.
Unschwer zu erkennen: Das offenkundig Prätentiöse will der Saarbrücker «Tatort» um jeden Preis beibehalten. Jupp und Maria auf Herbergssuche im Saarland – das gehört hier so plump zu einer Weihnachtsgeschichte wie in George Taboris «Frohes Fest». Ansonsten wirkt „Weihnachtsgeld“ dagegen deutlich solider als die drei bisherigen Ausgaben mit Devid Striesow. Denn trotzdessen, dass die aktuelle Folge sicherlich auch aufgrund des Sendeplatzes und ihres dramaturgischen Weihnachtsumfelds heiterer erzählen will als der Durchschnitts-«Tatort», versinken Regisseur Zoltan Spirandelli und Autor Michael Illner einerseits verhältnismäßig selten im Klamauk und kreieren andererseits auch einige wirklich nette Momente. Ein bisschen Weihnachten im Milieu mit einer überzeichneten, klischeehaft skrupellosen Zuhälterfigur, deren Garstigkeit und psychologische Abgründe aber nicht narrativer Ausgangspunkt und Untersuchungsfeld, sondern zumeist Zielscheibe von Witzen sind. Ein bisschen Taschendieberei auf dem beschaulichen Weihnachtsmarkt. Ein biederer Polizistenchor auf der Wache. Wenn „nett“ das Kriterium ist – „Weihnachtsgeld“ erfüllt es.
Wem „nett“ auch an Weihnachten nicht reicht, der wird freilich viele, viele Albernheiten finden, viele Unglaubwürdigkeiten und Unschlüssigkeiten, einen Jens Stellbrink, der zu sehr darauf reduziert wird, möglichst lustig mit seinem Schrottmotorrad durch ein beschauliches Städtchen zu fahren, der wird sich an Lisa Marx‘ zur Schau gestellter Süffisanz stören und an Elisabeth Brücks zu eintönigem, unengagiert wirkendem Spiel.
Früher war jedenfalls mehr Lametta…
Das Erste zeigt «Tatort – Weihnachtsgeld» am Freitag, den 26. Dezember um 20.15 Uhr.