Jahresrückblicke 2014: Die Tops und Flops

Ob große Shows, Rankings oder Satire: Das deutsche Fernsehen blickte in den vergangenen Wochen mit unterschiedlichsten Konzepten auf 2014 zurück. An Neujahr nennen wir Gewinner und Verlierer.

«Menschen»-Quoten seit 2010

  • 2010: 6,85 Mio. (21,5% / 17,1%)
  • 2011: 6,00 Mio. (20,1% / 15,3%)
  • 2012: 4,51 Mio. (15,6% / 9,8%)
  • 2013: 4,48 Mio. (14,5% / 9,6%)
  • 2014: 3,28 Mio. (14,5% / 7,7%)
Außer 2014 lief die Sendung stets zur Primetime am Sonntagabend. 2010 moderierte zum zweiten und letzten Mal Thomas Gottschalk, 2011 Hape Kerkeling, seither Markus Lanz.
Das Jahr 2014 endete bekanntlich erst vor wenigen Stunden, doch viele TV-Jahresrückblicke liegen inzwischen bereits fast einen Monat zurück. Besonders hart umkämpft war dabei abermals das Duell zwischen den beiden großen Shows «Menschen» im ZDF sowie «Menschen, Bilder, Emotionen» bei RTL - wo erstgenanntes Format sogar erstmals auf den Freitagabend auswich, um vor der Konkurrenz auf Sendung gehen zu können. Für diesen mutigen Schritt wurden die Mainzer vom Publikum böse abgestraft, gerade einmal 3,28 Millionen sahen am 5. Dezember ab 21:30 Uhr die von Markus Lanz moderierte Show. Damit gingen weit mehr als eine Million Fernsehende im Vergleich zum Vorjahr verloren, der Marktanteil hielt sich mit 14,5 Prozent immerhin konstant. Beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren wurde die Millionenmarke mit 0,66 Millionen deutlich unterschritten, der Marktanteil fiel abermals von 9,6 auf 7,7 Prozent zurück. Damit ist man auf einem vorläufigen Tiefpunkt angekommen, nachdem die Werte seit dem Gottschalk-Abschied 2010 ohnehin seit Jahren rückläufig sind (siehe Infobox).

Auch im Fernduell mit der von Günther Jauch präsentierten RTL-Show musste das Zweite eine deutliche Niederlage einstecken, schließlich kam «2014!» zwei Tage später auf 4,96 Millionen Zuschauer und 16,6 Prozent Marktanteil. Die Sendung steigerte ihre Reichweite um eine knappe halbe Million, der Marktanteil wuchs um 1,3 Prozentpunkte - womit allerdings im Gesamtvergleich der vergangenen Jahre dennoch mit die schwächsten Zahlen überhaupt zu Buche standen. Schließlich wurde die Fünf-Millionenmarke bis 2012 stets geknackt, 2011 wurde aufgrund der Ankündigung, Jauch gebe seine Entscheidung hinsichtlich einer potenziellen «Wetten, dass..?»-Moderation bekannt, sogar eine Traum-Zuschauerzahl von 8,39 Millionen generiert. In der werberelevanten Zielgruppe ging es in diesem Jahr sogar abermals ein Stückchen weiter nach unten, statt 20,0 Prozent wurden nur noch 19,5 Prozent bei 2,35 Millionen verzeichnet. 2012 waren noch 20,6 Prozent drin, in den Jahren 2007 bis 2010 zwischen 20,7 und 24,4 Prozent und 2011 sogar fantastische 29,1 Prozent.

Quotenkönig «Das Quiz»

Seit 2008 läuft die Sendung jeweils in der letzten Dezember-Woche und erreichte mit 6,91 bis 7,04 Millionen die höchsten Zuschauerzahlen in den ersten drei Jahren ihres Bestehens, 2011 und 2012 sahen noch 6,38 bzw. 6,39 Millionen zu. Nur ein einziges Mal lag man damit hinter den großen Jahresrückblicken von ZDF und RTL: Im Jahr 2011 war «Menschen, Bilder, Emotionen» mit 8,39 Millionen deutlich überlegen.
Damit hatten Lanz und Jauch das Nachsehen gegenüber der dritten großen Show, die allerdings erst am 27. Dezember ausgestrahlt wurde. Frank Plasberg moderierte bereits zum siebten Mal «Das Quiz», nach 2008 und 2012 wurde es erneut an einem Samstagabend ausgestrahlt. Mit durchschnittlich 6,28 Millionen Interessenten knüpfte die Mischung aus Quiz- und Spielshow beinahe an die ersten sechs Ausgaben an, die stets auf Reichweiten von über sechs Millionen gekommen waren (siehe Infobox). Im Vorjahr gab es jedoch eine kleine Quoten-Delle auf sehr hohem Niveau, als 5,39 Millionen zu 17,6 Prozent Marktanteil führten - womit auch erstmals die 20-Prozentmarke verfehlt wurde. Auch diesbezüglich trat wieder Erholung ein, großartige 20,5 Prozent standen zu Buche. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurde mit 12,7 Prozent sogar der höchste Marktanteil seit fünf Jahren generiert, nachdem zuletzt zwischen 10,7 und 12,5 Prozent möglich waren. Die Sehbeteiligung lag bei 1,39 Millionen - und damit auf dem Niveau der drei vergangenen Jahre.

Ebenso gut lässt sich auch in Form von Ranking-Shows auf die Geschehnisse der vergangenen Monate zurückblicken. Bei RTL hatte sich «Die ultimative Chart Show» dahingehend etablieren können. Doch die fast vier Stunden lange Show zu den größten Musik-Hits des Jahres entpuppte sich diesmal überraschend als Flop: Gerade einmal 2,00 Millionen Menschen sahen dabei zu, wie sich Helene Fischer atemlos in die Nacht sang. Mit miesen 7,8 Prozent des Gesamtpublikums sowie 11,5 Prozent der Zielgruppe war die Show so erfolglos wie nie zuvor mit diesem Thema. In den vergangenen sieben Jahren wurden stets Zuschauerzahlen zwischen 2,56 und 3,43 Millionen verzeichnet, die Zielgruppen-Marktanteile lagen bei ungleich besseren 15,7 bis 23,2 Prozent. Da das von Oliver Geissen präsentierte Format aber ohnehin immer deutlichere Abnutzungserscheinungen erkennen lässt, steht dessen Fortsetzung auf wackligen Beinen.

Big Picture? No Picture!

Auf Platz neun des Jahresrankings von «Galileo Big Pictures» befand sich diesmal gar kein Bild. Die Redaktion hatte hier die Terror-Vereinigung "Islamischer Staat" platziert, wollte deren Propaganda allerdings bewusst nicht mit einer Zurschaustellung der zahlreichen Gräueltaten unterstützen.
Deutlich erfolgreicher präsentierte sich hier schon Sonja Zietlow in «Die 25 stärksten Fernsehmomente 2014», das am Mittwoch, den 17. Dezember, auf 3,13 Millionen Zuschauer und akzeptable 10,3 Prozent Marktanteil gelangte. Während sie hier minimale Verluste gegenüber dem Vorjahr hinnehmen musste, reichten 1,74 Millionen Werberelevante für eine leichte Marktanteil-Steigerung von 14,9 auf 15,8 Prozent. Gegenüber den 13,7 und 20,1 Prozent bei 4,34 Millionen aus dem Jahr 2012 sieht man allerdings recht alt aus - auch zwischen 2008 und 2011 kamen die besten TV-Momente des Jahres stets auf mehr als vier Millionen Fernsehende. Auch «Galileo Big Pictures» kam mit seinen Bildern des Jahres nicht mehr an die Werte der Vorjahre heran. Mit 1,72 Millionen Zuschauern gingen zwar gute 6,1 Prozent Marktanteil einher, allerdings waren seit der Erstausstrahlung 2009 zuvor stets weit mehr als zwei Millionen Menschen mit dabei. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden gute 12,5 Prozent bei 1,23 Millionen verzeichnet, im Vorjahr standen noch 14,4 Prozent zu Buche - und in den ersten vier Jahren verfolgten sogar noch zwischen 15,5 und 16,4 Prozent die Zusammenstellung an symbolträchtigen Schnappschüssen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie sich die zahlreichen satirischen Rückblicke schlugen. Und wie erging es eigentlich «Album 2014» und dem neu aufgelegten ARD-Jahresrückblick?

Bemerkenswert üppig war das Aufgebot an Jahresrückblicken im Bereich Satire. Den Anfang machte hier Dieter Nuhr im Ersten, der am 18. Dezember wie schon in den beiden Vorjahren gegen 23 Uhr auf Zuschauerjagd ging. Mit 2,22 Millionen Zuschauern und 13,7 Prozent Marktanteil war sein einstündiges Stand-Up ähnlich erfolgreich wie in den beiden Vorjahren, während es bei den 14- bis 49-Jährigen mit 7,8 Prozent bei 0,50 Millionen latente Abnutzungserscheinungen gab. Zuletzt wurden hier 8,9 und 9,0 Prozent verzeichnet. Allerdings startete die ARD-Karriere von Nuhr 2011 mit nur 8,0 Prozent aller und 7,2 Prozent der jungen Konsumenten noch deutlich schwächer - damals allerdings am härter umkämpften Samstagabend gegen 22:15 Uhr.

Eine exzellente Figur machte tags darauf der «heute-show»-Rückblick im ZDF, der zur gewohnten Zeit um 22:30 Uhr ausgestrahlt wurde und abermals die wachsende Beliebtheit der Sendung unter Beweis stellte. Mit 3,77 Millionen Zuschauern wurden sogar die 3,10 Millionen des Vorjahres locker in den Schatten gestellt, der Marktanteil verbesserte sich von 13,0 auf 14,7 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden mit 1,07 Millionen und sensationellen 11,5 Prozent abermals neue Rekordwerte verbucht. Hier war bislang allerdings die erste Sendung dieser Art im Dezember 2011 mit 1,04 Millionen und 10,4 Prozent vorherrschend. Im Zusammenspiel hiermit gelang im Anschluss auch dem «Satirischen Jahresrückblick» ein großer Erfolg, denn mit immerhin noch 2,71 Millionen Fernsehenden wurde nach 23:10 Uhr noch ein neuer Reichweiten-Rekord gemessen. Schon im Vorjahr standen tolle 2,38 Millionen zu Buche, während zwischen 2006 und 2012 nur ein einziges Mal die Zwei-Millionenmarke geknackt wurde. Die Marktanteile konnten sich mit guten 13,7 Prozent insgesamt sowie fantastischen 10,5 Prozent der Jüngeren ebenfalls absolut sehen lassen.

Urban Priols «Tilt! - Tschüssikowski 2014» kam auf eine durchschnittliche Reichweite von 3,35 Millionen, was einem minimalen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Deutlicher fiel der Verlust hinsichtlich des Marktanteils aus, der von tollen 15,9 Prozent auf immerhin noch gute 13,1 Prozent fiel. Bei den Jüngeren steigerte sich die Zuschauerzahl gar leicht auf 0,68 Millionen, aufgrund der deutlich höheren Gesamtfrequentierung sank der Marktanteil dennoch von 7,3 auf 6,5 Prozent. Im kleineren Rahmen durfte sich auch Oliver Kalkofe freuen, dessen «Fresse 2014» auf rund 0,40 Millionen Fernsehende gelangte. Die Marktanteile lagen bei gut einem Prozent aller sowie über zwei Prozent der umworbenen Zuschauer.

Reichweitenentwicklung des «ARD-Jahresrückblicks»

2009: 2,66 Millionen
2010: 2,89 Millionen
2011: 1,74 Millionen
2012 und 2013 keine Sendung
2014: 2,56 Millionen
Zuschauer ab 3 Jahren
Weitgehend unbeachtet blieb derweil der «ARD-Jahresrückblick», der nach Pausen in den vergangenen beiden Jahren diesmal wieder auf die Mattscheibe zurückkehrte. Während er zuvor jahrelang erst nach 22 Uhr auf das Publikum losgelassen wurde, kam er am Montag, den 15. Dezember, bereits zur besten Sendezeit zum Einsatz. Notiz nahmen hiervon allerdings nur 2,56 Millionen Menschen, was völlig enttäuschenden 7,9 Prozent des Gesamtpublikums entsprach. Bei den 14- bis 49-Jährigen lief es mit 7,0 Prozent bei 0,83 Millionen immerhin leicht überdurchschnittlich - und zudem besser als in den letzten fünf Jahren seiner Ausstrahlung, wo nur 4,9 bis 6,8 Prozent verzeichnet wurden. Insgesamt schnitt er hingegen nur 2011 mit 6,3 Prozent noch schwächer ab als diesmal, zuvor wurden Werte zwischen 9,1 und 13,8 Prozent ermittelt.

ProSieben bestückte gleich zwei Donnerstagabende mit über dreistündigen Jahresrückblicken. Den deutlich größeren Erfolg verzeichnete dabei «TV total» am 18. Dezember, dessen Highlights auf überraschend starke 15,5 Prozent Zielgruppenmarktanteil bei 1,53 Millionen jungen Zuschauern gelangte. Besser lief es zuletzt vier Jahre zuvor mit 17,6 Prozent, seither wurden nur noch 12,5 bis 14,4 Prozent generiert. Nicht ganz so stark präsentierte sich Stefan Raab beim Gesamtpublikum, wo die Zwei-Millionenmarke mit 1,98 Millionen wie im Vorjahr knapp verfehlt wurde. Immerhin: Mit 7,3 Prozent lag man ebenfalls auf einem so hohen Niveau wie seit 2010 nicht mehr. Der «red!»-Rückblick der Stars kam eine Woche zuvor hingegen nur auf weitaus unspektaklulärere 11,3 Prozent der Zielgruppe, insgesamt wurden 1,66 Millionen und 6,2 Prozent erreicht. Damit ging in beiden Konsumentengruppen der Marktanteil gegenüber dem Vorjahr um einen halben Prozentpunkt zurück, die Reichweite lag zuletzt bei 1,74 Millionen.

Bei «Album - Bilder eines Jahres» hat sich das ZDF seit 2011 darauf festgelegt, die einstündige Sendung jeweils am Zweiten Weihnachtstag um 19:15 Uhr auszustrahlen. Die Quoten sind seither zumindest beim Gesamtpublikum kontinuierlich rückläufig: Mit 3,46 Millionen Zuschauern und zumindest noch leicht überdurchschnittlichen 13,2 Prozent Marktanteil verfehlte man erneut die Zahlen des Vorjahrs, wo immerhin noch 3,62 Millionen bzw. 13,6 Prozent zusahen. Alles in allem präsentiert sich die Sendung allerdings nach wie vor sehr stabil: Seit 2007 lagen die Marktanteile stets zwischen 13,2 und 14,9 Prozent. In der jüngeren Zuschauergruppe verbesserte man sich zudem mit 0,83 Millionen und 9,4 Prozent leicht gegenüber dem Vorjahr mit 8,7 Prozent, während die Ausgaben zwischen 2008 und 2012 allesamt eine Spur stärker abschnitten.

Fazit:
Im direkten Quoten-Vergleich der Formate von ARD, ZDF, RTL und ProSieben zwischen 2013 und 2014 ist unterm Strich in erster Linie auffällig, dass sich nahezu überhaupt nichts getan hat. Nach 3,14 Millionen Zuschauern im Vorjahr kamen die 13 hier analysierten Sendungen, die in beiden Jahren ausgestrahlt wurden, diesmal auf 3,12 Millionen. Größter Verlierer ist dabei «Menschen 2014», das allerdings auch auf einem deutlich undankbareren Sendeplatz an den Start ging. Um über eine halbe Million legten hingegen die «heute-show» und «2014 - Das Quiz» zu. Auch hinsichtlich der Marktanteile lässt sich bei den Jahresrückblicken durchschnittlich kaum eine Veränderung ausmachen: Sowohl beim Gesamtpublikum als auch bei den 14- bis 49-Jährigen standen im Schnitt in diesem wie im letzten Jahr jeweils rund zwölf Prozent auf dem Papier. In Anbetracht dieser unterm Strich doch sehr konstanten Erfolge verwundert die große Jahresrückblicks-Schwemme im deutschen Fernsehen kaum - und ist gewiss auch für das kommende Jahr wieder zu erwarten.
01.01.2015 11:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/75398