Wie «DSDS» in Deutschland muss auch «American Idol» mit einer nicht enden wollenden Talfahrt in Sachen Quoten zurechtkommen. Am 7. Januar kehren beide Formate Zurück. WIe schlug sich «Idol» zuletzt?
Staffel-Reichweiten von «Idol» (inkl. Wiederholungen)
- 10: Mittwochs 25,97 Mio. / Donnerstags 23,87 Mio.
- 11: Mi 19,81 Mio. / Do 18,33 Mio.
- 12: Mi 15,04 Mio. / Do 14,65 Mio.
- 13: Mi 11,94 Mio. / Do 11,43 Mio.
Nach der Jahrtausendwende brach die Ära der Casting-Shows an. Es begann mit «Pop Idol» in Großbritannien, woraufhin «American Idol» als Vorreiter in den USA folgte und dort Fox zu großartigen Erfolgen führte. Der Gesangswettbewerb findet sich bereits unter den erfolgreichsten Shows in der Geschichte des amerikanischen Fernsehens. In jeder Season zwischen 2003/2004 und 2010/2011 stand das Format entweder bezüglich seiner Gesamtperformance oder durch seine Entscheidungsshow auf der Spitzenposition bei den Fernsehratings in den USA. Früh entdeckte auch der deutsche Markt das Quotenpotenzial für sich, wonach RTL mit «Deutschland sucht den Superstar» einen deutschen Ableger ins Fernsehprogramm entließ, der ebenfalls Bäume ausriss. Am gleichen Tag, nämlich am Mittwoch, dem 7. Januar 2015, starten «American Idol» und «DSDS» in ihre 14., beziehungsweise zwölfte Staffel. Doch die Fassade bröckelt. Staffel um Staffel müssen sich die ausstrahlenden Sender mit weniger Zuschauern begnügen.
Zu viele Castingshows oder Casting-Müdigkeit der Zuschauer? Beides, denn ähnliche Formate wie «The Voice» und «The X Factor» führten sowohl in den USA als auch in Deutschland zu einem Casting-Überangebot, das die Fernsehenden so langsam entnervte. Stetig versucht «DSDS» frischen Wind in sein Format zu bringen, mit dem mittlerweile obligatorischen Jury-Wechsel-Dich oder kleinen Veränderungen am Konzept. Kaum vorzustellen, dass die Finalshow der ersten Staffel im März 2003 in der Spitze noch bis zu 15 Millionen Menschen verfolgten. Jedoch ging es ab einem gewissen Zeitpunkt stetig abwärts. Nachdem bereits die Staffeln in den Jahren zuvor neue Negativwerte für die Show um Pop-Titan Dieter Bohlen bereithielten, stand zur elften Runde im Jahr 2014 mit im Schnitt 17,4 Prozent (nach zuvor 20,9 Prozent 2013) ein neuer Tiefstwert fest, der zwar noch immer weit über dem RTL-Schnitt liegt, aber dem Aufwand immer weniger gerecht wird. Zur neuen Staffel versucht RTL den Doku-Charakter zu stärken und zeigt nur noch eine Live-Show, womit das Format wohl noch mehr Affektfernsehen beinhaltet.
Eine ähnliche Problematik, wenn auch einen längeren Atem, weist «American Idol» in den USA auf. Wie «DSDS» gelang es der Castingshow im Rahmen der ersten Staffel sich im Vergleich zu den vorangegangenen Durchläufen zu verbessern. So verfolgten Staffel zwei im Schnitt noch um die 20 Millionen Zuschauer, was sich bis zu Staffel sechs kontinuierlich auf im Mittel über 30 Millionen Interessierte steigerte, ehe der Abwärtstrend einsetzte. Mit der im Mai 2014 beendeten 13. Staffel verlor «Idol» gegenüber dem Vorjahr sogar in einem noch größeren Ausmaß als sein deutsches Pendant. Host Ryan Seacrest brachte mit Keith Urban einen der Juroren aus der Vorstaffel mit, die wesentlich bekannteren Stars Mariah Carey und Nicki Minaj kehrten dafür «Idol» den Rücken und wurden durch Jennifer Lopez und dem früheren Show-Mentor Harry Connick jr. ersetzt. In Sachen Produktion traten auch Veränderungen auf, so wurden die Executive Producers Nigel Lythgoe und Ken Warwick durch Per Blankens, Jesse Ignjatovic und Evan Pragger ersetzt. Auch die Regisseure der Castings und Live-Shows wurden ersetzt.
Wahrscheinlich hängen diese Personalien hinter den Kulissen auch mit Konzeptänderungen im Rahmen der dreizehnten Staffel zusammen, denn erstmals durften die Kandidaten in den Finalrunden auch ihre eigenen Hits performen, während die Major-Labels in Deutschland einen großen Einfluss auf die Musikwahl der Teilnehmer ausüben. Darüber hinaus verabschiedete sich mit Mike Darnell auch FOX‘ Programmchef, der «Idol» 2002 noch aus der Wiege hob. Stattdessen sollte David Hill, der bislang nur für Fox Sports arbeitete, die Serie überwachen. Wie sich diese Änderungen konkret auf das Abschneiden der Casting-Show ausübten, bleibt unklar. Allerdings verschlechterte sich «Idol» in seiner dreizehnten Staffel dramatisch, weshalb die bevorstehende vierzehnte Runde wegweisend für FOX sein wird.
Zunächst sendete «Idol» mittwochs und donnerstags, wo sie sich vor allem am Donnerstag einer starken Konkurrenz ausgesetzt sahen, als CBS mit «The Big Bang Theory» aufwartete und anfangs noch die Olympischen Winterspiele vonstattengingen. So startete die Gesangs-Competition am 15. Januar mit 15,19 Millionen Zuschauern in seine dritte Staffel und holte damit bei den 18- bis 49-Jährigen gute 13 Prozent. Bis zum 30. Januar gab die Gesamtreichweite von Episode zu Episode ab, sodass zur Episode sechs nur noch 11,42 Millionen Interessierte mit von der Partie waren, die neun Prozent in der Zielgruppe generierten. Noch bis zum 13. Februar hielt sich «Idol» reichweitentechnisch im zweistelligen Millionenbereich und unterhielt stets nicht weniger als neun Prozent der umworbenen Fernsehenden. In der 39 Ausgaben umfassenden 13 Staffel gelang dies der von Simon Fuller erfundenen Show ab dem 18. Februar und damit ab Episode 11, als «Idol» auch ausnahmsweise dienstags auf Sendung ging, nur noch fünf Mal, das Finale eingerechnet.
Drei der benannten fünf Folgen lagen zwischen dem 26. Februar und dem 5. März, im Rahmen derer der Marktanteil beim jungen Publikum trotzdem auf in dieser Staffel unerreichte sieben Prozent fiel. Ab dem 6. März war diese Zielgruppenquote jedoch die Norm beim langlebigen Castingformat, am 13. März wurde dieser Wert mit sechs Prozent sogar überboten. Nahezu jede Woche stand ein neuer Tiefstwert ins Haus, wobei die Reichweite in einigen Fällen bereits ab Ende März unter acht Millionen Beteiligte fiel. 7,72, beziehungsweise 7,63 Millionen Zuschauer schalteten am 3. und 10. April zu FOX, was in beiden Fällen nur für fünf Prozent bei den Jüngeren reichte. Noch bis zum Finale am 21. Mai wechselten sich fünf und sechs Prozent bei den Zuschauern zwischen 18 und 49 Jahren ab, die schlechteste Reichweite der Staffel verbuchte am 20. Mai ausgerechnet die letzte Episode vor dem Finale, die 6,76 Millionen Zuschauer anlockte. Immerhin gelangte «Idol» im Zuge der Finalshow zu 10,53 Millionen Interessierten, mit einer Sehbeteiligung von neun Prozent seitens der jungen Zuschauer.
So verfolgten im Schnitt 9,79 Millionen Menschen die Ausgaben der 13. «Idol»-Staffel, womit, wie bei «DSDS» in Deutschland, die neuste Staffel gleichbedeutend mit der am schlechtesten laufenden Staffel ist. Auch in der Zielgruppe läuft es nicht mehr so gut wie einst, denn noch rund 7,6 Prozent der 18- bis 49-Jährigen schalten im Schnitt ein. Neigt sich die Ära der Casting-Shows ihrem Ende zu?