«The Big Surprise»: Palina unter Druck

Nach einigen Misserfolgen in jüngster Vergangenheit feierte am Donnerstag das vielleicht wichtigste Format der Moderationshoffnung seine Premiere. Inhaltliche Innovationen blieben zwar aus, Spaß machte es dennoch.

Über einen Mangel an Beschäftigung hat Palina Rojinski gewiss nicht zu klagen, schließlich gehört sie zu den derzeit hoffnungsvollsten Nachwuchskräften des deutschen Fernsehens und spielte bereits in mehreren sehr erfolgreichen Kino-Produktionen mit. Doch abseits von «Circus HalliGalli» und der Casting-Show «Got to Dance» sind die großen Erfolge zuletzt vermehrt ausgeblieben: «Offline - World Wide Weg» erzielte im vergangenen Sommer bestenfalls durchschnittliche Werte, ihre «Crazy Dates» floppten übel und auch ihr RTL-Ausflug bei «Was wäre wenn?» fand kaum Zuschauer. Am Donnerstagabend präsentierte sie nun mit «The Big Surprise - Dein schönster Albtraum» erstmals im Alleingang eine Primetime-Show auf ProSieben, die nicht gerade durch allzu großen konzeptionellen Einfallsreichtum bestach. Dafür überzeugte der Neustart durch Kurzweil und hohem Unterhaltungswert.

In einer gut zweistündigen Show erfüllte Palina die Herzensträume ganz normaler Menschen, nachdem sie diese mit der Unterstützung ihrer Freunde und Kollegen ihren ganz persönlichen Horror hat erleben lassen. So wird ein 20-jähriger "Bravo"-Azubi mit der vermeintlich grenzenlosen Arroganz von The BossHoss konfrontiert, die ihn bei einem Interview mehrmals böse auflaufen lassen. Eine Kellnerin muss live mit ansehen, wie ihr lieb gewonnenes Auto zertrümmert wird und eine Bäckerei-Mitarbeiterin durchlebt eine dramatische Kunden-Situation nach der nächsten - bevor sie alle schlussendlich großzügig durch Motorräder, Autos oder Reisen entschädigt werden.

Das Grundprinzip der Sendung ist ebenso altbekannt wie bewährt und lockt bei «Verstehen Sie Spaß?» noch heute regelmäßig mehr als fünf Millionen Menschen vor die Fernsehgeräte. Auch die Idee, den eigenen Freunden ein ebenso überraschendes wie unangenehmes Fernseherlebnis zukommen zu lassen, weckt Erinnerungen an die kürzlich zur abendfüllenden Show aufgeblasenen «HalliGalli»-Rubrik «Mein bester Feind» (Foto). Tatsächlich gibt es kaum Ideen oder Momente in «The Big Surprise», die man noch nicht in ähnlicher Form bereits gesehen hat. Insofern hat die bis dato noch nicht weiter in Erscheinung getretene Produktionsfirma FischWillWurm Media keine allzu bedeutungsvolle Arbeit geleistet.

Nimmt man den Faktor Innovation allerdings aus der Gesamtbewertung heraus, gibt es diverse Gründe für Lob: Die Streiche sind überwiegend gut durchdacht und spannend aufgemacht, ohne eine allzu übertriebene Inszenierung zu betreiben - lediglich bei der Auflösung der Streiche und der Verleihung der Preise neigt man etwas zur Gefühlsduselei. Die Clips sind vielleicht eine Nuance zu lang geraten, wirken im Vergleich zu den von Endemols Florida TV verantworteten Einspielern bei «Joko gegen Klaas» und «Mein bester Feind» allerdings deutlich weniger in die Länge gezogen. Somit bleibt man auch bei einer deutlich konsumentenfreundlicheren Sendezeit von gut zwei Stunden brutto statt der insbesondere am Samstag inzwischen fast schon üblichen drei bis vier Stunden. Verbesserungsbedarf gibt es allerdings bei den Überleitungen zur Werbung bzw. zur Rückkehr daraus, die hier doch sehr abrupt und lieblos daherkommen.

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War in Ordnung, da kann man zumindest mal reinschauen.
18,2%
Ganz mies, das muss ich nicht noch einmal sehen.
12,8%
Habe es (noch) nicht gesehen.
10,4%


Löblich ist auch, dass sämtliche Protagonisten einen durchweg authentischen und bodenständigen Eindruck machen - so auch die Moderatorin selbst, die auf eine sympathische Art und Weise mitfiebert und dabei zu keinem Zeitpunkt so wirkt, als wolle sie sich allzu aufdringlich selbst in Szene setzen. Insofern ist «The Big Surprise» unter dem Strich eine durchaus gelungene Sendung, die keinen Preis für besondere Kreativität verdient hat, in Sachen handwerklicher Umsetzung und authentischer Inszenierung allerdings recht weit oben mitspielt. Ob es weitere Ausgaben des Formats gibt, wird nicht zuletzt auch durch die Einschaltquote entschieden werden - an einem Abend ohne nennenswerte Show-Konkurrenz sollte Palina hier schon über den Senderschnitt von zuletzt gut elf Prozent gelangen. Inhaltlich kann man jedenfalls schon einmal leise nach einer Fortsetzung rufen.
16.01.2015 00:20 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/75711