Das ZDF will live in einer abendfüllenden Sendung Eier ausbrüten. Das klingt schräg - und wird entweder ganz großartig oder richtig bescheuert. Ein Kommentar.
Nur selten werden Formate angekündigt, von denen man sich im Vorfeld zwei völlig konträre Bilder macht: Eines, in dem die geplante Sendung völlig scheitern und wochenlang zum Gespött der Branche werden wird. Und eines, in dem man – nach einer gelungenen Umsetzung – den Machern hinterher ein fröhliches Chapeau! zurufen wird. Ein Mittelweg scheint nicht denkbar, entweder es wird ganz großartig oder ganz entsetzlich.
Ein solches Format ist «Das große Schlüpfen». Schon der Titel klingt seltsam, aber das Konzept kann diesen Eindruck noch toppen: Johannes B. Kerner wird moderieren, wie live Enten, Katzenhaie und Eidechsen ausgebrütet werden, aufgelockert durch Studiogäste wie Armin Rohde, der von seiner Expedition in den Alpen erzählen will, wo er sich auf die Suche nach Europas größtem Raubvogel gemacht hat. Als abendfüllende Sendung kurz vor Ostern. Echt jetzt.
Man kann sich das nun ganz, ganz furchtbar vorstellen: Wie Kerner, nachdem er in tagelanger Nacharbeit seine Kärtchen mit allerhand schrecklich suggestiven Fragen vollgekritzelt hat, eben jene vorliest. Wie weite Sendestrecken damit verbracht werden, Prominenten beim Entenknuddeln zuzuschauen. Wie alle gezwungen fröhlich in die Kameras grinsen. Wie stundenlang so ziemlich gar nichts passiert, außer Peinlichkeiten. Wie man einige der gerade ausgebrüteten, sehr, sehr flauschigen Tiere wenige Monate später bei der großen ZDF-Sommer-Grill-Show wiedersehen wird.
Mit etwas gutem Willen kann man sich das aber auch diametral anders vorstellen. Wie Johannes B. Kerner elegant und charmant durch die Sendung führt (Doch! Wirklich!). Wie mit viel Augenzwinkern das „Event“ zu einer netten Familienshow herunterstilisiert wird, die nicht durch penetrante Superlative ihre Existenzberechtigung verteidigen will. Wie man sich ein bisschen Wahnsinn traut, ohne ihn – wie bei «Wetten, dass..?» – in einem überkommenen Korsett zu präsentieren, in dessen Rahmen zuerst noch Bürgermeister begrüßt werden müssen. Wie Stars angenehm unprätentiös frisch geschlüpfte Enten knuddeln, das aber nicht zum dramaturgischen Rettungsanker wird. Wie all die flauschigen Schnuffis nach der Sendung auf eine Farm ziehen, wo sie Kerner einmal im Jahr besuchen wird.
Nur um eines bitte ich: Dass sich amerikanische Superstars unter den Gästen befinden.
Aus offensichtlichen Gründen.